Regierung spart

Kaufkraft der Griechen bricht bereits weg

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Nach einem Rückgang von 2 % im Vorjahr ist heuer mit einem Absinken um weitere 5,7 % zu rechnen. Das Sparpaket der Regierung kostet jeden Griechen jährlich 600 Euro.

Nach Jahren des aufkeimenden Wohlstandes leidet die Kaufkraft der Griechen heuer deutlich unter den Sparzwängen der Regierung. Die Konsumenten haben deutlich weniger in der Geldbörse. Angesichts der gekürzten Urlaubs- und Weihnachtsgelder bleibt deutlich weniger für den privaten Konsum über. Nach einem Rückgang der Kaufkraft um 2 % im Vorjahr, sei heuer mit einem fast dreimal so massiven Einbruch von 5,7 % zu rechnen, geht aus einer Studie der RegioData Research GmbH hervor.

600 Euro pro Mann weniger

Somit wird jeder Grieche heuer den Berechnungen zufolge um mehr als 600 Euro weniger für privaten Konsum zur Verfügung haben. 2009 betrug die Kaufkraft noch 11.300 Euro und war damit fast dreimal so hoch wie in der Slowakei (4.600 Euro). Der Durchschnitt in der Eurozone lag bei 14.500 Euro im Jahr, Österreich war mit 17.900 Euro deutlich darüber, Spitzenreiter ist Luxemburg mit 29.500 Euro. In der Eurozone lag Griechenland im Kaufkraftvergleich auf dem 12. Rang, Österreich am 4.

Zwischen 1990 und 2008 hatten die Griechen auf europäisches Niveau deutlich aufgeholt - ihre Kaufkraft verbesserte sich deutlich um 80 %. Die Finanzkrise brachte dann die Wende. Damit Hand in Hand gehen rückläufige Handelsumsätze. Für 2010 werden sie voraussichtlich um 5 % sinken, nach einem Minus von 7 % im Vorjahr. In den Jahren zuvor hatten die griechischen Händler noch gute Zuwachsraten verzeichnet. Mit einer Erholung sei nun frühestens 2012 zu rechnen.

Keine größeren Ausgaben

Erschwerend hinzu kommt, dass ein Gutteil des griechischen Konsums in den vergangenen Jahren auf "Pump" finanziert war. Vorläufig werden die Griechen vor allem bei Möbeln, Elektrowaren und Produkten aus dem Baumarkt sparen. Mittel- und langfristige Ausgaben werden vorerst gemieden. Bei den Lebensmitteln werde sich nicht so viel tun. Profiteur der Krise dürften auch in Griechenland die Diskonter sein.

Derzeit fließen laut RegioData etwa 38 % des verfügbaren Einkommens der Griechen in den Einzelhandel. Fast die Hälfte davon (rund 40 %) verwenden die Griechen für Lebensmittel. Dahinter folgen Ausgaben für Bekleidung (rund 13 %) sowie für Körperpflege, Elektronik, Möbel und Heimwerker-Produkte (jeweils 9 %). In Krisenzeiten verschieben sich diese Ausgabenanteile weg von langfristigen Gütern, wie Elektrogeräten, hin zum kurzfristigen Bedarf, wie etwa Lebensmitteln. Diese Entwicklung ist auch in Griechenland zu beobachten.

"Ebenso deutlich fielen 2009 die Rückgänge im Einzelhandelsumsatz mit Gütern des langfristigen Bedarfs aus - sie sind um bis zu 14 % eingebrochen", erklärt der Marketing-Leiter von Regio-Data, Mark Ruhsam. In den Jahren davor waren die Umsätze im Elektro- oder Möbelhandel teilweise zweistellig gestiegen.

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