Radler-Unfall-Drama in Salzburg

Todeslenkerin liegt stumm in der Psychiatrie

15.04.2011

Die 21-Jährige hat drei Leben ausgelöscht - doch auch ihr eigenes liegt in Trümmern.

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© APA
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Als die Feuerwehr vergangenen Sonntag am Unfallort in Bruck an der Glocknerstraße eintraf, hatten die Helfer mehrere Schocks zu verdauen – auf der einen Seite die Leichen von drei Senioren, die beim Crash meterweit weggeschleudert wurden: Zwei Leichen am Fuß einer Böschung im Bachbett, der Körper eines Radfahrers (70) lag auf abscheuliche Weise verdreht auf der Leitschiene. Auf der anderen Seite die Autolenkerin: Die bildhübsche Alexandra R. (*Name von der Redaktion geändert) saß in der Wiese in ihrem Seat Ibiza, ihr Gesicht völlig verzerrt. Sie weinte und schrie sich die Seele aus dem Leib.

„Den Opfern beim Crash fast in die Augen g’schaut“
Feuerwehrkommandant Franz Eder: „Wir sind von Zeugen alarmiert worden. Die junge Lenkerin war in einem extrem schlechten Zustand. Sie muss schon geahnt haben, dass es die Opfer ganz schlimm erwischt hat, ich mein, sie hat den Radlern beim Crash ja fast in die Augen g’schaut …“

Vater musste der Fahrerin die Wahrheit beibringen
Mit dem Roten Kreuz wurde die 21-jährige gebürtige Bosnierin ins Krankenhaus Zell am See gebracht. Dort stellten die Ärzte fest, dass der jungen Angestellten nichts Gröberes fehlte. Zumindest körperlich.

Doch dann musste Alexandras Vater seiner Tochter reinen Wein einschenken: Die drei Radler – das Ehepaar Erika und Gotthart Wimmer (73 und 70) und ihre Nachbarin Gertraud Ebner (74) – waren alle gestorben. Jetzt brach die junge Frau, die beim Unfall keinen Tropfen Alkohol im Blut hatte, endgültig zusammen.

Oma und Hobbysportlerin Ebner, die an jenem verhängnisvollen Nachmittag Richtung Glockner radelte, wurde übrigens gestern im Kreise ihrer Familie in Schüttdorf in Zell am See beerdigt. Die Todesfahrerin hat, seit sie die Wahrheit kennt, kein Wort mehr gesprochen. Das bestätigt am Donnerstag auch ein Polizist, der routinemäßig wegen fahrlässiger Tötung ermittelt: „Wir konnten die Lenkerin noch nicht einvernehmen.“

Schock fürs Leben – doch ganzer Ort will ihr helfen
Wie aus vertraulichen Quellen zu erfahren war, wurde Alexandra auf eine psychiatrische Abteilung verlegt. Dort wird sie intensiv betreut. Nicht nur ihre Eltern, Geschwister und die Freunde hoffen, dass die vor dem Horror-Crash so lebensfrohe junge Frau ihren Lebensmut bald wiedergewinnt. Der Brucker Bürgermeister Herbert Reisinger spricht aus, was sich die meisten im Ort denken: „So ein schreckliches Erlebnis muss man erst einmal verdauen. Viele haben Mitleid mit ihr und wollen der Frau helfen, wieder auf die Beine zu kommen.“ (kor)

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