Tiefer Einblick

Nach Abgang: Ex-"Tagesschau"-Mann packt über ARD aus

23.10.2025

Der ehemalige "Tagesschau"-Moderator Constantin Schreiber spricht nun über seinen "ARD"-Abschied.

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Im Mai 2025 verabschiedete sich nach vier Jahren Constantin Schreiber von der "Tagesschau". Er war der Sprecher der 20-Uhr-Ausgabe. In seinem neuen Podcast spricht der 46-Jährige in der ersten Folge über die Abschiedsmotivation.

Constantin Schreiber fühlte sich in der Position des Nachrichtensprechers journalistisch nicht ausreichend gefordert. Er erklärt: "Ich kam gegen 18.30 Uhr in den Sender, zum NDR, habe mich umgezogen und mir überlegt: Welche Krawattenfarbe soll"s heute sein?"

Kein Redakteur sondern Sprecher

Schreiber setzt fort: "Gegen 19.45 Uhr bekam ich Zettel, die ich vorlesen sollte, auf denen ich keinen einzigen Satz selbst geschrieben habe." Bei der "Tagesschau" sei es vorgesehen, "dass man als Sprecher dort arbeitet und nicht als Redakteur, auch nicht als Moderator". Doch in den letzten Jahren wurde sein Wunsch größer, wieder journalistisch zu arbeiten: "Das biss sich mit der Marke, mit der Erwartungshaltung an die Sendung."

Bei seinem Abschied spielte auch seine Position zum Islam eine wichtige Rolle, so Schreiber in seinem Podcast. Der langjährige Auslandskorrespondent ist auch Autor. Er setzt sich in Sachbüchern und Romanen kritisch mit dem Islam und Islamismus auseinander.

"Wo leben wir denn?" 

2023 wurde Schreiber nach einer Lesung an der Universität Jena mit einer Torte beworfen. Nach diesem Vorfall erklärte er, vorerst sich nicht über den Islam zu äußern. Dazu sagt Schreiber im Podcast: "Das passte auch nicht zur Rolle als "Tagesschau"-Sprecher zu dem Zeitpunkt, dass ich in so hochkontroversen Debatten unterwegs war."

 

Für ihn war es "ein bewusster Teil dieses Wechsels", "dass ich es falsch finde zu sagen: Ich äußere mich zu bestimmten Dingen nicht, weil die Rahmenbedingungen so feindselig sind." Schreiber ist sehr besorgt um den Zustand der freien Meinungsäußerung in den Medien: "Wo leben wir denn?"

Einen Vorfall mit einem Security

Laut ihm sei "Teil der Meinungsfreiheit und auch der Pressefreiheit, alle Themen journalistisch bearbeiten zu können". Er kennt viele Kollegen, "die sich journalistisch ein Stück weit zurückziehen, weil es bei vielen Themen inzwischen so ist, dass Hass zurückkommt. Den muss man schon aushalten können."

Er erzählt von einem eigenen Vorfall vor einigen Monaten. In einer großen deutschen Veranstaltungshalle wurde Schreiber von einem Security-Mitarbeiter begleitet. Er berichtet: "Auf einmal blieb der unvermittelt vor mir stehen, drehte sich um und sagte zu mir: "Das hast du nicht ernst gemeint mit deinen Büchern, oder? Das mit dem Islam hast du nicht so gemeint, oder?'"

Jetzt bei der "Welt"

Für ihn war die Situation sehr bedrohlich. Um in keine Auseinandersetzung zu kommen, antwortete er: "Nee, das habe ich nicht so gemeint." Für den Ex-"Tagesschau"-Moderator war dieses Erlebnis sehr prägend: "Ich gebe zu, dass das mein Sicherheitsempfinden bei Security sehr verändert hat. Es hat mich sehr schockiert."

Seit September arbeitet Schreiber als Reporter und Autor bei "Welt". Er äußert sich auch wieder zu den Themen Islam und Islamismus. Seine neue Rolle sieht er im Podcast durchaus kritisch.

"Gefangene der Algorithmen" 

Laut ihm seien Menschen heute "Gefangene der Algorithmen". Viele bekommen mehr vom Gleichen und keine journalistische Vielfalt gezeigt. Das sorgt auch bei den klassischen Medien für Probleme: "Haltung mit Meinung wird immer wichtiger, weil darüber letztlich die Bindung funktioniert." Für ihn gerate die Annahme ins Rutschen, dass Medien objektiv und ausgewogen sind. 

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