Pröll im Land der Mitte

Exportoffensive nach China soll Jobs sichern

23.02.2011

Peking will Wien als "Drehkreuz" für Investitionen in Osteuropa aufbauen.

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Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) will mit einer Exportoffensive für mehr Arbeitsplätze in Österreich sorgen. "Im Schulterschluss Politik und Wirtschaftsentwicklung" sollen die potenziellen Exportmärkte künftig stärker aufgearbeitet werden, sagte Pröll am Mittwochabend (Ortszeit) nach Gesprächen mit chinesischen Spitzenpolitikern in Peking. Eine Steigerung der Ausfuhren sei "ein absolutes Ziel, wenn wir nach der Krise wieder punkten wollen". Wachstum und Arbeitsplätze können und sollen vor allem auf den Exportmärkten geschaffen werden.

Wien als Drehkreuz
Pröll und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) waren am Mittwoch mit Premier Wen Jiabao und Finanzminister Xie Xuren zusammengetroffen. Das dabei formulierte österreichische Ziel, die Exporte bis zum Jahr 2014 auf vier Milliarden Euro zu verdoppeln, sei auf offene Ohren gestoßen. Sehr interessiert habe sich Premier Wen auch zum Vorschlag gezeigt, Wien als "Drehkreuz" für chinesische Unternehmen zu positionieren, die in Mittel- und Osteuropa investieren wollen, berichtete Pröll. Allgemein sieht der Finanzminister große Chancen für österreichische Unternehmen in der Umwelttechnologie - eine der Prioritäten im aktuellen chinesischen Fünf-Jahres-Plan - und im Tourismus.

Projekte im Anlagenbau
Am morgigen Donnerstag sollten bei einem Treffen mit dem für Industrie zuständigen Vizepremier Zhang Dejiang noch einige konkrete Projekte im Anlagenbau besprochen werden, die ein Gesamtvolumen "im dreistelligen Millionenbereich" haben, sagte Pröll. Bereits am Mittwoch sei konkret vereinbart worden, die österreichischen Stipendien für chinesische Technik-Studende von 625.000 auf 1,3 Millionen Euro aufzustocken. Damit soll mehr chinesischen Studenten die Möglichkeit zum Studium in Österreich und zum Knüpfen von Kontakten mit einheimischen Unternehmen gegeben werden, so Pröll.

Tandem-Besuch als strategischer Vorteil
Spindelegger wertete schon das hochkarätige Besuchsprogramm als großen Erfolg. Gespräche mit vier Regierungsmitgliedern in drei Tagen - Spindelegger selbst war am Dienstag bereits mit seinem Amtskollegen Yang Jiechi zusammengetroffen - seien für ein kleines Land wie Österreich etwas Außergewöhnliches. Das liege vor allem daran, dass man zu zweit angereist sei. "Wir müssen uns auch für die Zukunft überlegen, ob das nicht eine günstige Variante ist", dachte der Außenminister weitere Tandem-Reisen an. Die Chinesen hätten sich zwar in der Vorbereitung über diese ungewöhnliche Entscheidung "gewundert", doch habe sie sich "total gelohnt". "Wir haben eine viel breite Wirkung mit unseren Anliegen als wenn das jeder nur allein gemacht hätte", verwies Spindelegger etwa auf den Termin bei Premier Wen, den es sonst wohl nicht gegeben hätte.

Mit der Reise sei Österreich dem Ziel, sich als Marke eines modernen und technologieorientierten Landes zu präsentieren, das auch kulturell sehr viel aufzuweisen habe, "einen Riesenschritt nähergekommen", sagte Spindelegger, dessen Peking-Aufenthalt den Abschluss einer längeren ebenfalls wirtschaftsorientierten Reise nach Neuseeland, Australien und Singapur bildet.

Treffen auf Augenhöhe
Die beiden Minister berichteten, dass ihnen von den chinesischen Regierungsvertretern viel Sympathie entgegengebracht worden sei. "Man hat uns auf gleicher Augenhöhe stehend betrachtet", sagte Spindelegger. Als Grund nannte er die Tatsache, dass viele chinesische Spitzenpolitiker eine eigene persönliche Beziehung zu Österreich hätten. Pröll zeigte sich positiv überrascht "von den Umgangsformen, bei denen man eher Distanz vermuten würde". So sei Premier Wen "sehr einnehmend" gewesen. Finanzminister Xie habe sich beim Abendessen nicht nur über Währungsschwankungen unterhalten, "sondern auch über die Knusprigkeit der Peking-Ente". Xie habe dabei beklagt, dass die Peking-Ente in österreichischen China-Restaurants schon weitgehend "europäisiert" sei, also nicht mehr besonders knusprig zubereitet werde.

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