Das sagt Österreich

Wie stehen die Chancen für Kern - kann er gegen Strache gewinnen?

11.05.2016

Christian Kern scheint der klare Favorit für Kanzler und Parteichef zu sein.

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© Reuters
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Das Rennen in der SPÖ um die Faymann-Nachfolge ist gelaufen: Christian Kern scheint der klare Favorit für Kanzler und Parteichef zu sein. Michael Häupl hat zu lange gezögert, um seinen Wunsch-Kandidaten Zeiler in Stellung zu bringen – vielleicht auch bewusst, um eine Spaltung der Partei zu vermeiden.

Christian Kern steht damit vor der schwersten Aufgabe, die ein SPÖ-Chef wohl jemals hatte: Er muss die in Rechts- und Linksfraktion gespaltene und heillos zerstrittene Partei zunächst einmal einigen, dann der SPÖ ein neues Programm und neue Visionen geben, gleichzeitig die bei den Wählern extrem unbeliebte SPÖ-ÖVP-Regierung mit einem neuen Image ausstatten, in dieser Blockade-Koalition endlich Reformen schaffen – und schließlich die unvermeidlichen Neuwahlen gegen die Strache-FPÖ gewinnen.

Für all diese Punkte stehen die Chancen für Kern alles andere als gut – man kann ihm nur die Daumen halten, dass ihm das Wunder gelingt.

Kern muss sehr rasch erste Reformen liefern
In der ersten Gallup-Umfrage seit dem Kanzler-Rücktritt kommt Kern bei den Wählern noch eher matt über den Radar. Das ist klar, weil Kern als ÖBB-Manager alles andere als ein bekannter Medien-Star war und er erst Bekanntheit und Image aufbauen muss.

19 Prozent Zustimmung sind trotzdem der schwächste Wert, mit dem jemals ein Newcomer ins Kanzleramt gestartet ist. Nur zum Vergleich: Mitterlehner wollten nach der Spindelegger-Ablöse 32 % als Kanzler.

Besonders matt ist der Wert für Kern bei den FPÖ- und bei den Protestwählern. Die wollen offenbar keinen Top-Manager, sondern eher einen gestandenen Volks-Politiker wie Doskozil als Kanzler.

Kern wird also als Erstes an seinem Image als „Nadelstreif“-Kanzler und Spitzenverdiener arbeiten müssen – die Wut-Wähler, die derzeit den Erfolg der FPÖ ausmachen, wollen einen bürgernahen Kanzler. Kern kann das – das hat er bei den ÖBB gezeigt.

Kern wird weiters so rasch wie möglich Reformen starten müssen – in der Bildung, in der Sicherheit, beim Wirtschaftsaufschwung. Sein Problem: Er hat kaum Zeit.

Als Top-Manager ist es Kern gewohnt, Reformen langfristig anzugehen. Diesmal muss er Tempo zeigen – und schon im Herbst Resultate bringen.

Gelingt ihm das nicht, ist sein Image noch schneller im Eimer als das von Django Mitterlehner. Denn die Österreicher wollen diese Große Koalition nicht mehr.

Gegen die FPÖ wirkt Kern (vorerst) chancenlos
Die schwierigste Frage für Kern ist deshalb, wann er aus dieser Verlierer-Koalition abspringt und mit Neuwahlen den echten Neustart sucht.

Derzeit wäre das für den neuen SPÖ-Chef ein Himmelfahrts-Kommando. Die Umfragewerte sowohl für ihn als auch für die SPÖ sind zu schlecht, um gegen Strache auch nur den Funken einer Chance zu haben.

Kern muss rasch jenen Kanzler-Bonus aufbauen, den Faymann nie geschafft hat – und dann die Neuwahl suchen.

Die Frage ist nur, ob ihm die ÖVP dazu Zeit lässt. Denn derzeit würde Sebastian Kurz jedes Duell gegen Kern klar gewinnen – und gegen die FPÖ wäre Kern als eher links-liberaler, nobler Politiker (vorerst) chancenlos. Da ­hätte Sebastian Kurz die viel ­bessere Ausgangs-Position.

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