Chaos um EHEC

Auch die Sprossen sind es nicht

05.06.2011

Erste Untersuchungen der Sprossen ergaben keinen Hinweis auf EHEC.

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Nach der Gurke ist offenbar auch die Sprosse zu Unrecht verdächtigt worden, Menschen mit dem gefährlichen EHEC-Bakterium infiziert zu haben. Erste Labortests von Sprossen aus einem niedersächsischen Saatgutbetrieb haben nach amtlichen Angaben noch keinen Nachweis von Erregern der lebensgefährlichen EHEC-Darminfektionen erbracht. Die Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen, teilte das Landwirtschaftsministerium am Montag in Hannover weiter mit.

Die Sprossen von dem Erzeuger in Bienenbüttel im Landkreis Uelzen waren nach einer Überprüfung der Lieferwege unter EHEC-Verdacht geraten. Sie waren direkt oder über Zwischenhändler an Gastronomiebetriebe in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Niedersachsen geliefert worden, wo es gehäuft zu Infektionen kam.

Verdächtigter Hof verwendet gar keinen Dünger
Der Geschäftsführer des unter Verdacht stehenden Hofes Bienenbüttel, Klaus Verbeck, sagte, er könne sich keinen Reim auf die Vorgänge und Vorwürfe machen. Die Salatsprossen wüchsen nur aus Saatgut und Wasser. Sie würden überhaupt nicht gedüngt. Auch in anderen Geschäftsbereichen des Hofes werde kein tierischer Dünger verwendet.

Die Welle der EHEC-Epidemie ebbt vor allem in Niedersachsen nicht ab. Die Patientenzahl stieg am Montag auf 503 Fälle und Verdachtsfälle. 385 Erkrankungen wurden im Labor bestätigt. 96 Patienten litten unter der lebensbedrohlichen Komplikation, dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Das teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium mit. Am Samstag waren 458 Fälle und Verdachtsfälle gezählt worden. "Der Scheitelpunkt ist leider noch nicht erreicht", sagte Ministeriumssprecher Thomas Spieker. Insgesamt sind in Deutschland rund 1.600 EHEC-Erkrankungen bekanntgeworden. Mit dem Erreger werden inzwischen 21 Todesfälle in Verbindung gebracht.



Auf Österreich hätte auch ein positives Testergebnis der Sprosse keinerlei Auswirkungen gehabt. Der betroffene Betrieb hat laut AGES-Sprecher Roland Achatz die Sprossen lediglich in Deutschland vertrieben, nach Österreich sind keine Produkte gelangt.

Bisher ist in dem in Österreich untersuchten Gemüse auch kein EHEC-Keim gefunden worden. 162 von 167 gezogenen Proben wurden bisher analysiert, in allen Fällen gab es negative Ergebnisse. Das teilte Fabian Fußeis, Sprecher des Gesundheitsministeriums, am Montag mit. Von den restlichen fünf Proben dürften die Ergebnisse am Dienstag vorliegen.

Der Zustand einer deutschen EHEC-Patientin, die im Wiener AKH behandelt wird, hat sich im Vergleich zu vergangenen Freitag nach Einlieferung in die Universitätsklinik der MedUni Wien nicht verändert. AKH-Infektionsspezialist Wolfgang Graninger hatte Sonntagabend in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" gesagt, es bestehe "Lebensgefahr". Die Frau leide an Nierenversagen, sei aber noch nicht Dialyse-Patientin. Am Montag erklärte eine Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV): "Der Zustand der Patientin ist unverändert stabil."

Spanien verlangt Schadenersatz von Deutschland

Ohne Entscheidung in der aktuellen EHEC-Krise ist am Montag ein Treffen der EU-Gesundheitsminister in Luxemburg zu Ende gegangen. Spanien hat bei dem Treffen beklagt, es habe durch ursprüngliche Warnungen der deutschen Behörden, wonach spanische Gurken die Seuche ausgelöst hätten, einen riesigen wirtschaftlichen Schaden erlitten. Madrid fordert von Berlin nun Schadenersatz zu 100 Prozent. Deutschland hat erklärt, es könne in der Krise noch nicht Entwarnung gegeben werden.

Die heimischen Gemüsebauern haben bisher eine Mio. Euro Schaden wegen dem EHEC-Keim verbucht, warnte Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Er kritisiert die öffentlichen Spekulationen über die Quelle des gefährlichen Erregers und will das Vertrauen der Konsumenten in heimisches Gemüse wiederherstellen.

Bisher keine Keime in Österreich gefunden
Bisher ist in dem in über 30 Biogeschäften beschlagnahmten Gemüse kein EHEC-Keim gefunden worden. 162 von 167 gezogenen Proben wurden bisher analysiert, in allen Fällen gab es negative Ergebnisse. Das teilte Fabian Fußeis, Sprecher des Gesundheitsministeriums, am Montag mit. Von den restlichen fünf Proben dürften die Ergebnisse am Dienstag vorliegen.



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