Wie sie ihn sah

Claudia Haider über ihren geliebten Ehemann Jörg

12.10.2008

ÖSTERREICH bat Claudia Haider drei Tage vor dem Wahlsonntag, ein Portrait über ihren Mann zu schreiben.

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Sie haben mich gebeten, Jörg Haider zu beschreiben. Ich habe mir dazu einige Gedanken gemacht und möchte mich für die Beschreibung von Jörg mit den Worten „Dankbarkeit“ und „Hoffnung“ befassen:

Jemand sagte mir einmal, die Dankbarkeit sei eine wenig gepflegte Tugend. Ich meine, Dankbarkeit hat etwas mit dem Alter zu tun und damit, dass Danken vom Denken kommt. Vielleicht ist es deswegen so, dass einen die zunehmenden Lebensjahre zum denken verleiten…

"Stahlbad der Ereignisse"
Dankbar bin ich für den erreichten Erfolg von Jörg. Dankbar und stolz war ich als ich Jörgs Antrittsrede bei seiner ersten Angelobung zum Landeshauptmann hörte. Die Worte sind mir dabei weniger in Erinnerung, sondern mehr das Wie. Wie er sprach, das erzeugte in mir ein Gefühl der Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber dem Schicksal. Ein Schicksal, das Jörg so manches Mal durch ein Stahlbad der Ereignisse schickte.

"Oft von Null angefangen"
Ja, und dieser Mensch, der oft schon von Null angefangen hatte, um es dann wieder an die Spitze zu schaffen, stand da, und wir alle erlebten trotz der Rückschläge keinen verbitterten, sondern einen gereiften, weichen Mann, der am Stahlbad gewachsen ist. Dafür bin ich dankbar!

"Das Prinzip Hoffnung"
Viele Fragen mich auch, was Jörg Haider eigentlich antreibt, immer wieder aufzustehen, weiterzugehen und dadurch Erfolg zu haben? Ich denke, es ist das Prinzip Hoffnung. Nehmen wir dazu Alfred Adlers Theorie zur Hand, dass nur der ein ausgefülltes, glückliches Leben erfährt, dem es gelingt, sich an das – wie er es nennt – innere Kind anzubinden. Wer sich nun zu dieser Theorie vorstellt, wie ein kleines Kind gehen lernt, der weiß, was ich meine. Ein Kind lernt gehen, indem es sich mühsam aufrappelt, einen kleinen Schritt wagt oder zwei, um dann zu schwanken zu beginnen und schließlich wieder zu fallen. Dabei wird es aber nie mutlos, sondern es ist immer bereit, das Scheitern des Gehversuches als neue Chance zu sehen. Die Niederlage als Möglichkeit zum Sieg. Jörg Haider ist in diesem Sinne ein Meister der Hoffnung, und in ihm lebte dieses vitale, lebensbejahende, unvorsichtige, kühne, mutige „innere Kind“. Er pflegt kein Museum der schweren Erinnerungen, und das machte es immer wieder möglich aufzustehen, zu probieren und mit dem Sahnehäubchen Glück voranzukommen.

"Kunst des Machbaren"
Aber wohin will er eigentlich? Eine Frage, die beschäftigt. ich denke, seine Sehnsucht ist immer wieder ein Umfeld zu finden, in dem er seine mitgebrachten Talente leben kann, um für sich und andere etwas zu schaffen, sich und die Welt zu gestalten. Die Politik als die „Kunst des Machbaren“ gibt ihm eine gute Plattform. Dass er diese Kunst des Machbaren überdurchschnittlich beherrscht, bestätigen ihm auch all jene, die ihm nicht so gut gesonnen sind. Das vitale „innere Kind“ ist natürlich immer für Überraschungen gut und ich denke auch, wenn man meint, das Wesen des Jörg Haiders erfasst zu haben, überrascht das Kind, das so pulsierend in ihm lebt, und eine ganz neue Facette tritt zu Tage. Gesichert ist, dass seine unerschütterliche Hoffnung in ihm brennt und er es dadurch zustande bringt, auch in anderen Menschen das Feuer der Begeisterung in Bewährungssituationen immer wieder zu entfachen.

"Langzeitbeziehung"
An dieser Stelle einige Gedanken über Freundschaft, die Wegbegleiter und den Mitmenschen. Der von uns steht ihm näher, der andere weiter entfernt – auch das wechselt von Zeit zu Zeit. Ich denke, Langzeitbeziehungen, auf welcher Basis sie auch immer beruhen, sind etwas sehr Wertvolles und Wichtiges. Die gewachsene Langzeitbeziehung gibt, so glaube ich, dem Leben Bestand. Eine Beziehung, die schon lange Bestand hat, ist unsere eigene.

Foto: (c) APA

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