Laut Medienbericht

Missbrauchs-Affäre beim BVB aufgedeckt

05.10.2025

Immer wieder erschüttern Fälle von sexualisierter Gewalt große Institutionen wie die katholische Kirche. Auch im Sport werden Übergriffe und Machtmissbrauch aufgedeckt. "Bild"-Recherchen beleuchten nun eine Missbrauchsaffäre bei einem großen deutschen Fußballverein.

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Deutschland. In der von "Bild" aufgedeckten Missbrauchs-Affäre beim deutschen Profifußballverein Borussia Dortmund dreht sich um den langjährigen Spitzenmanager Horst Jansen (Anm. Name von "Bild" geändert), der über Jahrzehnte Talente beim Klub förderte. Er wurde vor zwei Jahren vom Verein ausgeschlossen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Laut der deutschen Zeitung sollen Akten zeigen, dass bis heute nicht aufgeklärt wurde, ob Nachwuchstalente des BVB in den 70er, 80er und 90er Jahren sexuell missbraucht wurden.

So sei etwa 2010 eine Mail des Opferanwaltes eines Dortmunder Jugendspielers mit dem Betreff: "Missbrauch" beim Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke eingegangen, berichtet "Bild" weiter. "Mein Mandant war ein absolut vielversprechendes Nachwuchstalent", soll der Anwalt in seiner Mail an Watzke geschrieben haben. "In dieser Zeit näherte sich (...) Herr Jansen ihm wiederholt und verquickte Profi-Karriere bzw. deren Versagung mit Liebesdiensten." Um sich den jungen Spieler gefügig zu machen, habe er immer wieder den Satz wiederholt: "Du willst doch Profi werden." Was der Jugendspieler nach eigenen Angaben durch den Ex-BVB-Manager erduldet hatte, lag 20 Jahre zurück, war also strafrechtlich verjährt, berichtet die deutsche Zeitung.

Spieler berichtet: Sexuelle Übergriffe in Jansens Haus 

Der Spieler berichtete, dass sich Jansen ständig in der Kabine aufgehalten habe und, dass er Minderjährigen beim Duschen und Umziehen zugeschaut hätte. Der Manager habe den Spieler zu Perspektivgespräche eingeladen. In Jansens Privathaus sei es zu den sexuellen Übergriffen gekommen, zu Umarmungen, versuchten Küssen und Berührungen im Genitalbereich, berichtet "Bild". 

Nachdem der Anwalt die Vorfälle 2010 an die Vereinsführung meldete, reagierte der Klub zunächst intern: Ein Betretungsverbot wurde angeordnet und Jansen sollte bis zur Aufklärung keine Vereinsaufgaben übernehmen. Laut Klub habe Jansen intern alle Vorwürfe zurückgewiesen.

1.600 Euro an den Opferanwalt gezahlt

Jansen habe sich in der Folge mit dem Betroffenen getroffen und vereinbart die Anwaltskosten zu übernehmen. "Bild" zitiert Opferanwalt Kahl: "Die haben Geld bezahlt, um die Sache nicht nach außen zu tragen." Demnach soll der mutmaßliche Täter 1.600 Euro an den Opferanwalt gezahlt haben.

Laut der deutschen Zeitung sollen nach 2010 weitere Vorwürfe gegen Jansen laut geworden sein – das sollen mehrere Mitarbeiter unabhängig voneinander berichtet haben. 

Jansen blieb über Jahre weiter im Verein tätig

Trotz der Vorwürfe blieb Jansen über Jahre weiter im Verein tätig, zuletzt in einem Minijob. "Bild" berichtet, dass er laut BVB dabei aber keinen "institutionalisierten Kontakt zu Nachwuchsspielern" gehabt haben soll. Nach neuen Meldungen von 2023 schloss der BVB Jansen endgültig aus, wobei er keinen Widerspruch einlegte. Bis heute ist keiner der Vorwürfe erwiesen, kein mutmaßliches Opfer hat Anzeige erstattet und die Staatsanwaltschaft hat nie ermittelt. Daher steht Aussage gegen Aussage. Es gilt die Unschuldsvermutung. Seit 2019 existiert beim BVB ein "Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt", mit erweiterten Führungszeugnissen, Schulungen und Hinweisgebersystemen.

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