USA

US-Wahlkämpfer vereinnahmen Orlando-Terrorakt

13.06.2016

Republikaner-Kandidat Trump forderte Obama zum Rücktritt auf.

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© Reuters
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Das Massaker von Orlando mit 50 Toten ist binnen Stunden zum Zankapfel im US-Wahlkampf geworden. Während die Ermittlungen zu den Motiven des Täters und einer möglichen Verbindung zur Terrormiliz IS noch laufen, holte Präsidentschaftskandidat Donald Trump zum Schlag gegen US-Präsident Barack Obama aus und forderte ihn zum Rücktritt auf.

Trump kritisierte, dass Obama in seiner Stellungnahme nicht die Worte "radikaler Islamismus" benutzt habe. Trump selbst geriet unter Beschuss, weil seine Äußerungen wie Besserwisserei gedeutet wurden und er zunächst kein Wort für die Hinterbliebenen übrig hatte.

"Akt des Terrors und des Hasses"
In der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) hatte in Orlando (Florida) ein 29-jähriger Mann in einem Homosexuellen-Klub 50 Menschen getötet und 53 weitere verletzt. Erst Stunden nach den ersten Schüssen stürmten Polizisten den Club und erschossen den Attentäter. Obama sprach von einem "Akt des Terrors und des Hasses" und der schlimmsten Bluttat eines Todesschützen in der US-Geschichte. Er ordnete Trauerbeflaggung an allen Bundesgebäuden in den USA an.

Die Bundespolizei FBI erklärte, der von den Ermittlern als Omar Mateen identifizierte Mann habe sich in einem Anruf bei der Polizei im unmittelbaren Zusammenhang mit der Bluttat zum Islamischen Staat (IS) bekannt. Zudem behauptete eine IS-nahe Nachrichtenagentur, den Angriff habe ein Kämpfer der Terrormiliz ausgeführt.

"Radikaler Islam"
Die Ermittlungsbehörden legten sich zunächst auf kein Motiv fest. Es wurde auch in Richtung eines sogenannten Hassverbrechens ermittelt. Auch Obama betonte: "Wir haben noch kein endgültiges Urteil gefällt, was die genaue Motivation des Killers angeht." Ganz anders Trump: Er forderte auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton auf, aus dem Rennen um das Weiße Haus auszusteigen, weil sie die Wörter "radikaler Islam" ebenfalls nicht verwendet habe. Der führende Republikaner und Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sagte, die USA befänden sich "im Krieg gegen islamistische Terroristen".

Der Täter, ein US-Bürger mit afghanischen Eltern, hatte gegen 2.00 Uhr kurz vor der Schließung des Nachtclubs "Pulse" das Feuer auf die Besucher eröffnet. Etwa drei Stunden später wurde der mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15 und einer Handfeuerwaffe ausgerüstete Mann in einem Feuergefecht mit elf Polizisten getötet. Zuvor hatten sich die Beamten eigenen Angaben zufolge unter anderem mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang zum Club verschafft.

Job bei Sicherheitsfirma
Wie bekannt wurde, arbeitete Mateen für eine Sicherheitsfirma in Florida und erwarb seine Waffen kurz vor der Tat legal. Das konnte er, obwohl das FBI 2013 und 2014 gegen ihn ermittelte. Dabei sei es auch um mögliche Verbindungen zum IS gegangen, sagte ein Vertreter der US-Bundesbehörde vor Journalisten.

Hass gegen Homosexuelle
Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Stattdessen deutete er an, dass sein Sohn starke Antipathien gegen Homosexuelle gehegt habe. Omar sei einmal sehr ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. Mateens 2011 von ihm geschiedene Ex-Frau sagte, ihr Mann sei gewalttätig und psychisch labil gewesen. Sie bezeichnete ihn als nicht sehr religiös.

Ein noch schlimmeres Blutbad in dem Club, wo sich zum Tatzeitpunkt nach Polizeiangaben mehr als 300 Menschen aufhielten, wurde wohl nur knapp vermieden. Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. "Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden", sagte der örtliche Polizeichef John Mina. Der Täter sei "sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen".

Dutzende Schüsse
Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Folge - mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. "Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch."

Die tödlichen Schüsse dürften im US-Wahlkampf die Debatte über die Waffengesetze neu anheizen. Einige US-Kongressmitglieder forderten umgehend schärfere Regelungen für den Verkauf von Waffen. Der demokratische Senator Robert Casey kündigte noch für Montag einen entsprechenden Gesetzentwurf an. Obama wollte gegen den Widerstand der mächtige Waffen-Lobby wiederholt die Waffenvorschriften verschärfen, scheiterte aber am Kongress, der von den Republikanern kontrolliert wird.

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