Ukraine-Krieg
Experte sieht Wendepunkt: "Im Kreml sind alle sehr nervös"
07.11.2025"Der Krieg ist für Russland so nicht zu gewinnen"
Der renommierte Militär- und Sicherheitsexperte Joachim Krause sieht den russischen Präsidenten Wladimir Putin zunehmend in die Enge getrieben. Wie der Experte gegenüber n-tv berichtet, hat Russland bei den monatelangen Kämpfen um die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine rund 120.000 Soldaten verloren – an Toten, Verwundeten oder dauerhaft kampfunfähigen Männern. Diese Zahlen zeichnen ein dramatisches Bild der Lage an der Front und deuten darauf hin, dass Moskau für seine militärischen Offensiven einen immer höheren Preis zahlt.
Enorme Verluste
Krause bezeichnet die russischen Verluste als „katastrophal“ und warnt, dass sie auf Dauer nicht kompensiert werden können. Zwar gelinge es Russland, immer wieder neue Soldaten einzuziehen – doch diese seien oft schlecht ausgebildet, unzureichend ausgerüstet und schlecht motiviert. Die Folge seien hohe Ausfallraten und eine zunehmend geschwächte Kampfmoral. Hinzu kommen logistische Probleme, veraltete Ausrüstung und eine ineffiziente militärische Führung, die taktische Fehler nicht korrigiere.
Die Offensive im Donbass habe Russland nur minimale Geländegewinne gebracht, während die Verluste an Menschen und Material enorm seien. Laut Krause stehe die russische Militärführung damit vor einem Dilemma: Einerseits will Putin militärische Erfolge vorweisen, um seine Macht im Inland zu sichern, andererseits verschleißt er seine Armee in einem zermürbenden Stellungskrieg.
Nervosität im Kreml
Diese Situation hat auch innenpolitische Folgen. In Moskau wächst offenbar der Druck auf die politische Führung, die zunehmenden Verluste zu rechtfertigen. Beobachter sprechen von einer spürbaren Nervosität im Kreml – insbesondere vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen und der wirtschaftlichen Belastung durch den Krieg. „Im Kreml sind alle sehr nervös“, betont Krause gegenüber n-tv.
Krause sieht in den aktuellen Entwicklungen einen möglichen Wendepunkt im Ukraine-Krieg. Während die Ukraine trotz eigener Verluste weiter auf westliche Unterstützung zählen kann, gerät Russland militärisch und wirtschaftlich immer stärker unter Druck. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte Putin gezwungen sein, seine Strategie grundlegend zu überdenken. "Der Krieg ist für Russland so nicht zu gewinnen", so Krause. Gleichzeitig betont der Experte aber auch, dass die Ukraine den Konflikt auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen könne.