Tschetschenien

Menschenrechtsaktivistin tot aufgefunden

15.07.2009

Natalja Estemirowa war eine bekannte Regierungskritikerin.

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In der russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien ist eine bekannte Menschenrechtsaktivistin entführt worden und wenige Stunden später tot aufgefunden worden. Wie russische Nachrichtenagenturen berichteten, wurde die Leiche der Russin Natalja Estemirowa, die erschossen wurde, am Mittwoch in der Nachbarrepublik Inguschetien nahe der Grenze entdeckt.

Estemirowa war am frühen Morgen vor ihrer Wohnung in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny unter Gegenwehr gewaltsam von mehreren Männern in ein Auto gezerrt worden. Sie war 2007 mit dem Anna-Politkowskaja-Preis ausgezeichnet worden. Das Innenministerium in Grosny kündigte eine Prüfung des Falls an. Weder die Entführung noch der Tod wurden offiziell bestätigt.

Bekannte Regierungskritikerin
Die 50-jährige Regierungskritikerin Estemirowa, die die Nichtregierungsorganisation Memorial in Grosny der Hauptstadt der hauptsächlich von Muslimen bewohnten Kaukasus-Republik Tschetschenien leitete, hatte nach Angaben eines Kollegen kürzlich zum Missfallen der örtlichen Behörden eine Hinrichtung kritisiert. Estemirowa hatte außerdem seit 1999 Beweise über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien gesammelt. Die Aktivistin habe gerufen, dass sie entführt werde, berichteten Augenzeugen nach dem Überfall auf die Aktivistin am Mittwoch.

Immer wieder Schauplatz von Gewalt
Wegen Unabhängigkeitsbestrebungen in Tschetschenien war die Region immer wieder Schauplatz von Gewalt. Moskau hatte im April seinen Anti-Terror-Einsatz, der mit dem Zweiten Tschetschenien-Krieg im Jahr 1999 begann, für beendet erklärt. Experten vermuteten dahinter nicht zuletzt Sparmaßnahmen Moskaus in Zeiten der Wirtschaftskrise.

Anna Politkowskaja war 2006 in Moskau erschossen worden. Die Journalistin gehörte zu den wenigen in Russland, die über den Feldzug der russischen Truppen in Tschetschenien kritisch berichtet und schwere Menschenrechtsverletzungen angeprangert hatten. Die Hintergründe des Mordes sind bis heute nicht geklärt.

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