Angriff von Mercedes

Neue C-Klasse 220 CDI Bluetec im Test

22.08.2014

Aktuelle Generation sagt Audi A4 und 3er BMW eindeutig den Kampf an.

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© TZ ÖSTERREICH/Artner
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Mercedes hat sich in den letzten Jahren von der Altherren-Marke zum Dynamiker entwickelt. Diese Strategie setzt nun auch die neue C-Klasse, von der im September auch die Kombiversion (T-Modell) in den Handel kommt, fort. Sie ist ordentlich gewachsen (10 cm länger, 4 cm breiter), tritt optisch deutlich sportlicher auf und bringt Innovationen in die Mittelklasse, die man bis dato nur aus der Oberklasse kannte. Klares Ziel: Mercedes will mit der neuen C-Klasse die Benchmark in der Mittelklasse setzen. Ob das gelingt, klärt der Test.

Zurückhaltung war einmal
Die sportliche Optik wurde beim Testauto zusätzlich vom AMG-Paket unterstrichen, das mit geänderten Schürzen, Schwellern, 18-Zöllern und Heckdiffusor Audi A4 und 3er BMW eindeutig die Rute ins Fenster stellt. Die Ansage lautet: „Zurückhaltung war einmal.“ Im penibel verarbeiteten Innenraum setzt sich dieser Anspruch fort. Runde Lüftungsdüsen, 3-Speichenlenkrad und Sportsitze lassen das Hutträger-Image vergessen. Das Platzangebot reicht für vier Personen locker aus. Und auch der Kofferraum ist mit seinen 480 Litern ausreichend dimensioniert. Mit der AMG-Ausstattung gibt es jedoch leider keine umlegbare Rückbank. Eine praktische Durchreiche (für Ski und Co.) ist aber vorhanden.

Alles was derzeit möglich ist
Technisch spielt die vollausgestattete C-Klasse derzeit in einer eigenen Liga. Funktionen wie Head-up-Display, unzählige elektrische Helferlein, eine Top-Soundanlage oder das Navigationssystem mit Festplatte und Online-Zugang machen das Fahren zum Genuss. Die Bedienung geht nach kurzer Eingewöhnung einfach von der Hand. Über dem Dreh- und Drücksteller gibt es ein Touchpad, das auch Handschrift erkennt, was vor allem die Eingabe von Navizielen erleichtert. Das einzige was im Cockpit etwas stört, ist der aufgesetzt wirkende Monitor. Dieser sieht aus als wäre er nachträglich hinzugefügt worden. Hier gibt es deutlich elegantere Lösungen. Dafür überzeugt der Monitor aber mit einer tollen Grafik.

Komfort oder Sport? – Die C-Klasse kann beides
Hinzu kommt ein erstmals in dieser Klasse erhältliches Luftfahrwerk, das das Spektrum zwischen Sportlichkeit und Komfort perfekt abdeckt. Je nach Wunsch des Fahrers strafft es die Muskeln oder lässt es komfortabel angehen. Über den Agility-Schalter in der Mittelkonsole kann man das Ansprechverhalten des Motors und Getriebes verändern. Her reicht das Spektrum von Eco für besonders effizientes Vorankommen, bis hin zu Sport+, wo es dann wirklich ordentlich zur Sache geht. Lenkung und Bremsen erfüllen die selbstgesteckten Ansprüche. Die Ingenieure haben es dieses Mal sogar hinbekommen, dass die Rückstellkräfte ausreichend stark sind. Hut ab!.

