Week 18 im Überblick

NFL-Saison endet mit Paukenschlag

08.01.2024

Der letzte Spieltag der NFL-Saison 2023 endete noch einmal mit einigen Überraschungen. Für einige heißt es jetzt Abschied nehmen, für 14 Teams lebt der große Traum vom Super Bowl weiter.

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Zum Abschluss der Regular Season standen traditionell ausschließlich divisionsinterne Matches am Spielplan. Dafür sorgt die Liga ungeachtet der sportlichen Ausgangslage für zusätzliche Brisanz aufgrund der großen Rivalitäten. Auch wenn die meisten Beteiligten ihre Emotionen am Wochenende im Griff hatten, gab es im wohl unvorhersehbarsten Grunddurchgang der besten Football-Liga der Welt jede Menge Gesprächsstoff.

In einem packenden Finale sicherten sich die Buffalo Bills, Houston Texans, Pittsburgh Steelers, Tampa Bay Buccaneers und Green Bay Packers die letzten Plätze für das Achtelfinale. Ab nächster Woche heißt es für die letzten sieben verbleibenden Teams siegen oder fliegen.

NFL-Play-off
AFC
NFC
Baltimore Ravens (1): Spielfrei San Francisco 49ers (1): Spielfrei
Buffalo Bills (2) - Pittsburgh Steelers (7) Dalles Cowboys (2) - Gren Bay Packers (7)
Kansas City Chiefs (3) - Miami Dolphins(6) Detroit Lions (3) - Los Angeles Rams (6)
Houston Texans (4) - Cleveland Browns (7)
Tampa Bay Buccaneers (4) - Philadelphia Eagles (5)

Von nun an spielt die Saisonbilanz keine Rolle mehr. Die Setzliste am Weg in den Super Bowl steht. Von nun an trifft das jeweils beste verbleibende Team mit Heimrecht auf den letzten der Setzliste. Am 11. Februar steigt der große Showdown um den Titel in Las Vegas. Was am 18. Spieltag alles passiert ist lesen Sie jetzt im Wochenüberblick.

AFC North: Historischer Jahrgang im hohen Norden

Die Baltimore Ravens standen schon vor dem letzten Spieltag als bestes Team der AFC fest. Superstars, wie Lamar Jackson wurden bei der 10:17-Niederlage gegen die Pittsburgh Steelers bereits geschont. Allerdings musste Pittsburgh den Prestige-Erfolg teuer bezahlen. Denn Superstar T.J. Watt verletzte sich schwer, für ihn ist die Saison somit wohl vorzeitig beendet.

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Während der Sieg für die Steelers das Erreichen des Play-offs fixierte, gab es in der Division noch einen zweiten Grund zum Feiern für das Quartett. Denn im unbedeutenden Spiel zwischen den Cincinnati Bengals und Cleveland Browns gewannen die Tiger mit 31:14. Damit schließt erstmals seit 1935 eine ganze Division den Grunddurchgang mit einer positiven Bilanz ab. Bitter nur für die Bengals, dass sie dennoch als einzige dieser vier Mannschaften bei den Play-offs nur noch Zuschauer ist.

AFC East: Krönender Abschluss einer Saison

Mit dem Top-Spiel zwischen den Miami Dolphins und Buffalo Bills endete die Regular Season in der Nacht von Sonntag auf Montag um 5.22 Uhr. Die Bills setzten sich im Duell mit dem Erzrivalen 21:14 durch und sicherten sich somit den Sieg in der AFC East. Doch schon davor stand fest, dass beide Teams in der K.o.-Phase stehen. Das Spiel war ein Thriller bis zur letzten Sekunde. 1:50 Minuten vor Schluss bekam Tua Tagovaila mit den Dolphins noch einmal den Ball. Ein Touchdown musste her, um in die Verlängerun zu kommen. Doch mit 1:13 Minuten auf der Uhr war er stattdessen eine Interception. Und so fixieren die Bills auch den vierten Division-Titel in Folge.

Im zweiten Duell der Division führten die New York Jets die New England Patriots vor den eigenen Fans vor. Im verschneiten Duell der Nachzügler setzten sich die Gäste mit 17:3 durch. Es war der erste Sieg seit 15 Spielen gegen Kult-Coach Bill Belichick, dessen Ära vor den Toren Bostons nach einer weiteren desaströsen Saison wohl genauso endet, wie die unglaubliche Siegesserie gegen die Jets. Die Entscheidung darüber fällt aber wohl erst in den nächsten Tagen.

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Belichick soll in einem Treffen mit Patriots-Besitzer Robert Kraft noch einmal sprechen. Erst dann wird eine Entscheidung verkündet. Alles andere als die Entlassung des Rekord-Coaches, der New England im Alleingang zum Rekord-Champion geformt hatte und nicht weniger als sechs Mal die Vinc Lombardi Trophy gewinnen konnte, wäre eine faustdicke Überraschung.

