Machtspiele

Viel Wirbel nach Dreh-Verbot für Jolie

15.10.2010

Leiterin des Opferverbandes hat strittiges Drehbuch gar nicht gesehen.

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Die Entscheidung von Gavrilo Grahovac, dem scheidenden Kulturminister des größeren bosnischen Landesteils, Hollywood-Star Angelina Jolie bei ihrem Regiedebüt die Dreharbeiten in Bosnien zu untersagen, schlägt Wogen in Sarajevo. Als "Primitivismus und Totalitarismus ohne gleichen" wurde die Entscheidung des Ministers von der bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanic ("Esmas Geheimnis - Grbavica") bezeichnet.

Drehgenemigung weg
Grahovac hatte am Mittwoch, 13.10., nach dem Protest der Opfervereinigung "Frauen-Kriegsopfer" die bereits erteilte Genehmigung für die Dreharbeiten von Jolie in Zentralbosnien annulliert. Die Opfervereinigung nannte die Liebesgeschichte zwischen einer vergewaltigten Frau und dem Täter nicht akzeptabel. Die Leiterin der Vereinigung Bakira Hasecic gab laut Medienberichten vom 15.10. in Sarajevo nun zu, das Drehbuch gar nicht gesehen zu haben. Die Vereinigung habe vom Minister Grahovac auch nicht ein Verbot für die Dreharbeiten gefordert, behauptet nun Hasecic. "Wir werden allerdings nichts zulassen, was die Opfer beleidigen würde", fügte sie hinzu.

Wird fertig gestellt
Der bosnische Produzent von Jolie, Edin Sarkic, bestätigte unterdessen Medien gegenüber, dass dem Kulturministerium für den Film unter dem Arbeitstitel "Untitled Love Story" das ganze Drehbuch und nicht nur eine Zusammenfassung, zugestellt worden sei. Jolie, die in Ungarn mit Dreharbeiten begonnen hat und die Schlussszenen im November in Bosnien drehen möchte, werde die Dreharbeiten nicht unterbrechen, versicherte Sarkic. Die Schlussszenen dürften anderswo, vielleicht in Serbien, gedreht werden, berichteten Belgrader Medien.

Empörung
Regisseurin Zbanic betonte, Jolies Solidarität mit den Frauen-Kriegsopfern könne nicht infrage gestellt werden und forderte Grahovac auf, seine Entscheidung "augenblicklich" außer Kraft zu setzen und Jolie "sichere, ungestörte und angenehme Dreharbeiten" in Bosnien zu ermöglichen. Eine andere Lösung schlug der Kulturminister des zur Bosniakisch-Kroatischen Föderation gehörenden Kantons Sarajevo, Schauspieler Emir Hadzihafisbegovic, vor. Als Kantonalminister werde er Jolie eine Genehmigung ausstellen. "Die Föderationspolizei soll nur versuchen, die Dreharbeiten zu stoppen," zeigte sich Hadzihafisbegovic empört.

Heftige Story
Die Filmstory spielt während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995. Medien in Sarajevo berichteten, die Hauptfigur sei eine junge muslimische Frau, die von einem serbischen Soldaten vergewaltigt wird, in den sie sich später verliebt. Führende Rollen werden von Schauspielern aus dem Raum Ex-Jugoslawiens bekleidet.


 
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