Wie von Geisterhand
Auf Wunsch kann man sich von der C-Klasse sogar chauffieren lassen. Die zahlreichen Assistenzsysteme wie Fahrspur-, Toter-Winkel oder Lenk-Assistent lassen die C-Klasse in Kombination mit der Distronic Plus, die den gewünschten Abstand zum Vordermann hält und bei Bedarf sogar bis zum Stillstand abbremst, kurze Strecken sogar autonom fahren. Dafür hängt sich die C-Klasse einfach an das vorausfahrende Auto und folgt ihm wie von Geisterhand sogar durch Kurven. Dabei bremst die Limousine auch selbstständig ab und fährt alleine wieder los. Im Stadtverkehr ist das eine echte Wohltat. Lässt man das Auto aber komplett alleine walten, erscheint nach rund 20 Sekunden im Info-Display jedoch die Aufforderung, dass man die Hände doch bitte wieder ans Lenkrad legen solle. Zu den weiteren nützlichen Features zählen die 360-Grad-Kamera, sowie die Rückfahrkamera, bei der das Auto sogar aus der Vogelperspektive angezeigt wird und so das Einparken zum Kinderspiel macht. Das farbige Head-up-Display zeigt neben der Geschwindigkeit und Verkehrsschildern auch Navigations-Hinweise an. Im Test erkannte das System jedoch nicht alle Verkehrsschilder einwendfrei. Manchmal zeigte es etwa einen 80er an, obwohl dieser nur für Lastwagen gegolten hat.

Antrieb
Der 170 PS starke Diesel im C220 Bluetec arbeitet mit der 7-Gang-Automatik nahezu perfekt zusammen. Letztere wird übrigens über einen Hebel hinter dem Lenkrad bedient. Das schafft in der Mittelkonsole Platz für ein geräumiges Ablagefach. Wer will, kann auch mit den Schaltpaddels am Lenkrad manuelle Gangwechsel durchführen. Auch diese gehen extrem flott vonstatten. Auf trockener Straße sorgt der Heckantrieb für eine hervorragende Traktion. Die 400 Nm Drehmoment beschleunigen die Limousine in ordentlichen 7,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Auf deutschen Autobahnen geht dem Benz erst bei 234 km/h die Luft aus. Aufgrund dieser Performance fällt der Praxisverbrauch überraschend niedrig aus. An die unrealistische Werksangabe von vier Litern auf 100 Kilometer kamen wir zwar nicht heran, aber die 5,9 Liter können sich mehr als sehen lassen. Im Eco-Modus und bei zurückhaltender Fahrweise kann man diesen Wert auch  noch um einen Liter drücken. Wer dem Auto die Sporen gibt muss aber auch mit gut sieben Litern rechnen.

Neue Benchmark mit „kleinem“ Haken
Abschließend kann man festhalten, dass Mercedes mit der neuen C-Klasse sogar den aktuellen 3er-BMW überholt hat. Der Audi A4 ist bereits in die Jahre gekommen. Hier wird 2015 der Nachfolger zum Gegenschlag ausholen. Dann bekommt auch der 3er ein Facelift, bei dem er zahlreiche moderne Assistenzsysteme bekommt. Hört sich also an, als gäbe es bei der C-Klasse gar keinen Haken. Doch dem ist leider nicht so. Denn der Preis unseres zugegeben vollausgestatteten Testautos summierte sich auf unglaubliche 73. 835 Euro. Zur Erinnerung: Wir sprechen hier von einer C-Klasse mit Vierzylinder-Diesel. Dafür bekommt man fast schon eine neue S-Klasse. Der Einstiegspreis von 33.008 Euro fällt zwar erträglich aus, doch dann muss man eben auf viele Komfort- und Sicherheits-Merkmale verzichten.

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Technische Daten
Motor: 4-Zylinder-Diesel; 2.143 ccm
Leistung: 170 PS, 400 Nm;
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 7,7 Sekunden; 234 km/h
Testverbrauch: 5,9 l/100 km (Normverbrauch: 4,0 l/100km)
Abmessungen: 4,68 x 1,81 x 1,44 (L x B x H in Meter)
Kofferraum:480 Liter
Gewicht ab 1.550 kg
Preis: ab 33.008 Euro (Testauto: 73.835 Euro)

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