Kremlchef ortet "Ideologie der aggressiven Russophobie"
Russlands Präsident Wladimir Putin warnt vor Versuchen einer angeblichen "Dekolonisierung" Russlands. Die sei ein Teil des Informationskrieges gegen Russland, sagte Putin am Mittwoch in Moskau bei einer Sitzung zur Nationalitätenpolitik. "Immer öfter ist von einer gewissen 'Dekolonisierung' Russlands die Rede, die eigentlich eine Zerschlagung der Russischen Föderation ist", sagte der Kremlchef.
Putin: Ohne Russen gibt es kein Russland
"Man hat sogar den besonderen Begriff 'Post-Russland' erdacht, also ein Territorium ohne Souveränität, aufgeteilt in kleine, dem Westen unterworfene Splitter", so Putin. Er sprach von einer "Ideologie der aggressiven Russophobie", die sich gegen alle Völker des Landes richte, "denn ohne die Russen als Volk, die russische Ethnie, ohne diesen Faktor gibt es kein Russland". Seiner Einschätzung nach gelinge es den Gegnern aber nicht, ethnische Unruhe im Land zu schüren.
In der Kolonialismus-Forschung gilt Russland als Imperium, das keine Kolonien in Übersee erobert hat, sondern sich durch Unterwerfung seiner Nachbarvölker ausgedehnt hat - in Osteuropa, Sibirien, im Kaukasus und in Zentralasien.
Zwei neue Feiertage
Seit der Niederschlagung des Unabhängigkeitsstrebens von Tschetschenien im Nordkaukasus gibt es in Russland keine separatistischen Bewegungen mehr. Politologen schließen aber nicht aus, dass bei einer Niederlage im Ukraine-Krieg oder einem Sturz Putins nicht-russische Landesteile wie Tatarstan oder Jakutien von Moskau abfallen könnten. Die Äußerungen des Kremlchefs zeigen, dass er sich solcher Diskussionen bewusst ist.
Die Behörden sollten schnell auf jeden Fall ethnischer Konflikte reagieren, sagte Putin. Um das Bewusstsein für Russland als Vielvölkerreich zu stärken, führte er zwei Feiertage ein: Den Tag der kleinen indigenen Völker Russlands und den Tag der Sprachen der Russischen Föderation.