AFC South: Zu früh gefreut, Jacksonville

In der AFC South hatten vor dem letzten Spieltag drei Teams ihr eigenes Schicksal mit einem Sieg selbst in der Hand. Am Ende jubelten nur die Houston Texans. Besonders peinlich ist das allerdings für die Jacksonville Jaguars. Mit einem Sieg gegen die bereits ausgeschiedenen Tennessee Titans wäre ihnen der Division-Sieg sicher gewesen. Am Ende setzte es eine peinliche 20:28-Niederlage. Doch wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Doch das Internet vergisst nicht. Mitte Dezember waren die Verantwortlichen in Jacksonville wohl zu voreilig. Obwohl Trevor Lawrence & Co. seit dem 26. November lediglich ein Spiel gewinnen konnte, teilte man am 13. Dezember euphorisch mit, dass die Tickets für die Play-off-Spiele schon zum Verkauf freigegeben sind. Seitdem ging es weiter bergab. Die Krönung war das vorzeitige Saison-Aus nach der Niederlage gegen die Titans.

Die Texans erfüllten mit einem 23:19-Sieg gegen die Indianapolis Colts ihre Pflicht und freuen sich nächste Woche auf ein Heimspiel am Wild Card Weekend der NFL. Für Bernhard Raimann und seine Colts ist auch heuer nach dem Grunddurchgang Schluss. Mit einer 9:8-Bilanz und der Hoffnung, dass nächstes Jahr Jungstar Anthony Richardson zurückkehrt, geht man aber mit erhobenem Haupt in den wohlverdienten Urlaub.

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AFC West: Der 1-Million-Dollar-Jubel

In der AFC West ging es am letzten Spieltag um gar nichts mehr. Die Plätze waren vergeben, die Chiefs waren von Platz 3 in der Setzliste der AFC auch nicht mehr zu verdrängen. Die Chiefs setzten deshalb Superstars, wie Patrick Mahomes oder Travis Kelce auf die Tribüne. Einer wollte beim 13:12-Sieg gegen die Los Angeles Chargers unbedingt spielen: Chris Jones. Der Abwehr-Gigant streikte zu Saisonbeginn, weil er mit seinem Vertrag unzufrieden war. In seinem umstrukturierten Kontrakt war eine Klausel, dass er 1,25 Mio. $ Bonuszahlung erhält, sollte der Defensive End mindestens 10 Sacks schaffen. Genau das gelang ihm gegen die Chargers inklusive ausgelassenem Jubel (siehe Video).

Im zweiten Spiel der Gruppe setzten sich die Las Vegas Raiders gegen die Denver Broncos klar mit 24:14 durch. Nach der Degradierung von Superstar Russel Wilson könnte es nach der Saison bei den Broncos zum nächsten Köpferollen kommen. NFL-Insider berichten, dass General Manager George Paton entlassen werden könnte. Bei der Entscheidung soll ausgerechnet Head Coach Sean Payton, der vor einem Jahr von Paton erst verpflichtet wurde, ein Wort mitreden. Die Bosse in Colorado vertrauen dem Trainer blind und wollen, dass er sein Dream Team aufbaut und die Mannschaft wieder in den Super Bowl führt.

NFC North: Love-Boost für die Packers im Play-off

Die wohl spannendste Entscheidung am letzten Spieltag war das letzte Wild-Card-Ticket in der NFC. Das sicherten sich die Green Bay Packers mit einem 17:9-Sieg gegen die Chicago Bears. Nach einer durchwachsenen ersten Saison nach der Ära Aaron Rodgers hat sich Quarterback Jordan Love mit dem Einzug in die K.o.-Phase endgültig in die Herzen der Fans gespielt. Doch das anstehende Duell gegen die Dallas Cowboys ist an Brisanz kaum zu übertreffen. Man gastiert bei dem langjährigen Packers-Coach Mike McCarthy (2006-2018), der mit Dallas seit 16 Heimspielen unbesiegt ist. Doch die letzte Niederlage im AT&T-Stadium gab es allerdings ausgerechnet im Wild Card Game vor 2 Jahren. Ein gutes Omen für die Packers?

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Vor einer ungewissen Zukunft stehen die Minnesota Vikings nach der 20:30-Niederlage gegen die Detroit Lions. Bei den Vikings ist vor allem hinter der Zukunft des derzeit verletzten Spielmachers Kirk Cousins ein großes Fragezeichen. Man könnte ein erfolgloses Jahr in Kauf nehmen, um wieder ein heiß gehandelter Titel-Kandidat zu werden.

NFC East: Alarm bei den Eagles

Bis zum 26. November waren die Philadelphia Eagles das gefürchtetste Team der ganzen Liga. Von elf Spielen wurde man nur ein einziges Mal besiegt. Doch seitdem geht es mit dem, lange Zeit als Top-Favorit auf den Titel gehandelten Team, bergab. In den folgenden sechs Spielen gingen Jalen Hurts & Co. fünf Mal als Verlierer vom Platz. Ein Formtief vor den Play-offs kommt zum erdenklich schlechtesten Zeitpunkt. Auch am 18. Spieltag setzte es eine 10:27-Klatsche gegen die New York Giants.

