EX-NSA-Agent warnt:

ISIS: Österreich 
ist Terror-Hotspot

13.09.2014

160 Österreicher kämpfen in Syrien. Hunderte ISIS-Anhänger leben mitten unter uns.

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John Schindler war für den US-Nachrichtendienst NSA Officer und dort jahrelang für den Mittleren Osten und Südosteuropa zuständig. Er ist Al-Kaida- und Antiterrorismusexperte und Geheimdienstberater mit ausgeprägten Kenntnissen der radikalislamischen Szene in Österreich. Jetzt warnt Schindler im ÖSTERREICH-Interview, dass Wien zum Hotspot für ISIS-Terroristen geworden sei (siehe rechts).

  • 160 Personen aus Österreich sollen an der Seite der ISIS-Terroristen bereits in Syrien kämpfen oder gekämpft haben.
  • Hunderte Sympathisanten der islamistischen Organisation seien zudem noch in Österreich.
  • Laut Schindler ist überdies Wien die Hauptzentrale für die radikale Salafistenszene aus Bosnien.
  • Rekrutiert werde vor allem via Internet. So sind auch zwei junge Mädchen aus Österreich in die Fänge der Radikalen in Syrien ge­raten. Laut ÖSTERREICH-Informationen werden Teenager von den ISIS-Schlächtern mittels „Heiratsversprechen“ in das Kriegsgebiet gelockt. Den Jugendlichen ist das düstere Schicksal, das sie in Syrien und im Irak erwartet, nicht klar. Firas H., der Austro-ISIS-Mann in Syrien, lockt weitere Fans via Facebook.

Salafisten sammeln in Wien Geld für ISIS-Terror
In Wien würde die „starke radikale Salafistenszene“ aber auch „Geld und Kämpfer“ direkt anwerben. Ein berüchtigtes Zentrum dieser Islamisten soll angeblich eine Moschee nahe der Stiftskaserne sein. Österreichs Politik will nun hart durchgreifen.

Am Montag wird VP-Justizminister Wolfgang Brandstetter Anti-ISIS-Gesetze präsentieren.

 

Ex-NSA-Officer John Schindler im Interview: »ISIS rekrutiert in Wien Kämpfer«

ÖSTERREICH: 160 Personen aus Österreich sollen bereits in Syrien und im Irak an ISIS-Seite kämpfen. Ist das viel im Vergleich zu anderen EU-Ländern?
John Schindler: Deutschland hat laut Verfassungsschutz 320 Dschihadisten in Syrien/Irak. Aber Deutschland hat zehnmal mehr Einwohner als Österreich. Radikaler Salafismus wurde im Verlauf der vergangenen 20 Jahre in Österreich kontinuierlich stärker. Jetzt hat Österreich eine Krise. Islamistischer Extremismus versteckte sich dort vor aller Augen. Eine berüchtigte Salafisten-Moschee ist gegenüber der Stiftskaserne in Wien – einer großen Basis Ihres Bundesheeres.

ÖSTERREICH: Wer sind diese österreichischen Dschihadisten?
John Schindler: Der Großteil der österreichischen Dschihadisten stammt ursprünglich aus Tschetschenien, der Türkei und vor allem aus Bosnien. Die meisten sind junge Leute, die in Österreich geboren wurden oder als Kleinkinder ins Land kamen. Es gibt darunter auch Konvertiten, wie in ganz Europa.

ÖSTERREICH: Wieso sollen diese Dschihadisten vor allem aus Bosnien stammen?
John Schindler: Es gibt eine sehr starke Verbindung zwischen radikalen Islamisten in Österreich und Südosteuropa seit den 1990er-Jahren und dem Bosnienkrieg. Das Headquarter für bosnischen Dschihadismus ist in Wien, nicht in Sarajewo, weil sie in Österreich leichter Anhänger rekrutieren können und der bosnische Geheimdienst stärker gegen die Radikalen vorgeht. Immer mehr Extremisten reisen auch zwischen Wien und Bosnien hin und her. Die meisten bosnischen Extremisten hatten in Österreich gelebt und wurden dort radikalisiert.

ÖSTERREICH: Kennen Sie konkrete Beispiele?
John Schindler: Ja, der kürzlich festgenommene Imam Bilal Bosnic, der de facto der Kopf der ISIS-Fraktion in Bosnien ist, hatte davor in Österreich gelebt. Sehr viele der islamistischen Extremisten aus Bosnien haben eine Verbindung zu Wien.

ÖSTERREICH: Sie sehen Österreich als ISIS-Hotspot in Europa an. Wie konnte das passieren?
John Schindler: Entscheidend war, dass Österreichs Antiterrorgesetze nicht mit der steigenden Gefahr mithalten konnten. Das BVT (Verfassungsschutz) wird von den Problemen überwältigt. Sie brauchen mehr Mittel und Personal. Und das Kämpfen in fremden Gebieten sollte, wie in Bosnien und im Kosovo, verboten werden.

ÖSTERREICH: Stellt die ISIS-Szene in Österreich eine direkte Gefahr für das Land dar?
John Schindler: Ja, die Bedrohung, die von den Salafisten für Österreich ausgeht, steigt und ist sehr ernst zu nehmen, vor allem, wenn die Dschihadisten aus dem Nahen Osten zurückkehren. Die österreichischen Behörden müssen aufhören, in die andere Richtung zu schauen. Es gab in den vergangenen Jahren keine Terrorattentate in Österreich, weil radikale Islamisten Ihr Land als „sicheren Hafen“ für die Rekrutierung von Kämpfern und Geld für andere Länder ansahen. Jetzt gerät die Situation außer Kontrolle und ist nicht mehr akzeptabel. Österreich muss sich dem Terrorismus im eigenen Land stellen und durchgreifen.

ÖSTERREICH: Wie rekrutiert ISIS derzeit in Europa?
John Schindler: Internet-Rekrutierung ist der derzeit wichtigste Faktor. Dadurch erreichen sie auch viel mehr Menschen als früher. Nur fünf bis zehn Prozent der zurückgekehrten Dschihadisten verüben Terrorattentate. Aber fast alle sammeln Geld und neue Kämpfer in Europa.

ÖSTERREICH: Zwei Mädchen aus Österreich sind bei den Radikalen in Syrien …
John Schindler: Angesichts des jugendlichen Alters der Mädchen ist das besonders schockierend. Es ist ein Phänomen, das Geheimdienste weltweit beobachten. Die Mädchen werden via Internet radikalisiert. Das ist sehr schwer zu verhindern.

Isabelle Daniel

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