Nach S & P

Moody's stuft Griechen auf Ramsch herab

15.06.2010

Als Grund gibt die Ratingagentur an, dass das rigide EU-Hilfspaket das Wachstum in Griechenland bremsen könnte. Außerdem sei so das Risiko einer Staatspleite besser berücksichtigt. Nun drohen die Staatsanleihen, aus dem Citigroup-Index rauszufliegen.

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Die Ratingagentur Moody's hat am Montag die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf Ramschstatus gesenkt und damit an den Finanzmärkten erneut Zweifel an einer schnellen Gesundung der Euro-Zone geschürt. Moody's stufte das Land ungewöhnlich kräftig gleich um vier Stufen auf "Ba1" zurück. Damit erhöhen sich die Kreditkosten für das hoch verschuldete Land voraussichtlich weiter.

Grund ist das rigide Hilfspaket

Zur Begründung erklärte Moody's, von den Bedingungen für das 110 Mrd. Euro schwere Hilfspaket der Euro-Zone und des Internationalen Währungsfonds (IWF) an die Griechen gingen große Risiken für das schuldengeplagte Land aus. Schließlich werde Athen zum Sparen gezwungen, und das erschwere das Wirtschaftswachstum. Den Ausblick schätzt Moody's aber weiter als stabil ein. Die US-Börsen büßten nach dem Schritt einen Großteil ihrer Gewinne ein, und auch der Euro gab nach.

Pleite-Risiko besser berücksichtigt

Moody's-Analystin Sarah Carlson begründete die Absenkung mit "beträchtlichen" makroökonomischen Risiken und Umsetzungsgefahren, die mit dem Hilfsprogramm im Zusammenhang stünden. Es sei unsicher, wie sich all die Maßnahmen auf das Wachstum auswirkten. Diese Ungewissheit sei besser mit einem "Ba1"-Rating in Einklang zu bringen. Dieses berücksichtige das "größere, obgleich niedrige Risiko einer Pleite".

Nach Standard & Poor's

Im April hatte bereits die Ratingagentur Standard & Poor's Griechenlands Kreditwürdigkeit auf "BB+" und damit ebenfalls auf Ramschstatus herabgestuft. Nach diesem Schritt hatte sich die Schuldenkrise des Landes deutlich zugespitzt. Die Ratingagentur Fitch wiederholte am Montagabend Aussagen von Anfang Mai, wonach sie derzeit keine Pläne hat, Griechenlands Rating zu senken. Derzeit stuft Fitch Griechenland mit BBB-minus ein, was bei Fitch gerade noch Investment-Status bedeutet. Eine Herabstufung auf "Junk" ist auch deshalb problematisch, weil dann einige Investoren aufgrund ihrer eigenen Vorgaben gezwungen werden, sich von solchen Papieren zu trennen.

Kürzungen sind gigantisch

Das griechische Finanzministerium erklärte, die Herabstufung durch Moody's spiegle in keiner Weise den Fortschritt und die Perspektiven des Landes wider. Griechenland will bis 2013 rund 30 Mrd. Euro sparen, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Dafür werden unter anderem Löhne im öffentlichen Dienst gekürzt und es gibt Einschnitte bei Pensionen und Renten. Dadurch will sich Griechenland das 110 Mrd. Euro schwere Hilfspaket sichern.

Kreditausfallversicherungen teurer

Analysten reagierten nicht überrascht auf den Schritt von Moody's. Die Auswirkungen dürften minimal sein, betonte Marc Chandler von Brown Brothers. Das liege daran, dass Moody's nicht die erste Agentur sei, die ihr Rating für Griechenland gesenkt habe. Zudem sei der Ausblick weiterhin stabil und dank des Hilfspakets müsse sich Griechenland zunächst nicht mehr über die Finanzmärkte refinanzieren. Sebastian Galy von BNP Paribas sagte: "Wir handeln damit jetzt seit einer langen Zeit und dass jetzt die Agenturen dies auch feststellen, hat nicht allzu viel Einfluss." Nach der Moody's-Herabstufung stiegen die Kosten für die Kreditausfallversicherungen Griechenland um 15 Basispunkte auf 740 Basispunkte.

Spanien als nächster?

Zuvor hatten am Montag bereits Spekulationen über einen baldigen Hilferuf Spaniens in der Schuldenkrise für Unruhe gesorgt. Die Regierung in Madrid räumte wenige Tage vor dem EU-Gipfel ein, die Banken der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone hätten zunehmend Probleme, von internationalen Partnern Geld auf dem Interbanken-Markt geliehen zu bekommen. Dennoch bekräftigte die Regierung in Madrid, nicht auf den Euro-Rettungsschirm zurückgreifen zu wollen.

Anleihen droht Index-Rauswurf

Nach der Herabstufung könnten die Staatsanleihen aus einem wichtigen Index der Citigroup genommen werden. In einer Mitteilung der US-Bank hieß es: "Griechenland erfüllt weder bei S&P noch bei Moody's noch das minimale Kredit-Kriterium von BBB-/Baa3 für den World Government Bond Index (WGBI)." Sollten die Ratings bis zum 24. Juni weiter die Mindestanforderungen für eine Investition nicht erfüllen, werde Griechenland zum Ende des Monats aus dem Index genommen.

Gegenwärtig sind 23 griechische Staatsanleihen im WGBI. Dieser wird von Investmentfonds verwendet. Ein Staat kann wieder in den Index aufgenommen werden, wenn die Investitionskriterien wiedererlangt wurden. Allerdings dauert dieser Vorgang mindestens sechs Monate.

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