Kapfenberg

Nach Komasaufen: Teenie (14) wieder daheim

09.12.2014

Die Schülerin wird angezeigt. Ebenso ihre Freunde und die Eltern.

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© TZ ÖSTERREICH/Symbolfoto
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Jugendliche beim Feiern konsumieren Alkohol oft schnell und häufig Hochprozentiges: Ein Viertel Wodka reicht, um einen ungeübten Trinker im Teenager-Alter komatös zu machen, sagte Wolfgang Schreiber, Chefarzt des Rotes Kreuzes. Bleibt die schwere Alkoholisierung ein "einmaliges Ereignis" und der Patient währenddessen unverletzt, drohen aber gewöhnlich keine Langzeitfolgen.

 "Gefährlich wird es dann, wenn es durch die Alkoholisierung zum Erliegen der Schutzreflexe kommt", erläuterte der Wiener Notfallmediziner. Schutzreflexe sind Würgen, Husten und Schlucken. Geht das nicht mehr und es kommt zum Erbrechen, erfolgt keine adäquate Reaktion des Organismus, wodurch Erbrochenes in die Luftröhre gelangen und die Atemwege verlegen kann. Kommt ein schwer Betrunkener schlecht zu liegen, besteht zudem das Risiko, dass er an seiner eigenen Zunge erstickt.

Lallen oder verbale Ausfälligkeiten sowie aggressives Verhalten seien noch kein Anlass, den Arzt zu rufen. Erkennbar potenziell gefährlich betrunken sind Menschen, die nicht mehr weckbar sind. "Dann ist es mehr als berechtigt, den Rettungsnotruf 144 zu tätigen", appellierte Schreiber.

Das Alko-Drama vom Wochenende
Ins Spital musste auch eine 14-jährige Obersteirerin , die Sonntagabend in Kapfenberg auf der Straße kollabiert war. Das Mädchen hatte 3,13 Promille Alkohol im Blut und kam auf die Intensivstation. Bei ihren drei Freunden, mit denen sie laut Polizei zuvor binnen einer Stunde zwei Flaschen Wodka geleert hatte, wiesen 0,82 bis 1,5 Promille auf. "Der absolute Alkoholgehalt im Blut ist für den Patienten nur von relativer Bedeutung", sagte Schreiber. "3,13 Promille ist schon sehr hoch, vergiftet eigentlich. Aber gerade bei Jugendlichen, die Alkohol nicht gewöhnt sind, können weit niedrigere Werte wie 1,6 Promille schon sehr gefährlich werden." Die Teenagerin ist laut "Kleiner Zeitung" inzwischen wieder zu Hause.

Dass es in den vergangenen Jahren zu einer großen Zunahme solcher Fälle - Stichwort Komasaufen - gekommen wäre, kann der Oberarzt der Universitätsklinik für Notfallmedizin am Allgemeinen Krankenhaus in Wien nicht bestätigten. Er sieht auch keinen jahreszeitlichen Schwerpunkt, etwa in der Adventzeit. "Das sind Einzelfälle, die übers Jahr verteilt regelmäßig vorkommen." In der AKH-Notfallmedizin landen seinen Angaben nach pro Monat ein bis zwei "relevant alkoholisierte" Unter-18-Jährige.

Alkoholvergiftung
Die Medizin unterscheidet vier Stadien einer Alkoholvergiftung: Es beginnt mit der Exzitation, die Anzeichen sind mitunter Redseligkeit - "viele werden aber unter Alkoholeinfluss im Gegenteil sehr still", meint dazu der Notfallmediziner -, leichtes Lallen, eine verlängerte Reaktionszeit und leichtes Schwanken. Beim nächsten Stadium, der Hypnose, treten bereits schwere Sprach- und Koordinationsstörungen ein, die Muskeln sind schlaff, der Betrunkene ist müde, schläft immer wieder ein, ist aber leicht weckbar. Im dritten Stadium, der Narkose, ist der Patient bewusstlos - und in höchster Gefahr. Danach kann es zur Asphyxie kommen: Die Schutzreflexe sind nicht mehr vorhanden, die Pupillen weit und starr, es droht ein Atemstillstand.

Im Spital wird bei Patienten mit Alkoholvergiftung ein Monitoring der Sauerstoffanreicherung im Blut durchgeführt. Außerdem erhalten sie per Infusion Wasser in die Venen - ein bis eineinhalb Liter pro Stunde -, um den Alkoholspiegel zu senken. Nach ein paar Stunden können sie gewöhnlich nach Hause gehen. Im Falle des 14-Jährigen Mädchens brauchte es einen Tag. Gegen die Eltern wurde Anzeige erstattet.

 

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