Pasta-König Barilla:

Schwule sollen andere Nudeln essen

27.09.2013

Skandal um Radio-Interview: Homosexuelle riefen zu Boykott der Produkte auf.

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© APA/dpa
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Pasta-König Guido Barilla, Präsident des gleichnamigen Lebensmittelkonzerns aus Parma, hat Schwule in seiner Heimat Italien entzürnt. In einem Interview betonte Barilla, dass er niemals eine homosexuelle Familie für Werbung seiner Produkte nehmen würde. Unter Druck hat der Unternehmer nun einen Rückzieher gemacht und sich entschuldigt.

Barillas Werbung mit der kuscheligen Atmosphäre einer Idealfamilie haben in Italien längst Kultcharakter erlangt. In einem Radio-Interview sagte der Konzernchef: „Ich bin zwar für Homo-Ehen, würde jedoch niemals eine Werbung mit einer homosexuellen Familie senden lassen. Nicht aus Respektlosigkeit, sondern weil unsere eine klassische Familie ist, in der die Frau eine fundamentale Rolle spielt. Und wer unsere Werbung nicht mag, kann eine andere Pasta essen."

Boykott
Diese Worte lösten heftige Reaktionen aus. Schwulenverbände riefen zum Boykott der Barilla-Produkte auf. „Gastronomische Homophobie hatte uns bisher gefehlt. Diese Lücke hat jetzt Guido Barilla gefüllt", sagte der Präsiden des Schwulenverbands Gaynet Italia, Franco Grillini. Der angesehene Unternehmer habe nicht begriffen, dass sich sogar die italienische Familie in den vergangenen Jahren tiefgreifend geändert habe. "60 Prozent der Italiener sollten seine Pasta nicht mehr kaufen, weil sie nicht einer traditionellen Familie angehören.“ Werbemacherin Annamaria Testa kommentierte: „Sogar der Papst geht umsichtiger mit dem Thema Homosexualität um“.

Parlamentarier von Rechtsparteien verteidigten das Recht Barillas, in seinen Spots "die traditionelle Familie" darzustellen. „Trotz Beleidigungen und Boykott-Aufrufen bin ich sicher, dass Millionen von Italienern Barillas Meinung teilen und weiterhin seine Pasta kaufen werden“, meinte die Präsidentin der Deputierten der Rechtspartei „Fratelli d'Italia“ (Brüder Italiens), Giorgia Meloni.

Auch Barillas Konkurrent Buitoni reagierte. „Bei Buitoni gibt es Platz für jeden“, hieß es auf der Facebook-Seite des Pastaherstellers.

Guido Barilla hat unterdessen unter dem Druck der hitzigen Diskussion einen Rückzieher gemacht. „Meine Worte sind missverstanden worden. Ich wollte niemanden beleidigen, sondern lediglich die zentrale Rolle der Frauen in der Familie hervorheben“, sagte der Unternehmer.

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