Asyl-Drama

Abschiebung nach Suizid-Versuch

27.11.2012

Asylwerberin wollte in Tod springen, weil sie abgeschoben werden sollte.

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Die Columbusgasse in Wien-Favoriten am Dienstag in der Früh. Punkt 6.34 Uhr nimmt hier ein unvorstellbares Asyldrama seinen Lauf. Die Fremdenpolizei will die Tschetschenin Zarema Z. (38) und ihre Tochter Marjam (18) abholen.

Da fasst die Mutter einen Entschluss: Sie öffnet das Fenster im ersten Stock, will springen. Sie zögert noch, Passanten bleiben stehen, halten den Atem an. Die Feuerwehr ist alarmiert, baut ein Sprungtuch am Gehsteig auf. Minute um Minute verrinnt. Schließlich gelingt es einem Feuerwehrmann, die lebensmüde Frau aus dem Wohnungsinneren heraus an den Schultern zu packen und vom Fenstersims herunterzuziehen.

Zarema Z., die vor drei Jahren über Polen nach Wien kam, wollte ihrer Abschiebung entgehen. Sie wollte verhindern, dass sie für immer von ihrer pflegebedürftigen Mutter getrennt wird, um die sie sich rührend rund um die Uhr gekümmert hat. Sie wollte dafür sorgen, dass ihre Tochter, die vor einer Woche 18 Jahre alt wurde, eine bessere Zukunft in Österreich bekommt.

Die Oma bleibt 
ganz allein zurück
Nach ihrem Suizidversuch wurde die Tschetschenin ins Kaiser-Franz-Josef-Spital eingeliefert. Ein Amtsarzt stellte fest: „Sie ist abschiebungsfähig.“ Wenig später wird sie in Schubhaft genommen, landet im Polizeianhaltezentrum Roßauer Lände. Dorthin ist bereits ihre Tochter verbracht worden. Beide werden heute abgeschoben. Die Oma bleibt allein zurück …

Asylquote: Vier Länder säumig
Endspurt in der Asyl-Debatte: Bis Freitag müssen die Länder ihre Asylquote erfüllen, sonst wird VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner aktiv. Der Druck scheint zu wirken: Fünf Bundesländer (Wien, Niederösterreich, Steiermark, Burgenland und Vorarlberg) dürften es schaffen. In den anderen Ländern könnten die Flüchtlinge in Containern untergebracht werden.

  • Kärnten: Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) weiß nicht, ob er die Quote schafft (über 200 Plätze fehlen noch). Lösung: Container in der Krumpendorfer Polizeikaserne.
  • Oberösterreich: Es fehlen noch 630 Plätze. Der Bund wird Notunterkünfte in der Tilly-Kaserne in Freistadt (Foto) und der Hiller-Kaserne in Linz errichten.
  • Salzburg: Hier könnte die an Red Bull verkaufte Rainer-Kaserne sechs Monate lang vorübergehend ein Notquartier werden.
  • Tirol: Dieses Bundesland könnte bis Freitag das Soll noch erreichen.

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