Schladming

Hirscher feiert ersten Heimsieg

23.01.2012

Jungstar rettet 0,22 Sekunden auf Italiener Gross ins Ziel. Matt auf Rang 3.

Zur Vollversion des Artikels
© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer
Zur Vollversion des Artikels

Eine bessere Antwort auf die Einfädler-Affäre hätte Marcel Hirscher nicht geben können. Der Salzburger behielt im Hexenkessel von Schladming kühlen Kopf und gewann vor 45.000 Zuschauern den Nacht-Slalom auf der Planai. Der 22-Jährige feierte seinen neunten Weltcup-Sieg, den bereits sechsten in dieser Saison und den ersten auf österreichischem Schnee.

Hirscher triumphierte bei dichtem Schneefall 0,22 Sekunden vor dem Italiener Stefano Gross, der Tiroler Mario Matt fuhr als Dritter (0,29) aufs Stockerl. Ivica Kostelic, dessen verbale Sticheleien in Richtung Hirscher in den vergangenen Tagen für hohe Wellen sorgten, verpasste das Podest als Vierter um 0,01 Sekunden. Die befürchteten Ausschreitungen oder Unsportlichkeiten blieben größtenteils aus, einem Pfeifkonzert und ein paar Schneebällen der ÖSV-Fans musste sich Kostelic aber schon aussetzen.

Der Kroate behielt aber Platz eins im Gesamt-Weltcup, Kostelic führt nun 80 Punkte vor Hirscher. Für die Österreicher bleibt Schladming, der WM-Ort 2013, ein hervorragender Boden. Es war bereits der zehnte Sieg in der 16. Auflage des Nacht-Rennens.

Hirscher steckt Kleinkrieg mit Kostelic weg
"Schaut's mir in die Augen", meinte Hirscher auf die Frage, ob die vergangenen Tage spurlos an ihm vorübergegangen sind. "Die Augenringe zeigen, dass die Sache nicht spurlos an mir vorüber gegangen ist." Beim Schlafen hatte Hirscher also im Vorfeld des Nacht-Rennens Probleme, von seiner Müdigkeit war aber im Schladminger Schneetreiben rein gar nichts zu bemerken.

Viel mehr fuhr Hirscher frech und schnell wie immer, denn spätestens seit der öffentlichen Versöhnung mit Kostelic am Montagabend war der Fokus wieder - fast ausschließlich - aufs Sportliche gerichtet. "Ich bin froh, dass das alles vorbei ist und der Sport wieder im Vordergrund steht. Es geht schließlich ums Skifahren. Auch die Aussprache mit Kostelic war sehr wichtig für mich", sagte Hirscher.

Hirscher jetzt mit "Geierschnäbeln"
Eine Reaktion auf die angeblichen Einfädler in Zagreb und Adelboden sowie auf die echten Einfädler in Wengen und Kitzbühel gab es aber. Hirscher setzte nämlich bei der Skiwahl auf jene mit Geierschnäbeln und damit auf die sicherere Variante. Mit Startnummer 1 ("Das war sicher ein kleiner Vorteil") zauberte Hirscher im ersten Lauf eine grandiose Bestzeit in den Schnee, zur Halbzeit führte er gleich 0,75 Sekunden vor Matt.


"Schönster Sieg"
Und im Finale behielt der ÖSV-Jungstar die Nerven. "Das ist emotional sicher mein bisher schönster Sieg. Die Genugtuung ist ehrlich gesagt sehr groß. Die letzten Tage waren mitunter die schwierigsten in meinem Leben", jubelte Hirscher, der sich im Ziel vor Erleichterung in den Schnee fallen ließ und als ersten Gratulanten Vater und Trainer Ferdinand umarmen durfte.

Matt wieder am Podest
Matt fuhr nach Rang zwei in Kitzbühel auch beim nächsten Heim-Spektakel zwei Tage später als Dritter wieder aufs Podest. Der Tiroler hatte im ersten Durchgang mit Rückenproblemen zu kämpfen und musste in der Pause behandelt werden. Dennoch stellte der zweifache Schladming-Gewinner einmal mehr seine Hochform unter Beweis. "Schladming ist einfach gewaltig, so eine Stimmung beflügelt. Da kann man gar nicht anders, als volles Risiko gehen und alles probieren", sagte Matt. Ganz am Limit war Matt aber wie auch schon in Kitz nicht. "Ich habe es im zweiten Lauf unten nicht mehr ganz so laufen lassen, hoffentlich kann ich beim nächsten Rennen einmal hundert Prozent abrufen."

Herbsts Formkurve zeigt bergauf
Reinfried Herbst, Schladming-Sieger 2009 und 2010, fuhr als Achter erstmals in dieser Saison unter die besten zehn. "Schladming beflügelt einfach. Der Ansporn ist, dass du für die sensationellen Fans alles gibst", sagte Herbst. Unmittelbar hinter dem Salzburger wurde Benjamin Raich Neunter. Der Tiroler Schladming-Rekordgewinner (vier Siege) genoss die Atmosphäre in vollen Zügen: "Wenn du hier im Ziel abschwingst, dann weißt du, warum du Ski fährst." Manfred Pranger wurde trotz Grippe 13.

Im Weltcup der Herren geht es nun mit zwei Speed-Bewerben in Garmisch-Partenkirchen weiter, am Samstag und Sonntag stehen ein Super-G und eine Abfahrt auf dem Programm.

Endergebnis Slalom Schladming

1. Marcel Hirscher (1)
01:43.01
2. Stefano Gross (13)
+00.22
3. Mario Matt (3)
+00.29
4. Ivica Kostelic (7)
+00.30
5. Naoki Yuasa (27)
+00.50
6. Ted Ligety (17)
+00.96
7. Jens Byggmark (8)
+01.03
8. Reinfried Herbst (23)
+01.26
9. Andre Myhrer (2)
+01.28
9. Benjamin Raich (16)
+01.28
11. Steve Missillier (15)
+01.41
12. Mattias Hargin (14)
+01.53
13. Manfred Pranger (9)
+01.54
14. Giuliano Razzoli (10)
+01.61
15. Markus Larsson (24)
+01.68
16. Christoph Dreier (44)
+01.86
17. Brad Spence (26)
+01.98
18. Mitja Valencic (19)
+02.01
19. Markus Vogel (28)
+02.11
20. Michael Janyk (22)
+02.18
21. Alexandr Horoshilov (40)
+02.64
22. Lars Elton Myhre (30)
+02.98
23. Jonathan Nordbotten (38)
+03.42
24. Krystof Kryzl (36)
+03.70
25. Manfred Mölgg (12)
+07.86
DNF. Fritz Dopfer (11)
-
DNF. Jean-Baptiste Grange (6)
-
DNF. Wolfgang Hörl (29)
-
DNF. Alexis Pinturault (25)
-
DNF. Axel Baeck (20)
-
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel