Hilfe für Liberia

Wiener Arzt in Ebola-Hölle

12.10.2014

Ein Mediziner aus Wien tritt diese Woche seine zweite Hilfsreise nach Westafrika an.

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© APA/ÖSTERREICHISCHES ROTES KREUZ
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„Die Eindämmung von Ebola braucht Zeit. Bis Weihnachten wird es nicht funktionieren.“ Der Wiener Tropenarzt Michael Kühnel macht sich keine Illusionen über die grassierende Epidemie in Westafrika. Im Juli erlebte er in Sierra Leone hautnah, was die Krankheit anrichtet. Sie verschlingt Familien, lähmt ganze Staaten. Am Mittwoch beginnt sein zweiter Ebola-Einsatz – diesmal fliegt der 38-Jährige für das Rote Kreuz nach Liberia, das am schlimmsten betroffene Land. Mehr als die Hälfte der 4.033 gezählten Opfer starben dort. Bis November bleibt Kühnel vor Ort.

Schlüssel gegen Ebola: Aufklärung und Schulung
In der Hauptstadt Monrovia und umliegenden Gebieten soll der Arzt medizinisches Personal und Freiwillige schulen: „Es geht darum, Ablaufpläne zu schaffen, um das Infektionsrisiko zu ­minimieren. Das beginnt beim richtigen Anziehen der Schutz-Ausrüstung“, erzählt Kühnel im ÖSTERREICH-Interview.

Aufklärung sei derzeit der Schlüssel im Kampf gegen das Virus: „Damit die Menschen wissen: kein Körperkontakt, Körpersäfte meiden, Tote nicht berühren. Das kann momentan viel mehr Leben retten als jeder Impfstoff.“

Infektion
Auch im Westen gelingt der Umgang mit Ebola nicht immer: Nach einer spanischen Krankenschwester kam es nun auch in den USA zu einer neuen Ebola-Infek­tion außerhalb Afrikas. Eine Pflegekraft in Texas steckte sich trotz Schutzkleidung bei einem eingereisten Ebola-­Patienten an.

Erik Kühnelt

Wiener Tropenarzt im Interview:

ÖSTERREICH: Welche Situation erwarten Sie vor Ort?
Michael Kühnel: Es wird nicht ganz so ruhig ablaufen. Es gibt jetzt einfach viel mehr Fälle als bei meinem ersten Einsatz. Da war alles noch viel ruhiger als heute. Überall muss geholfen werden. Liberia benötigt die Hilfe momentan aber am dringendsten.

ÖSTERREICH: Wie realistisch ist ein ­rasches Ende der Epidemie?
Kühnel: Die Eindämmung von Ebola braucht Zeit. Bis Weihnachten wird es nicht funktionieren. Hoffentlich lässt es sich bis Mitte nächsten Jahres unter Kontrolle bringen. Aber auch dann ist weiterhin mit kleineren Ausbrüchen zu rechnen.

ÖSTERREICH: Was sagen Ihre Angehörigen zum Einsatz im Ebola-Gebiet?
Kühnel: Meine Familie steht voll hinter mir. Meine Frau ist beim Roten Kreuz und selbst immer wieder im Ausland tätig. Die würde am liebsten mitfahren. Meine Eltern sind nicht ganz glücklich, nachdem ich schon auf Einsatz in ­Sierra Leone war. Aber sie akzeptieren es.

(küe)

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