Rapid-Krise
Ärger für Pacult
06.12.2006
Trotz 3:0 gegen Sturm: Hinter vorgehaltener Hand wird über den Trainer diskutiert.
Der Einzige, der bei Rapid zurzeit noch lachen kann, ist der scheidende Sportdirektor Peter Schöttel. Sein Vertrag endet nämlich mit 31. März (drei Monate Kündigungsfrist mit eingerechnet). Schöttel wird aber viel früher aus St. Hanappi verschwinden, da er noch rund 70 Urlaubstage zu Buche stehen hat. Hinter ihm die Sintflut, denn bei Österreichs Rekordmeister und Tabellenschlusslicht ist Chaos pur angesagt. Jetzt gibt es erste kritische Stimmen gegen Trainer Peter Pacult. Offenes Geheimnis: Hätte Rapid in der letzten Bundesliga-Runde gegen Sturm nicht 3:0 gewonnen, wären die Diskussionen auch öffentlich entbrannt.
Pikante Aussage
Ein Kuratoriumsmitglied, das lieber nicht genannt
werden will, bringt die heikle Situation auf den Punkt: "Einige von uns
haben mit der Person Peter Pacult ein Problem. Ihnen hat überhaupt nicht
gefallen, wie er zum Beispiel über seinen Vorgänger Georg Zellhofer
hergezogen ist." Aber auch zwischen dem neuen Trainer und der Mannschaft
scheint die Chemie nicht immer zu stimmen. Aus der Spielerkabine hört man
immer öfter den Vorwurf: Der Trainer nimmt sich keine Zeit für uns. Außerdem
redet er kaum mit uns Spielern.
Starker Tobak
ÖSTERREICH wollte es genau wissen und schaute wie
jeden Tag beim Training vorbei. Zumindest gestern war von Unzufriedenheit
auf den Trainingsplätzen wenig zu sehen. Der Trainer nahm seinen Job genauso
ernst wie die Spieler. Es wurde gelacht und rumgealbert – vor allem nach
dem Training. Vielleicht hatte das auch damit zu tun, dass ausgerechnet
gestern Andreas Herzog in Hütteldorf vorbeischaute – Österreichs
Rekordnationalspieler ist ja heißer Kandidat auf Schöttels Nachfolge.
Dollinger-Rapport
Hat das Verhältnis zwischen Pacult und Spielern
wirklich schon erste Kratzer abbekommen? Fest steht, dass zum Beispiel
Matthias Dollinger noch diese Woche zum Rapport bei Klub-Manager Werner Kuhn
antreten muss. Er hatte sich wiederholt über die aktuelle Situation bei
Rapid Luft gemacht. Dollinger: "Keiner hat mit mir geredet, und ich wusste
nicht, warum ich nicht im Kader bin. Ich habe es immer nur auf Listen
gelesen – darüber bin ich sehr enttäuscht, menschlich war das nicht in
Ordnung!"
Wer auch immer neuer Sportdirektor bei Rapid wird: Er muss eine dicke Haut und vor allem große Erfahrung im Krisenmanagement haben.
Von Claudia Schwedler und Walter Unterweger/ÖSTERREICH