Showtime

Die große Grasser-Show

28.01.2011

Justiz und Finanzamt jagen KHG. Mit Fiona 5 Partys in 10 Tagen.

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© TOPPRESS Austria
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Sie kamen, sahen und grinsten. Donnerstagabend, 18.25 Uhr. Als erste Gäste trudeln Fiona Pacifico Griffini-Grasser (46) und Ehemann Karl-Heinz Grasser (42) zur Eröffnung der Roy-Lichtenstein-Schau in der Wiener Albertina ein. Früher liebten sie es, am Höhepunkt der Show einzuschweben. Kurz Spaß haben und dann weg. Jetzt kommen sie vor allen anderen, wollen repräsentieren.

Es ist trotzdem der ganz große Auftritt, so wie vor zwei, drei Jahren, als die Sonne für KHG noch freundlicher schien.

Alles passiert jetzt wie auf Knopfdruck. Der Ex-Finanzminister und die Kristall-Erbin knipsen ihr strahlendstes Lächeln an und geben es bis zum Ende der Show nicht mehr ab. Kamera-Teams, Fotografen, dazwischen Journalisten, knipsen, filmen, werfen dem Paar Fragen zu, als stünde die Verleihung des Oscars an. Filmreif ist allemal, was hier abgeht.

7 Stunden vor Show flog Grasser-Selbstanzeige auf
Es ist kein gewöhnlicher Tag für Grasser. 7 Stunden zuvor hatte der smarte Kärntner endgültig seine weiße Weste verloren. Via APA hatte das Wirtschaftsmagazin „Format“ die Selbstanzeige des Ex-Finanzministers öffentlich gemacht. 18.000 Euro hat Grasser zwischen 2002 und 2008 nicht versteuert. Geld aus Spekulationsgewinnen. „Es tut mir leid. Das war mein Fehler“, sagt Grasser reumütig im ÖSTERREICH-Interview. Und: „Das darf einem ehemaligen Finanzminister nicht passieren.“

Von Buße und innerer Einkehr ist an diesem Abend in der Albertina nichts zu sehen. Bei Fiona schon gar nicht, aber auch bei KHG nicht. Sie trägt den angesagten Style dieses Jahres: Transparenz, dazu Netzstrümpfe und Ton-in-Ton Overknees. Er kombiniert dazu Business-Anzug mit dezenter Krawatte, so als hätte man ihn gerade aus einer Bank-Aufsichtsratssitzung geklingelt. Turtelnd und Händchen haltend setzen sich die beiden artig in einen einstündigen Vortrag über Roy Lichtenstein, schauen sich die Ausstellung an, dinieren schließlich mit den anderen Gästen. Seit sechs Jahren sind die zwei ein Paar, an diesem Abend wirken sie wie Teenager mit Schmetterlingen im Bauch. Eine perfekte Inszenierung. Hier wollen zwei zeigen: Die ekligen Gerüchte können uns aber so gar nichts anhaben.

„Warum soll ich mich verstecken“, fragt Fiona
„Wir haben nichts verbrochen.“ Den Worten folgen Taten. Albertina inklusive crashten Fiona und KHG fünf Partys in 10 Tagen. Vier Auftritte in Kitz (AUDI-Night, Kitz’N’Glamour, Kitz Race Club, Kitz Race Night), jetzt nehmen sie Wien im Sturm. Lächeln gegen die Krise – auch ein Rezept.

VP rückt von Grasser ab: „Weste nicht mehr weiß“

Lange hatte die ÖVP ihre schützende Hand über ihren früheren Finanzminister gehalten, am Freitag nach dem Auffliegen seiner 18.000-€-Steuerschuld war Schluss damit. Ausgeschickt wurde Finanzsprecher Günter Stummvoll – er genießt den Rückhalt von Parteichef Josef Pröll: Zwar könne Grasser die strafbefreiende Selbstanzeige in Anspruch nehmen, aber „dass natürlich die Optik für den ehemaligen erfolgreichen Finanzminister verheerend ist, ist keine Frage“. Grassers Weste sei „offensichtlich nicht mehr so strahlend weiß, wie man das geglaubt hat“, ätzte Stummvoll..

Während Grasser-Weggefährten wie Wilhelm Molterer („Keine Zeit!“), Wolfgang Schüssel oder Andreas Khol („Ich sage gar nichts“) zu keinem Kommentar bereit waren, kam Ex-Minister Martin Bar­tenstein aus der Deckung: „Ein Finanzminister muss in Steuer-Sachen Vorbild sein“, wird er zitiert.

Steuerexperten halten zudem Grassers Rechfertigung, er habe seine Steuerpflicht übersehen, für nicht glaubwürdig: Karl Bruckner von der BDO Auxilia: „Das Gesetz wurde 2003 unter ihm geändert – er muss es gewusst haben.“ Finanzrechtler Werner Doralt verweist darauf, dass Grasser jährlich einen Auszug für sein kanadisches Aktiendepot erhalten habe: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Post nicht geöffnet hat.“ Grassers Ex-Partei­freund Ewald Stadler kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus: „Jeder andere säße längst schon in U-Haft.“

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