Interview

Voss: "Ein Spiel auf Leben und Tod"

10.08.2011

In "Maß für Maß": Gert Voss bei den Salzburger Festspielen und im Interview.

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© Burgtheater/Soulek
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Seinen letzten Jedermann spielte er, wie immer hinreißend, 1998 bei den Salzburger Festspielen. Nach 13 Jahren Pause kehrt Gert Voss, der laut London Times, "beste Schauspieler Europas", nach Salzburg zurück: In Thomas Ostermeiers Regie spielt er in Shakespeares Maß für Maß.

ÖSTERREICH: Sie haben 'Maß für Maß' schon vor mehr als 30 Jahren in Stuttgart und Bochum gespielt. Woran können Sie sich erinnern?
Gert Voss: An fast gar nichts mehr. Die Regie machte der Tragelehn, das Bühnenbild war von Axel Manthey, und ich spielte den Angelo. Ich habe mich mit der Rolle schwer getan, obwohl der Angelo zu den wunderbarsten Rollen Shakespeares gehört. Die Produktion war erfolgreich, wir wurden sogar zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich mit der Rolle schwer getan?
Voss: Ich habe schon sehr früh Shakespeare gespielt, da war ich diesem Autor überhaupt noch nicht gewachsen. Mein erster Shakespeare war Der Widerspenstigen Zähmung in Konstanz, da war ich 27, ein blutiger Anfänger, das muss schauerlich gewesen sein.

ÖSTERREICH: Nun spielen Sie den Herzog, der seinen Stellvertreter Angelo auf die Probe stellt. Warum macht er das?
Voss: Der Herzog ist ein geheimnisvoller Mensch, und es ist schwer, seine wahren Beweggründe zu erraten. Ist er einer, der um seine Macht kämpft, oder will er nur die Menschen erforschen? Es scheint, dass er ein Experiment inszeniert, um etwas über sich zu erfahren oder über seinen Stellvertreter Angelo. Er zieht sich zurück und lässt den Angelo seine Rolle spielen. In jedem Fall ist es ein Spiel auf Leben und Tod.

ÖSTERREICH: 'Maß für Maß'“ gehört zu den 'Problemstücken' Shakespeares, das sind die, die nicht eindeutig komisch oder tragisch sind ...
Voss: Es gibt keine Eindeutigkeit bei Shakespeare, Komik und Tragik liegen immer nebeneinander. Maß für Maß ist ein kluges, schönes Stück. Es erzählt, was Macht mit den Menschen macht: Entweder sie zerstört den Mächtigen, oder sie zerstört die anderen. Und die Rollen sind, wie so oft bei Shakespeare, toll.

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