Damit nicht genug: Erst verletzte sich Star-Receiver A.J. Brown im MetLifeStadium. Nicht die erste schwere Verletzung eines Leistungsträgers am Kunstrasen im Big Apple. In den USA spricht man bereits von einem Fluch. Unter anderem rissen sich dort bereits Aaron Rodgers, Daniel Jones, Nick Bosa, Raheem Mostert, oder eben nun Brown, die Bänder. Nicht wegen des Untergrundes, aber dennoch besorgniserregend, verließ auch Quarterback Jalen Hurts das Spielfeld früher als geplant. Bei einem Kontakt mit einem Giants-Verteidiger brach er sich vermutlich den Finger. Ein Einsatz nächste Woche gegen die Buccaneers ist vorerst zumindest fraglich. 

Durch die Niederlage der Eagles war auch der Division-Triumph der Dallas Cowboys besiegelt. Dak Prescott & Co. setzten sich am Ende dennoch klar mit 38:10 gegen die Washington Commanders durch.

NFC South: Krach vor dem Rauswurf

Die New Orleans Saints waren der Top-Favorit auf den Gewinn der NFC South. Die 48:17-Show gegen die Atlanta Falcons kam aber zu spät. Man verpasste am Ende den Aufstieg und muss auf nächstes Jahr hoffen. Die Tampa Bay Buccaneers konnten ihren dritten Division-Titel in Folge mit einem glanzlosen 9:0-Sieg gegen die Carolina Panthers einfahren und darf als einziges Team der Gruppe in den Play-offs weiter auf den Titel-Coup hoffen.

Das Duell zwischen den Falcons und den Saints ist dennoch eine der erbittertsten Rivalitäten der Liga. Als alles schon entschieden war, ließ New-Orleans-Coach Dennis Allen seine Truppe dennoch weiterspielen, als ginge es um alles. Zum Unmut des gedemütigten Gegenübers Arthur Smith. Nach Schlusspfiff stürmte er auf Allen zu und geigte ihm die Meinung. Nächstes Jahr werden sich die beiden wohl nicht mehr gegenüber stehen. Das Aus von Smith ist praktisch schon beschlossen und nach dem verpassten Aufstieg muss sich auch Allen Sorge um seinen Job machen.

NFC West: Puka lässt Rekorde purzeln

Auch die Seattle Seahawks verpassen in einem Herzschlagfinale die Runde der letzten 14 Teams. Beim 21:20-Sieg gegen die Arizona Cardinals profitierten sie aber auch von einem verschossenen Field Goal wenige Sekunden vor Schluss.

So bleiben die San Francisco 49ers und Los Angeles Rams die Besten im Westen. Das Duo stand schon vor dem letzten Spieltag als Play-off-Starter fest. Dennoch wurden in dieser Partie noch einmal die Geschichtsbücher umgeschrieben. Denn Puka Nacua hat gleich zwei historische Bestmarken übertroffen. Er hat in seiner Premieren-Saison 105 Bälle gefangen und sich damit an die Spitze der Rookie-Liste gesetzt. Noch beeindruckender ist allerdings sein zweiter Rekord. Mit 1.486 Receiving Yards hat er Bill Gromans 1960 Leistung um 13 Yards übertroffen.

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Damit ist er auch ein heißer Kandidat für den Rookie des Jahres. Die Experten-Wahl wird wohl zum Duell des Überraschungsmannes, den kein Insider vor der Saison auf der Rechnung hatte, mit Houston-Star C.J. Stroud.

Thema der Woche: Aller Abschied ist schwer

Acht Jahre lang lehrte Derrick "King" Henry als Running Back der Tennessee Titans den gegnerischen Verteidigern das Fürchten. Nun ist Schluss damit. Nach 9.502 Rushing Yards, 90 Rushing Touchdowns, 1.458 Receiving Yards und 3 gefangenen Touchdowns, und sogar 37 Passing Yards mit 4 geworfenen Touchdowns verabschiedete sich der Superstar nach dem Spiel von den Fans im Stadion. Sein Vertrag läuft mit Saisonende aus, ob er seine erfolgreiche Karriere fortsetzt, steht allerdings noch in den Sternen.

Doch Henry ist nicht der einzige Superstar, von dem sich die Fans verabschieden müssen. So soll auch Calais Campbell nach 15 Jahren mit den Arizona Cardinals, Jacksonville Jaguars, Baltimore Ravens und Atlanta Falcons genug von Football haben. Neben einigen Spielern, müssen auch viele Coaches in Folge des Black Monday, der erste Tag nach dem Ende des Grunddurchgangs, ihr Büro räumen. Hier könnte es, wie bereits in der Vorwoche berichtet, zu einigen Überraschungen kommen.

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