Orkan Kyrill

Aufräumarbeiten fordern Todesopfer und Verletzte

19.01.2007

Die Aufräumarbeiten nach dem Orkan Kyrill haben in Oberösterreich ein Todesopfer und mehrere Verletzte gefordert.

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© Erich Petschenig
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Die Aufräumarbeiten nach dem Orkan Kyrill haben in Oberösterreich ein Todesopfer gefordert. Ein 69-jähriger Mann aus Obergrünburg (Bezirk Kirchdorf an der Krems) ist am Samstag gegen Mittag bei Waldarbeiten von einem Baum erschlagen worden. Mehrere Personen wurden teils schwer verletzt.

Waldarbeiten
Der Pensionist war gegen 11.30 Uhr in seinen Wald gegangen, um umgeworfene Bäume zu bearbeiten, so die Polizei. Beim Abschneiden des ersten Baumes stürzte das unter Spannung stehende Baumstück auf den Mann und traf ihn am Hinterkopf. Ein zufällig vorbeikommender Nachbar entdeckte den leblosen Mann und verständigte die Einsatzkräfte. Der Gemeindearzt konnte jedoch nur noch den Tod des 69-Jährigen feststellen.

Unfall mit Notstromaggregat
Ein 58-jähriger Landwirt aus Vorderstoder (Bezirk Kirchdorf an der Krems) ist am Samstagvormittag bei einem Unfall mit einem Notstromaggregat schwer verletzt worden. Der Mann hatte sich das Notstromaggregat in der Früh von der Feuerwehr ausgeliehen, um die Melkmaschine in seinem Stall betreiben zu können. Am Vormittag dürfte er dann bei noch laufendem Motor kontrolliert haben, ob noch genug Treibstoff im Tank sei, so die Feuerwehr. Dabei traf ihn eine Stichflamme und entzündete sofort die gesamte Kleidung des Mannes.

Der 58-Jährige reagierte noch geistesgegenwärtig und rollte sich einen Abhang hinunter, um die Flammen zu ersticken. Die Frau des Landwirts verständigte die Rettungskräfte, die den Schwerverletzten mit dem ÖAMTC-Notarzthubschrauber ins Unfallkrankenhaus Linz flogen. 30 Prozent der Haut seien verbrannt, der Zustand des Mannes wurde am Samstagnachmittag von den Ärzten als "kritisch" beschrieben.

Von Baum getroffen
Im Bezirk Freistadt wurde ein 80-jähriger Mann schwer verletzt, als er bei Forstarbeiten von einem Baum getroffen und zu Boden gerissen wurde. Er wurde ins Krankenhaus Freistadt gebracht. In Ulrichsberg (Bezirk Rohrbach) schnitt sich ein 46-jähriger Mann bei Waldarbeiten mit einer Kettensäge in den Oberschenkel. Er musste ins Landeskrankenhaus Rohrbach gebracht werden.

Umgekippter Holzstoß
Im Bezirk Kirchdorf wurden zwei Männer bei Forstarbeiten leicht verletzt, so die Polizei. In Zwettl an der Rodl (Bezirk Urfahr-Umgebung) stürzte ein 76-jähriger Mann von einer Leiter, als er einen umgekippten Holzstoß aufrichten wollte. Er wurde schwer verletzt und musste mit dem Notarzt-Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.

Landwirt stürzt vom Dach
Der 41-jährige Einsatzleiter der Feuerwehr Alkoven (Bezirk Eferding) war gerade dabei, mit einer Motorsäge einen Ast abzuschneiden, der in fünf Meter Höhe auf einem Dach lag. Der Ast brach ab, der 41-Jährige wurde heruntergeschleudert. Ein 46-jähriger Landwirt aus Ansfelden bei Linz verlor beim Auswechseln von beschädigten Dachziegeln am Wirtschaftstrakt seines Bauernhofes den Halt. Er stürzte ebenfalls fünf Meter in die Tiefe.

Zimmerbrand
Jene 82-jährige Linzerin, die schwerste Verbrennungen erlitt, nachdem sie in der Nacht auf Freitag nach einem Stromausfall eine Kerze angezündet hatte, schwebte am Samstagnachmittag weiterhin in Lebensgefahr. Der Zustand der Frau sei "kritisch", so die behandelnden Ärzte im Linzer Unfallkrankenhaus.

Ereignisse Freitagnacht:
Gegen 3.00 Uhr mussten auf der A1 an mehreren Stellen Fahrzeuge wegen umgestürzter Bäume angehalten werden. Bei Sicherungsarbeiten durch die Autobahnmeisterei in St. Lorenz (Bezirk Vöcklabruck) ereignete sich ein Unfall: Ein 37-jähriger Taxifahrer aus Tschechien übersah einen am rechten Fahrstreifen geparkten Kleinbus eines 40-jährigen Tirolers aus dem Bezirk Kufstein. Er krachte mit seinem Fahrzeug dagegen. Dabei wurden der 40-Jährige und ein 39-jähriger Gastwirt, der unangeschnallt im Bus geschlafen hatte, verletzt. Sie wurden ins Landeskrankenhaus Salzburg gebracht. Der Taxilenker blieb unverletzt.

In Haag am Hausruck (Bezirk Grieskirchen) stieß ein 35-jähriger Pkw-Lenker mit dem Motorrad eines 16-Jährigen zusammen. Der Jugendliche wurde mit samt seinem Gefährt in die Wiese geschleudert. Im Bezirk Braunau stürzte wegen des Sturms ein Baum auf die vordere Stoßstange eines Autos. Der 56-jährige Lenker und seine Frau mussten ins Krankenhaus Braunau gebracht werden. Ein 42-Jähriger übersah im Bezirk Vöcklabruck eine Straßensperre, die wegen des Sturms aufgestellt worden war, und krachte mit dem Fahrzeug eines 24-Jährigen zusammen. Die Sperre, ein so genanntes Scherengitter, war zum Zeitpunkt des Unfalls unbeleuchtet und dürfte zuvor von einem unbekannten Lenker beschädigt worden sein.

Neben den Hauptverkehrstrecken, wie der Salzkammergut Bundesstraße (B145) und der Prager Bundesstraße (B125) waren vier weitere Bundesstraßen, sowie über 20 Landesstraßen gesperrt. Die Feuerwehren in Oberösterreich standen im Dauereinsatz. Rund 10.000 Feuerwehrleute waren am Vormittag im Einsatz, um vor allem Straßen freizumachen und beschädigte Dächer zu reparieren. Auf zahlreichen Straßen im gesamten Bundesland gab es Behinderungen und Sperren, meist durch umgestürzte Bäume.

Stromlose Nacht
Jeder vierte Haushalt war ohne Strom, nachdem Bäume auf die Leitungen gestürzt waren. Zahlreiche Häuser waren abgedeckt. Die Westautobahn (A1), Bundes- und andere Straßen sowie Bahnlinien waren blockiert. In vielen Orten war schulfrei. Zwei Schwerverletzte gab es im Bezirk Braunau, wo ein Baum auf ein fahrendes Auto gefallen sei. Beide Insassen mussten demnach ins Spital gebracht werden.

207 km/h Spitzenwert
Am Feuerkogel in Ebensee wurde als Spitzenwert 207 km/h gemessen, bevor die Anlage ausfiel. Aber auch im Alpenvorland in Wolfsegg im Bezirk Vöcklabruck wurden noch 147 km/h registriert.

In nahezu allen Landesteilen riss der Sturm Bäume um. Sie stürzten in Stromleitungen, Straßen und Häuser. Allein die Energie AG Oberösterreich verzeichnete in ihrem Versorgungsbereich mehr als 100 Störungen. Rund 150.000 Haushalte waren betroffen. Rund 600 Monteure waren im Einsatz, um die Schäden zu beheben. In der Dunkelheit war es aber zu gefährlich, in den Waldgebieten zu arbeiten, weil nicht zu erkennen war, ob weitere Bäume umstürzen. Das galt auch für die Aufräumungsarbeiten auf den Straßen.

A1 blockiert
Die Westautobahn (A1) war zwischen Haid bei Linz und dem Knoten Voralpenkreuz von umgestürzten Bäumen blockiert. Die Autofahrer mussten großräumig über die Innkreisautobahn (A8) und die Welser Autobahn (A25) und Wels ausweichen. Auch zahlreiche Bundesstraßen und Verbindungen im niederrangigen Straßennetz waren gesperrt.

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