Ägypten

Fahnder suchen Aribert Heims Leiche

05.02.2009

Der meistgesuchte NS-Verbrecher ist laut ZDF tot. Jetzt machen sich Fahnder in Ägypten auf die Suche nach der Leiche. Heim starb bereits 1992.

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Ermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamts wollen in Ägypten nach der Leiche von KZ-Arzt Aribert Heim suchen lassen.

Auch die Behörde habe Hinweise darauf, dass Heim 1992 in Kairo gestorben sei, sagte ein LKA-Sprecher am Donnerstag und bestätigte damit Berichte von ZDF und "New York Times". Demnach starb der frühere KZ-Arzt am 10. August 1992 in der ägyptischen Hauptstadt an Darmkrebs.

 

Foto: (c) AP

LKA-Sprecher Horst Haug sagte, die Informationen würden nun amtlich überprüft. "Wir versuchen, den Leichnam zu finden", sagte er. Das alles werde aber eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, weil Recherchen in Ägypten notwendig seien. Für den Vormittag kündigte die Behörde eine weitere Erklärung an.

Antrag auf Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis: Beruf: "Ökonom", Konfession: "Moslem", Name: "Tarek Farid Hussein" Geburtsort: "Radkersburg"
(Bitte auf das Bild klicken, Foto: (c) EPA/ZDF)


 

 

Heim hielt sich den Berichten zufolge nahezu 30 Jahre in Kairo vor den Ermittlern versteckt. Der Gesuchte war im oberösterreichischen Konzentrationslager Mauthausen als "Dr. Tod" berüchtigt und soll 1941 als SS-Arzt zahlreiche Häftlinge mit Injektionen ins Herz gefoltert und getötet haben. Heim arbeitete nach dem Krieg als Arzt in Süddeutschland. Als Anfang der 60er Jahre Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter.

Als Muslim getarnt
Den Recherchen zufolge konvertierte Heim an seinem Zufluchtsort Kairo Anfang der 80er Jahre zur Tarnung zum Islam und trug seitdem den Namen Tarek Farid Hussein. Vorher habe er unter seinem zweiten Vornamen als Ferdinand Heim in Kairo gelebt.

Sohn bestätigt Tod
Sein Sohn Rüdiger bestätigte laut ZDF, dass Heim jahrelang in Kairo lebte und dort starb. "Ja, mein Vater hat in Kairo gelebt", wurde Rüdiger Heim zitiert. Er habe ihn Mitte der 70er Jahre erstmals in Kairo besucht und ihn später nach einer Krebsoperation Anfang 1990 über mehrere Monate gepflegt. Die Diagnose habe "nicht heilbar" gelautet, 1992 sei Aribert Heim gestorben. "Am Tag nach dem Ende der Olympiade, am 10. August frühmorgens, ist er eingeschlafen", wurde Rüdiger Heim zitiert, der in Baden-Baden lebt.

Aktentasche gefunden
Bei Recherchen in Ägypten sprach das ZDF nach eigenem Bericht mit Augenzeugen und fand die Aktentasche Heims mit mehr als 100 Dokumenten. Unter ihnen befänden sich die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische Unterlagen, die Heim bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Danach lässt sich zweifelsfrei nachweisen, dass Hussein und der gesuchte Nazi-Verbrecher ein und dieselbe Person sind. Die Recherchen würden von zahlreichen Zeugen bestätigt.

Bisher waren das Simon-Wiesenthal-Zentrum, das Nazi-Verbrecher sucht, sowie Zielfahnder des Landeskriminalamtes (LKA) Baden-Württemberg davon ausgegangen, dass Heim noch am Leben ist und sich in Südamerika versteckt hält.

Verfahren in Österreich geht weiter
In Österreich ist seit langem ein Strafverfahren gegen den NS-Verbrecher Aribert Heim anhängig. Bis es Gewissheit über einen möglichen Tod Heims gibt, bleibt das Verfahren aufrecht, wie der Mediensprecher der Linzer Staatsanwaltschaft, Rainer Schopper, mitteilte. Auch die Fahndung bleibt aufrecht. Bei einer Bestätigung des Todes würde das Verfahren nach Angaben Schoppers eingestellt werden, weil im Strafrecht Schuld nur lebenden Personen zugesprochen werden könnte.

Im März 1948 wurde laut Schopper vom Landesgericht Wien ein Verfahren gegen Heim eingeleitet, nachdem etwa ein Monat zuvor ein ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Mauthausen darüber geschrieben hatte, dass Heim Menschen "mit Benzin ins Herz" tötete. Das Landesgericht Wien erließ nach Voruntersuchungen über den mutmaßlichen Aufenthaltsort Heims in Deutschland, im März 1950 einen Haftbefehl gegen den früheren KZ-Arzt. Die deutschen Justizbehörden wurden ersucht, den Beschuldigten zur Strafverfolgung nach Österreich auszuliefern.

Foto: (c) EFE

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