Erotik-Blockbuster bei Berlinale

"Nymphomaniac" stürmisch gefeiert

11.02.2014

Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg im Talk über den Erotikfilm des Jahres.

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© Concorde Filmverleih
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Stürmischer Applaus für Lars von Trier auf der Berlinale: Für den ersten Teil seines Kino-Epos "Nymphomaniac Volume I" ist der dänische Regisseur auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin lautstark gefeiert worden. Nach den ersten knapp zweieinhalb Stunden des Psychodramas aus Sexsucht, Selbsthass und Begierde sprang von Trier auf die Bühne im Berlinale-Palast.

Hier der Trailer zum Film



Regisseur samt Hauptdarstellerin in Berlin
Aber lang hielt es von Trier nicht im Scheinwerferlicht aus und rief die anwesenden Darsteller sofort zu sich auf die Bühne: Uma Thurman, Stellan Skarsgard, Stacy Martin und Christian Slater. Charlotte Gainsbourg, die als mittlerweile 50-jährige Joe ihre Lebensgeschichte als Sexsüchtige dem Unbekannten Seligman (Stellan Skarsgard) erzählt, war nicht zur Weltpremiere gekommen. Auch Shia LaBeouf, der noch am Nachmittag auf der Pressekonferenz dabei war, erschien nicht zur Abendvorstellung. Der 145 Minuten lange "Director's Cut" von Triers lief offiziell auf der Berlinale außer Wettbewerb. In Österreich startet "Volume I" am 21. Februar, den zweiten Teil (Volume II) können Kinogänger ab 4. April sehen.

Gainsbourgh plaudert ohne Blatt vor dem Mund
Die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg spielte für den dänischen Skandalregisseur Lars von Trier bereits in "Antichrist" und "Melancholia". Nun stand sie auch im Sexsucht-Drama "Nymphomaniac", der bei der Berlinale erstmals in der Langfassung zu sehen ist, vor der Kamera - und würde für Von Trier alles tun, wie sie der dpa verriet, auch wenn ihr einige Szenen durchaus peinlich waren.

DPA:  Warum spielen Sie im Sexsucht-Drama "Nymphomaniac"?

Charlotte Gainsbourg: Weil er (Lars) mich gefragt hat.

DPA: Und Sie würden alles tun, worum er Sie bittet?

Charlotte Gainsbourg:  (lacht.) Ja, ich glaube nicht, dass ich bei einem Projekt mit ihm Zweifel hätte. Ich bewundere seine Arbeit sehr, bewundere seine Gedanken, seine Art, die Dinge zusammenzusetzen. Es ist nicht nur das, was seine Filme aussagen und wie sie aussehen. Es ist einfach die Erfahrung, mit ihm an einer Szene zu arbeiten. Es gibt nichts Vergleichbares. Weil es wirklich so ist, dass man eine Szene zusammen erkundet und nicht einfach vorschlägt, was einem einfällt. Er begleitet einen.

DPA: Wie war es, die Sexszenen zu drehen? Waren Sie schüchtern?

Charlotte Gainsbourg: Ja, natürlich. Der ganze masochistische Teil des Films war mir peinlich und es war ein bisschen erniedrigend, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte ich Spaß dabei. Es war so extrem, dass man einfach nur Spaß dabei haben konnte. Es war sehr dramatisch, aber wir haben gelacht. Um acht Uhr morgens eine Vagina-Prothese angelegt zu bekommen, war ein bisschen peinlich, aber es ist lustiges Zeug, an das man sich erinnert.

DPA: Gab es in "Nymphomaniac" etwas, das sie zum ersten Mal in einem Film gemacht haben?

Charlotte Gainsbourg: Alles. Die Gesprächsszenen mit Seligman - ich habe nie so viel gesprochen. Lars hatte schon gesagt, dass es ein sehr geschwätziger Part sein würde. Dann die masochistische Erfahrung. Etwas, das man in der langen Version des Films sieht, das ich nie zuvor gemacht hatte. Alles. Die Anziehung zu dem jungen Mädchen, alles. Ich neige dazu, von Lars' Filmen zu sprechen, als wäre es das Paradies und es gäbe nichts anderes. Ich weiß, dass jeder Film seinen Reiz hat und alle unterschiedlich sind. Deshalb entscheidet man sich für Projekte, die man noch nie gemacht hat, also ist es hoffentlich immer etwas Neues.

DPA: Für wie viele Szenen brauchten Sie Doubles?

Charlotte Gainsbourg: Sobald man den Akt des Eindringens sieht, sind wir das nicht. Die Schläge, die masochistischen Momente, das ist nicht mein Hintern. Wenn man eine Vagina sieht, ist das nicht meine.

DPA: Ist "Nymphomaniac" ein Porno? Oder worum geht es in dem Film?

Charlotte Gainsbourg: Nicht darum. Ich weiß, dass es viel Gerede gibt. Es macht Spaß, über den Sex, die Provokation, den Porno-Aspekt des Films zu sprechen, aber darum geht es in dem Film nicht wirklich. Porno-Gucker wären sehr enttäuscht von dem Film, glaube ich. Für mich ist es eine wahre Reise durch das Leben einer Frau, die übermäßig kritisch mit sich selbst ist, sich als eine Person ohne Moral darstellt und Seligman davon überzeugen will, dass sie ein schlechter Mensch ist - am Ende ohne Erfolg. (...) Sie hat einen Sexhunger, der sehr ungewöhnlich ist, und porträtiert sich durch ihr Sexleben.

 (Das Gespräch führte Julia Wäschenbach/DPA)

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