Tschechien-Wahl

Fürst Schwarzenberg for President

25.01.2013



Duell: Zeman gegen Schwarzenberg - Schafft Austro-Adeliger Sensation?

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Triumph ist zum Greifen nahe: Fürst Karl Schwarzenberg (74) könnte heute die Stichwahl gewinnen und neuer Präsident Tschechiens werden.

Schafft es Schwarzenberg, würde ein „Leih-Österreicher“ in den Präsidenten-Sitz am Prager Hradschin einziehen – größtes Burgareal der Welt, Blick auf Karlsbrücke, Altstadt und Moldau.

Durchlaucht Karl Johannes Nepomuk Josef Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena Fürst zu Schwarzenberg ging zwar als krasser Außenseiter in die Stichwahl, die bereits gestern begonnen hat. Sein Kontrahent Milos Zeman, sozialdemokratischer Ex-Regierungschef, lag in allen Umfragen mit 53,7 Prozent klar vorne. Doch: „Zeman ist Favorit, aber nicht Sieger“, tippen Insider wie Ostexperte Paul Lendvai. Um 14 Uhr schließen die Wahllokale, am Abend steht das Ergebnis fest.

Schwarzenberg war nie österreichischer Staatsbürger (Schweizer Pass), aber er ist hier stark verwurzelt. Als Kleinkind floh er 1948 mit seinen Eltern vor den Kommunisten nach Österreich, sämtliche Besitztümer gingen verloren: Schloss Frauenberg, Schloss Orlik, Sägewerke, Brauereien, Latifundien.

Schwarzenberg wuchs in Wien und auf Schloss Murau (Stmk.) auf. Später prägte er entscheidend das politische Leben in Österreich: Er unterstützte Oscar Bronner bei der Gründung von trend, profil und später des Standard. Gemeinsam mit Ex-VP-Chef Erhard Busek engagierte er sich hinter dem Eisernen Vorhang. Nach dem Umbruch 1989 ging er zurück nach Prag, wurde Büroleiter von Präsident Vaclav Havel. Die meisten Besitztümer wurden restituiert. Auch politisch reüssierte er: 2007 Außenminister, 2009 gründete er TOP 09, seine Partei.

Schwarzenbergs eigene Wahlstimme ist ungültig
Bis heute zählt Schwarzenberg zu den 100 Reichsten hierzulande: Ihm gehören Forste in der Steiermark und Salzburg, das Palais Schwarzenberg. Sein Vermögen wird auf rund 400 Mio. Euro geschätzt.

Turbulent sein Privatleben: Mit der Ärztin Therese Hardegg ist er von 1967 bis 1988 verheiratet. Dann Trennung, denn der jüngste Sohn ist nicht von ihm, sondern vom Groß-Industriellen Thomas Prinzhorn. Nach einem Ski-Unfall ist die Fürstin lange gelähmt – 2008 heiratet Schwarzenberg seine Therese zum zweiten Mal. Tochter „Lila“ ist mit dem Autor und Oscar-Preisträger Peter Morgan (The Queen, Frost/Nixon) verheiratet.

Pointe am Rande: Schwarzenbergs eigene Wahlstimme, die er schon am 1. Tag abgab, wird ungültig sein: Er hatte den Wahlzettel nicht in den amtlichen Umschlag gesteckt.

Lendvai: "Er hat junge Seele und frischen Geist"

ÖSTERREICH: Welche Chancen hat der Fürst heute?
Paul Lendvai: Relativ gute, obwohl alle Umfragen ein anderes Ergebnis vorhersagen. Es war schon ein riesiger Erfolg, dass er in die Stichwahl gekommen ist, schon da gaben ihm die Meinungsforscher keine Chance.

ÖSTERREICH: Warum ist Schwarzenberg in Tschechien so beliebt?
Lendvai: Schwarzenberg ist überzeugter Mitteleuropäer, der die jungen und urbanen Wähler hinter sich hat. Er spricht mehrere Sprachen, war schon bisher als Außenminister erfolgreich und ist nicht korrupt. Er braucht die Politik nicht als Einkommensquelle, er hat selbst genug Geld.

ÖSTERREICH: Sein größtes Plus?
Lendvai: Sein Gefühl für Humor, die Lust am Lernen. Seine Seele ist jugendlich, genauso sein frischer Geist.

K. Wendl

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