Interview

Tony Curtis: Er mochte es heiß

04.10.2010

Erinnerungen von Ex-Frau Christine Kaufmann an die Hollywood-Legende.
 

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© AP/dapd/TZ Österreich
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Tony Curtis hatte ungemein darunter gelitten, dass er immer einsamer wurde in Hollywood, dass die Liste der Namen, die er aus seinem Telefonbuch streichen musste, immer länger wurde, erzählt seine Ex-Frau, die Wienerin Christine Kaufmann. Der Sohn armer ungarischer Einwanderer aus der Bronx, der eigentlich Bernie Schwartz hieß, unverschämt gut aussah, in den 50ern zu einem "Leading Man“ Hollywoods aufstieg, wurde 85 – fast ein Wunder bei seinem Lebenswandel: Sechs Frauen (ebenso viele Kinder), Unmengen an Alkohol und eine breite Palette an Drogen – er hatte nichts ausgelassen.

Nobody is perfect
"Nobody is perfect“, das berühmte Zitat aus seinem größten Erfolg "Manche mögen’s heiß“ wird auf seinem Grabstein stehen. Ein Satz, den Ex-Frau Christine Kaufmann wohl unterschreiben kann, die sich dennoch liebevoll an ihn erinnert:

ÖSTERREICH: Frau Kaufmann, wie haben Sie von Tony Curtis’ Tod erfahren?

CHRISTINE KAUFMANN: Sein Sekretär hat mich angerufen. Tony war seit Monaten krank, ich glaube, es war für ihn auch eine Erlösung, weil er lange künstlich beatmet wurde. Seine Frau hat ihn engelartig betreut.

ÖSTERREICH: Werden Sie am Begräbnis Ihres Ex-Mannes teilnehmen?

KAUFMANN: Ich bin gerade bei meiner Tochter Allegra in Mallorca angekommen und werde nicht zum Begräbnis fahren, sondern hier bleiben und auf meinen Enkel Raphael aufpassen. Denn Allegra fährt am Samstag zur Beerdigung nach Las Vegas. Auch die drei anderen Schwestern werden anreisen. Diese vier Mädchen sind sehr eng miteinander, bei der Beerdigung werden auch diese vier ein starker Teil sein.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihrer Tochter?

KAUFMANN: Meine Tochter ist ziemlich durcheinander. Sie wollte Interviews geben, aber sie kann es derzeit nicht. Es ist emotional zu anstrengend. Jedes Kind reagiert anders. Allegra ist hypersensibel.

ÖSTERREICH: Wie gehen Ihre Töchter mit Tonys Tod um?

KAUFMANN: Meine Kinder waren oft vorwurfsvoll, weil er sich so wenig um sie gekümmert hat. Ich habe ihnen aber immer gesagt, es ist sinnlos, zu erwarten, dass er sich ändert. Es lohnt sich nicht, ihm noch Vorwürfe zu machen.

ÖSTERREICH: Was haben ihm Ihre Töchter vorgeworfen?

KAUFMANN: Dass er zum Beispiel das Studium der Enkeltöchter nicht gezahlt hat, obwohl er das versprochen hatte. Solche banalen Dinge gehören eben auch zur Realität. Wir Frauen haben dann immer zusammengehalten. In dem Fall haben Jamie Lee Curtis und ich die Enkeltöchter finanziell bei ihrem Studium unterstützt. Da sind wir ein unbesungenes Helden-Gespann.

ÖSTERREICH: Werfen Sie ihm das auch vor?

KAUFMANN: Nein, man muss sich an die guten Zeiten erinnern. Und ich nehme mit, was er seinen Kindern und Enkelkindern weitervererbt hat. Seinen Humor. Und seine Begabungen. Er konnte sehr gut zeichnen, was von der Außenwelt nie wahrgenommen wurde.

ÖSTERREICH: Wann haben Sie Tony zuletzt gesehen?

KAUFMANN: Zuletzt in Ungarn, es ist schon fast sechs Jahre her, kurz, nachdem Allegra das Kind bekam. Auch seine Frau und meine andere Tochter waren dabei. Ich habe damals alles Schöne, was ihn ausmacht, gespürt: seinen Charme, aber auch seine Ambivalenz. Wir waren mit ihm Abendessen und haben viel gelacht. Wunderschön. (lacht). Es war, als ob keine Zeit vergangen wäre.

ÖSTERREICH: Wie behalten Sie Tony in Erinnerung?

KAUFMANN: Es gab einen wunderbaren Tony Curtis, einen schillernden, einen amüsanten, einen hochintelligenten und hochbegabten Tony Curtis. Und es gab einen Finsteren. Er war auch eigentlich ein typischer Ungar, was man natürlich bei einem US-Filmstar vergisst. Wer Ungarn kennt und auch diese Mentalität, weiß, dass hinter diesem Witzigen, Feurigen auch dieses Depressive lauert. Und das war sicher ein wesentlicher Bestandteil seiner Persönlichkeit.

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