ÖVP-Perspektiven

Pröll für Homo-Partnerschaften & Österreich-Card

30.09.2007

Im Wiener Ernst Happel-Stadion stellt der Minister am Montagabend die Ergebnisse der ÖVP-Perspektivengruppe vor.

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Für eingetragene Homo-Partnerschaften, Familiensplitting und ein neues Zuwanderungsmodell mit "Österreich-Card" spricht sich der Leiter der ÖVP-Perspektivengruppe Josef Pröll aus. Am Montagabend will der Minister die detaillierten Ergebnisse der Perspektivengruppen im Detail präsentieren - im Wiener Ernst Happel-Stadion.

Am Sonntag gab er in der Fernseh-"Pressestunde" schon einiges bekannt - so auch, dass die ÖVP weiterhin strikt gegen die Gesamtschule auftreten und sich zur Neutralität bekennen werde. SPÖ und Opposition sehen in Prölls Vorschlägen keine Erneuerung der ÖVP.

16 Arbeitsgruppen & 1.000 Vorschläge
Nach der Wahlschlappe vor einem Jahr hatte die ÖVP eine Perspektivengruppe eingesetzt und Pröll zu deren Leiter erkoren. Der Umweltminister richtete 16 Arbeitsgruppen ein, die ihm rund 1.000 Vorschläge überreichten. Die fasste Pröll nun in einem 60- bis 70-seitigen Papier zusammen. Dieses wird er Montag am Abend im Wiener Ernst-Happel-Stadion präsentieren - und schon am Vormittag in einer Pressekonferenz Parteichef Wilhelm Molterer überreichen.

Türkei & EU: "dritter Weg"
Molterer hatte am Samstag klar gestellt, dass er die ÖVP als Spitzenkandidat in die nächste Wahl führen wird. Und Pröll zeigte in der "Pressestunde" keinerlei Ambition, ihm das streitig zu machen. In sein Perspektivenpapier hat Pröll nicht alle Vorschläge der Arbeitsgruppen übernommen. So bekennt er sich - anders als die Arbeitsgruppe "Europa" wollte - klar zur Beibehaltung der Neutralität und plädiert in Sachen EU und Türkei für einen "dritten Weg" sowie eine Volksabstimmung vor einem Beitritt.

Standesamtliche Homo-Partnerschaft
Zur Homo-Partnerschaft hatte sich die Arbeitsgruppe "Familie" nicht festgelegt, sondern vier Varianten vorgelegt. Pröll entschied sich, gleichgeschlechtlichen Paaren die Besiegelung ihrer Partnerschaft vor dem Standesamt zu ermöglichen. Mit Molterer dürfte das noch nicht abgestimmt sein - denn Pröll kündigte an, für die Umsetzung seiner Vorschläge "kämpfen" zu wollen. Alleine steht er in der Partei nicht da: ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer und Wissenschaftsminister Johannes Hahn unterstützen ihn.

Neuer Weg bei Familienförderung
Als "Revolution" pries Pröll seinen Vorschlag an, Familien durch ein Familiensplitting steuerlich zu fördern. ÖAAB-Chef Fritz Neugebauer freute sich, dass Pröll das ÖAAB-Modell eines steuerfreien Existenzminimums pro unversorgtem Familienmitglied aufgenommen habe. Nicht aufgenommen hat Pröll den Vorschlag der "Familien"-Gruppe, bei Scheidungen eine halbjährige Wartefrist einzuführen. Und auch ein verpflichtendes zweites Beratungsgespräch vor einer Abtreibung kommt für ihn nicht in Frage.

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Bildungspolitik und Gratiskindergarten
In der Bildung greift er den Vorschlag der Arbeitsgruppe weitgehend auf: So besteht Pröll auf die Beibehaltung von Gymnasium und der - "aufgewerteten" - Hauptschule und plädiert für den Gratis-Kindergarten. Ab dem vierten Lebensjahr soll der Kindergartenbesuch halbtags kostenlos sein, ab Fünf in Regionen mit Sprachproblemen verpflichtend - und für Sechsjährige, die noch Sprachprobleme haben, will Pröll ein verpflichtendes Vorschuljahr.

"Österreich-Card" für Zuwanderer
In der Ausländerpolitik bekannte er sich zum "Asyl für alle jene, die Asyl brauchen", aber auch zu "null Toleranz" gegenüber Missbrauch. Für die Zuwanderung will er ein neues Modell, die "Österreich-Card", etablieren. Außerdem greift Pröll den Vorschlag der Arbeitsgruppe "Integration" auf, mit Österreichern verheirateten Ausländern den freien Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewähren - obwohl Parteifreund, Innenminister Günther Platter,die Idee abblockte, weil damit Scheinehen "Tür und Tor" geöffnet würde.

Weitere Details
Die "Kleine Zeitung" wusste in ihrer Sonntagsausgabe noch einige weitere Details aus Prölls Papier: Ein gemeinsamer Ethik-Unterricht ergänzend zum Religionsunterricht, Gratisparkplätze für Familien mit Kindern bis Zwei, Gebührenbefreiung für Geburten und ein Gratis-Laptop für alle Volksschul-Abgänger.

Abwartende Reaktionen
Bei den anderen Parteien stießen Prölls Vorschläge weitgehend auf Ablehnung. Nur jener zur Homo-Partnerschaften wurde von SPÖ-Justizministerin Maria Berger begrüßt; sie hofft, dass Pröll sich in der ÖVP durchsetzt und somit das Familienrechtspaket - an dem eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Justiz- und Familienressorts gerade arbeitet - nächstes Jahr beschlossen werden kann. Ein "Fortschrittchen" wäre das aus Sicht der Grünen Vize-Chefin Eva Glawischnig, aber sie geht davon aus, dass die ÖVP nicht mitzieht.

SPÖ: "Retrospektiven statt Perspektiven"
Ansonsten waren die Reaktionen negativ. Für SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina ist nun klar, dass "der ÖVP-Erneuerungsprozess, auf den die Leute nach der ÖVP-Wahlschlappe gehofft haben, abgeblasen" ist. Die ÖVP habe "Retrospektiven statt Perspektiven" geliefert. Vehement abgelehnt wird von der SPÖ das Familiensplitting, das ein "alter Hut" und aus gutem Grund in den 70er-Jahren abgeschafft worden sei.

Kritik der Opposition
Auch Glawischnig sieht den Neubeginn "abgeblasen", die ÖVP bleibe auf dem abgewählten Schüssel-Gehrer-Kurs. BZÖ-Chef Peter Westenthaler vermisste "neue Perspektiven" und sprach von "reiner Wählertäuschung". FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht die ÖVP hingegen "gesellschaftspolitisch immer weiter nach links" abdriften".

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