Kein Zutritt für Rotes Kreuz

Syrien: Truppen lassen Helfer nicht nach Homs

03.03.2012


UNO-Generalsekretär: "Grausige Berichte" über Tötungen und Folter.

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© Reuters
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Die Truppen des syrischen Präsident Bashar al-Assad haben die Bombardierung der Protesthochburg Homs ausgeweitet und dem Roten Kreuz Zugang zu der seit Wochen eingeschlossenen Bevölkerung verweigert. Die Armee nahm am Samstag einen Wohnbezirk unter Beschuss, in den Tausende Zivilisten geflohen waren, wie Aktivisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sprach von "grausigen Berichten über standrechtliche Erschießungen, willkürliche Festnahmen und Folter" in der drittgrößten Stadt des Landes. Die Türkei warf Assad ebenfalls Massaker und Kriegsverbrechen vor.

Das Syrische Netzwerk für Menschenrechte sprach von einem "reinen Racheakt" der Soldaten, die in Homs mit Minenwerfern und Maschinengewehren auf den Bezirk Jobar feuerten. Jobar liegt neben dem großteils zerstörten Stadtviertel Baba Amro, aus dem sich Rebellenkämpfer nach fast einmonatiger Belagerung durch Regierungstruppen zurückgezogen hatten. Wegen der schwierigen Kommunikationsbedingungen lägen noch keine Berichte über die Zahl der Opfer vor, erklärte das Netzwerk.

Kein Zutritt für Rotes Kreuz
Das Rote Kreuz erhielt noch immer keinen Zugang zu Baba Amro, wo viele Menschen seit Wochen bei eisigen Temperaturen ohne Lebensmittel und Möglichkeit zum Heizen eingeschlossen sind. Ein Konvoi von sieben Lastwagen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) und des syrischen Roten Halbmondes sollte Lebensmittel und Medikamente nach Baba Amro bringen. Das Rote Kreuz ist als einzige internationale Hilfsorganisation in Syrien präsent.

Aktivisten befürchten, dass die Truppen den Hilfsorganisationen keinen Zutritt gewähren, weil sie keine Zeugen für ein Massaker an den Widerständlern haben wollen. Baba Amro war zu einem Symbol für den seit einem Jahr anhaltenden Aufstand gegen das repressive Assad-Regime geworden. Dem Roten Kreuz zufolge hatte der Hilfskonvoi grünes Licht von den Behörden bekommen. Die Truppen vor Ort hätten die Lieferung dann jedoch wegen der Gefahren - etwa durch Minen - gestoppt. Der britische Pressefotograf Paul Conroy, der Anfang der Woche aus Homs entkommen war, nannte das Vorgehen der Armee ein "wahlloses Massaker an Männern, Frauen und Kindern".

Ban: "Grausige Berichte"
Auch unter ausländischen Spitzenpolitikern nahmen die Sorgen zu, dass die Truppen in dem Viertel Gräueltaten begangen haben und dies auch weiterhin tun. UNO-Generalsekretär Ban sagte vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York, bei dem Angriff der Armee habe es viele Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben. "Wir erhalten weiterhin grausige Berichte über standrechtliche Erschießungen, willkürliche Festnahmen und Folter." Ein syrischer Spitzendiplomat bei den UNO wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, Ban sei falsch informiert.

Die Türkei warf dem Assad-Regime ebenfalls vor, "tagtäglich" Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. "Ich sage dies ganz deutlich nach all den Massakern und Verbrechen, die den Charakter von Kriegsverbrechen haben", sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bei einer Pressekonferenz mit seinem italienischen Amtskollegen Giulio Terzi. Mit ihrer kompromisslosen Haltung habe die syrische Führung alle Türen für einen Dialog zugeschlagen. Beide Außenminister verurteilten zudem die Blockade von dringend benötigten Hilfslieferungen.

Auch in anderen Landesteilen hielten die Unruhen an. Aktivisten berichteten von Massenverhaftungen und der Tötung von sechs Soldaten. Bei einem Begräbnis von getöteten Demonstranten in der Stadt Deir al-Zor hätten Polizisten zudem drei junge Männer erschossen. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete zudem von einem Selbstmordanschlag mit zwei Toten in der südlichen Stadt Deraa. Aktivisten bestritten jedoch, dass es sich bei der Explosion um einen Selbstmordanschlag handelte.


 
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