Karibik-Millionen

Erneut Aufregung um BayernLB

04.01.2011

Karibik-Millionen könnten eine Schadensersatz-Klage auslösen.

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Die Münchner Justiz prüft, von wem jene 50 Millionen Dollar aus der Karibik kamen, die in eine Salzburger Stiftung ("Sonnenschein") des einstigen BayernLB-Risikovorstands Gerhard Gribkowsky geflossen sind. Gribkowsky ist einer der Ex-Vorstände, von denen der BayernLB-Aufsichtsrat Schadenersatz wegen des Milliardendebakels beim Kauf der Kärntner Hypo Alpe Adria will.

Schadenersatzforderungen
Laut "Frankfurter Rundschau" (Dienstag) könnten diese 50 Millionen (37,5 Mio. Euro) Dollar Schadenersatzforderungen auslösen. Die "Financial Times Deutschland" spricht von Bereicherung zum Schaden der Bank.

50 Millionen
Nicht nur die Justiz, auch das von Georg Fahrenschon (CSU) geführte bayerische Finanzministerium will wissen, was es mit den 50 Mio. Dollar auf sich hat und ob sich daraus weitere Schadenersatzforderungen gegen Gribkowsky ergeben können. Die BayernLB soll das jedenfalls nun prüfen. Fahrenschon ist Vorsitzender des Aufsichtssrats der Bank. Wichtig sind die Gelder der Stiftung Sonnenschein auch für die Frage, in welcher Höhe man Gribkowsky für die ihm zur Last gelegten Verfehlungen in Sachen Hypo Alpe Adria in Regress nehmen könnte. Die BayernLB musste die angeschlagene Hypo Alpe Adria Ende 2009 um einen Euro an die Republik Österreich abtreten.

Stiftung
Ungeachtet von Forderungen bayerischer Politiker, die BayernLB möge sich dieses Vermögen greifen, hatte Gribkowsky bei seinem Interview zu der Aufdeckerstory in der "Süddeutschen Zeitung" Ende Dezember erklärt, die BayernLB habe darauf weder Anspruch noch Zugriff. Er sei nicht sein Vermögen, sondern das der Stiftung. Und die sei dafür gedacht, Krebskranken zu helfen. In der Stiftungsurkunde ist Gribkowsky nach wie vor als "Begünstigter" genannt. Und für den karitativen Zweck gibt es die Stiftungstochter Aktion Zeitgeschenk GmbH - die hatte laut Jahresabschluss 2009 damals ein Vermögen von nur 33.717,44 Euro.

Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) drängt darauf, die neueste Affäre der Landesbank "so schnell wie möglich" aufzuklären. Seehofer sagte, der Vorgang sei "betrüblich" und ein Rückschlag für die Staatsbank.

Die "Süddeutsche" äußerte den Verdacht, Gribkowsky könnte das Geld auf Umwegen als Dankeschön von CVC oder Bernie Ecclestone beim Verkauf der Rennsportrechte erhalten haben. Insgesamt habe es sich um 50 Mio. Dollar gehandelt. Der heute 52-jährige Banker habe die aus der Karibik und von Mauritius transferierten Millionen in Österreich versteuert, wonach noch 25 Mio. Euro für seine 2007 gegründete Stiftung namens Sonnenschein übrig geblieben seien. Gribkowsky, der von 2002 bis 2008 BayernLB-Vorstand war, hat über den Vorgang bisher nicht öffentlich Stellung genommen, gegenüber der Staatsanwaltschaft aber dazu ausgesagt. Er bestreitet illegale Machenschaften.

Hintergründe rätselhaft
Nun wird über die Hintergründe der späten Enthüllungen gerätselt: Im Umfeld der BayernLB spricht man von einem Zerwürfnis von Gribkowsky mit ehemaligen Vorstandskollegen, die möglicherweise die Tipps auf die Stiftung Sonnenschein und Zusammenhänge mit der Formel 1 geliefert hätten, so die "SZ". Gegen den Banker und seine ehemaligen Kollegen ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft seit langem im Zusammenhang mit dem Hypo-Alpe-Adria-Fehlkauf. Der BayernLB-Aufsichtsrat hat deswegen eine Schadenersatzklage gegen 8 frühere Vorstände, darunter Gribkowsky angekündigt. Wegen gegenseitiger Schuldzuweisungen in Sachen Hypo soll dieser mit Exkollegen im Clinch liegen, was ein Motiv für das Anschwärzen des Ex-Kollegen sein könnte, mitmaßen Bankkreise.

In der Causa Hypo muss er - ebenso wie der Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt - damit rechnen, 2011 auf der Anklagebank zu landen. Vorwurf: Sie hätten die Hypo Group Alpe Adria wissentlich überteuert gekauft und so der BayernLB schweren Schaden zugefügt. Die Anklage gegen Schmidt ist sicher, so die "SZ". Bis zu fünf Manager könnte es erwischen, Gribkowsky eingeschlossen.

Schuld
Dieser streitet ab, schuld zu sein. Allerdings hatte der damalige BayernLB-Vorstand die Kärntner Hypo trotz Warnungen eigens eingeschalteter Berater übernommen, seinem Aufsichtsgremium wichtige Fakten vorenthalten, im Kaufvertrag auf Absicherungen verzichtet. Als die für das Risiko-Management verantwortliche Führungskraft wäre Gribkowsky gefordert gewesen, Schaden von der Bank abzuwenden. Ein internes Gutachten der BayernLB über das Desaster bei der Hypo Alpe Adria nennt ihn bei den Schuldigen an zweiter Stelle, hinter Ex-Bankchef Werner Schmidt.

Dass Gribkowsky während seiner Amtszeit in der BayernLB heimlich 50 Mio. Dollar aus Mauritius und der Karibik bekommen hat, das erschüttert einstige BayernLBVerwaltungsräte: "Das ist ein Hammer", zitierte die "SZ" einen bayerischen Ex-Minister. Ein anderer früherer CSU-Spitzenpolitiker hat dafür nur eine Erklärung: das könne eine "Verhandlungsprovision" für das Formel-1-Geschäft gewesen sein. Irgendjemandem seien Gribkowskys Tipps oder Dienste die 50 Mio. Dollar wert gewesen, und um mindestens diesen Betrag sei die Landesbank geschädigt worden. Weil dieses Geld ansonsten nämlich beim Verkauf der Formel 1 an die BayernLB geflossen wäre. In der Bank wird nun fieberhaft recherchiert. "Wir sehen uns den Formel-1-Verkauf intensiv an", sagte ein Sprecher zu der Zeitung. Mögliche Geldflüsse an Gribkowsky zu überprüfen, sei dagegen Sache der Staatsanwaltschaft, die BayernLB unterstütze die Behörden. Die Staatsanwaltschaft forderte indes Akten an.

Als BayernLB-Vorstand wickelte Gerhard Gribkowsky 2005 den Verkauf der Formel 1 ab. Als der britische Finanzinvestor CVC Ende 2005 verkündet, der BayernLB die Mehrheit an der Formel 1 abzukaufen, sahen sich alle Beteiligten als Gewinner, wegen der 50 Millionen werden deshalb Bereicherungsvorwürfe gegen Gribkowsky zum Schaden seines damaligen Arbeitgebers laut werden.

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