Wut-Interview in ÖSTERREICH

ÖBB-Rauswurf: Jetzt rechnet Ederer ab

11.02.2018

'Bei den ÖBB wird in einer unerträglichen Form umgefärbt', sagt Ederer zu ÖSTERREICH.

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© APA/TZOe/Fotomontage
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FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer  tauschte sieben von acht Aufsichtsräten bei den ÖBB aus.  Seither schäumt die Opposition, spricht von „parteipolitischer Umfärbung“.  Minister Hofer argumentiert: „Es geht um Qualifikation, nicht um Parteipolitik“.  Die ausgetauschte ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer sieht das im ÖSTERREICH-Interview naturgemäß anders.

ÖSTERREICH: FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer ließ  überraschend den gesamten  Aufsichtsrat der ÖBB austauschen, auch Sie wurden abgesetzt. Umfärbung in Blau?

Brigitte Ederer: „ Ich sehe das aus zwei Gründen problematisch. Erstens: Es ist unüblich, dass in einer außerordentlichen Hauptversammlung praktisch die  gesamten Kapitalvertreter ausgewechselt werden.  Das sei notwendig gewesen, sagte der Innenminister Kickl, weil da lauter Rote drinnen gesessen sind“.  Ich meine aber, und das ist mein zweiter Punkt, da sind völlig unabhängige Experten drinnen gesessen: Paul Blumenthal, ehemaliger Personalvorstand der Schweizer Bahn. Der gehört  mit Sicherheit keiner Partei an. Oder Herbert Kasser,  der wirklich viel für die ÖBB getan hat und ein ausgezeichneter Experte und Beamter ist. Das ist einfach unüblich und irritierend. Experten werden durch Parteigänger ersetzt.

ÖSTERREICH: Hat es Sie persönlich getroffen, dass Sie gehen mussten?

Ederer: Die ÖBB sind ein  spannendes Unternehmen, aber so ist es eben.  Für mich ist das keine Überraschung. Obwohl  ich bereits  2000 aus der Politik ausgeschieden bin und seither in der Wirtschaft gearbeitet habe, gelte ich für manche noch immer in erster Linie als Sozialdemokratin. Ich  werde  eben anders beurteilt. Letztlich geht es aber darum, dass  ein derart radikaler Umbau  nicht so überhastet durchgeführt werden soll. Offensichtlich wollen männerbündlerische Geheimstrukturen wie Burschenschaften die Macht übernehmen und in den ÖBB das Sagen haben.

ÖSTERREICH: 
Ist das ein später Rachefeldzug gegen Ex-ÖBB-Chef  Christian Kern?

Ederer: Da habe ich keine Ahnung. Ich weiß nicht,  was die Herren treibt, es sind ja nur  Herren. Jeder Wirtschaftsprüfer wird ihnen sagen, dass es  völlig unüblich ist, in einer außerordentlichen Hauptversammlung  den  gesamten Aufsichtsrat abzulösen.  Normalerweise wäre da  Feuer am Dach. Schließlich hat selbst der  Bundesminister den ÖBB zuvor bescheinigt, dass das Unternehmen gut unterwegs ist.

ÖSTERREICH: Wie schlecht ist das jetzt für die Bahn?

Ederer: Ich denke, hier wurde nach dem Prinzip agiert: Wir müssen umfärben, weil vorher umgefärbt wurde. So ist es aber nicht gewesen, das ist einfach falsch.  Christian Kern hat etwa Arnold  Schiefer (jetziger Aufsichtsrats-Präsident, Red.)  als Vorstand der Rail Cargo  Austria gehabt. Es war eindeutig klar, dass  Schiefer kein Sozialdemokrat ist.

ÖSTERREICH:
Erinnert Sie das an die Pfründe-Verteilung der ersten Schwarz-Blauen Regierung?

Ederer: So eindeutig wie jetzt wurde nicht agiert. Da saßen im Aufsichtsrat etwa Wienerbeger-Chef Wolfgang Reithofer, oder der Fruchtsaft Erzeuger Rauch. Die standen  zwar in der Nähe einer Partei, letztendlich waren  es aber  ausgewiesene Manager.

ÖSTERREICH: Was wollen Sie Kanzler Kurz ausrichten?

Ederer: Er spricht ständig von neuem Stil  und  Regierung neu.  Ich würde  ihn gerne fragen,  ob das der neue Stil ist. Das ist doch  Uralt-Politik aus dem vorigen Jahrhundert. Da waren die ÖBB schon viel weiter.

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