Finale

So beenden die Parteien ihren Wahlkampf

27.09.2013

Die Spitzenkandidaten zeigen sich kurz vor der Wahl selbstbewusst.

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© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer

Am Sonntag wählt Österreich einen neuen Nationalrat. Beim Wahlkampffinale am Freitag gabe die Parteien und ihre Spitzenkandidaten noch einmal Gas und versuchten bei den Abschlusskundgebungen ihre Wähler zu mobilisieren.

Faymann wirbt für die "rote Lokomotive"
Die SPÖ hat Veranstaltung ganz der Warnung vor Schwarz-Blau gewidmet. Bundeskanzler Werner Faymann und Wiens Bürgermeister Michael Häupl appellierten vor rund 1.000 Interessierten in einem Festzelt vor der Parteizentrale, die SPÖ wieder zur stärksten Kraft zu machen und so einen Abbau von Arbeitnehmerrechten zu verhindern: "Wir müssen dafür sorgen, dass die Lokomotive rot ist", schmetterte der SPÖ-Chef dem Auditorium entgegen.



Auffällig war, dass von der politischen Konkurrenz ausschließlich die ÖVP ins Visier genommen wurde. Nicht einmal die Freiheitlichen fanden in den Ansprachen Erwähnung. "Die Partei hat für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für Menschen mit kleinen Einkommen einfach nichts übrig", attestierte Faymann dem Koalitionspartner ÖVP und prangerte an, dass Vizekanzler Michael Spindelegger sogar ein Mindestlohn von 1.500 Euro zuviel sei. Einmal mehr zu ihren Ehren kam die ÖVP-Überlegung, die maximale tägliche Arbeitszeit auf zwölf Stunden auszudehnen, was Faymann vehement ablehnte.

Bürgermeister Häupl belustigte sich über eine der ÖVP zugeschriebene, allerdings anonyme Werbeaktion gegen die Faymann-Steuern, in der unter anderem davor gewarnt wird, dass die SPÖ Abgaben an Erinnerungen von den Großeltern plane: "Für wie deppert halten sie die Leute?" fragte der Stadtchef. Überhaupt hat Häupl kein Problem damit, dass der Kanzler etwa Finanztransaktionssteuer oder Millionärssteuer bewirbt: "Wer hat etwas gegen die Faymann-Steuern. Kein Mensch."

Großen Applaus gab es für Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, die nach der Diagnose ihrer Krebs-Erkrankung langsam wieder in den politischen Alltag zurückkehrt.

ÖVP noch auf Stimmenfang
Im Wahlkampfendspurt ist die ÖVP noch in Wien auf Stimmenfang gegangen. Am Nachmittag stand eine Verteilaktion mit Spitzenkandidat Michael Spindelegger auf der Mariahilfer Straße auf dem Programm. Der "Kanzlerwechsel" ist das Ziel, das stand auf den Transparenten, riefen die Unterstützer und bekräftigte Spindelegger gegenüber Journalisten: "Das Ziel ist die Nummer eins."

Der ÖVP-Chef wurde bei seinem Auftritt auf der Mariahilfer Straße - politischer Zankapfel in der Wiener Stadtpolitik seit der Umwandlung in eine Fußgängerzone - vom Wiener Parteiobmann Manfred Juraczka und Nationalratskandidatin Brigitte Jank flankiert. Die in gelben Jacken gekleideten Unterstützer verteilten Broschüren, diverse Give Aways und Eiskaffee-Dosen. Gefragt nach der Stimmung im Wahlkampf, verwies Spindelegger auf die Menschentraube um ihn herum und zeigte sich erfreut. Der Kanzlerkandidat stand für Handyfotos mit den Passanten - unter anderem einem Straßenkünstler im Clownkostüm - bereit und gab sogar Autogramme. Ein Bursche gab ihm dabei gleich eine Bitte zum Thema Bildung mit auf den Weg: Er möge doch dafür sorgen, dass es in der Schule weniger Stunden gibt.

Im Anschluss an die Verteilaktion absolvierten Spindelegger und die Wiener ÖVP noch ein paar Unternehmensbesuche. Abends wird im Sky Restaurant auf der Kärntner Straße noch der "Endspurt" gefeiert.

Strache bewirbt sich um blauen "Hausmeister"
Auf dem Wiener Stephansplatz hat FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache am Freitagabend ein letztes Mal vor der Nationalratswahl die von ihm definierte "Nächstenliebe" gepredigt. Dabei machte er seinen Anhängern, die rund eineinhalb Stunden ausharrten, klar, dass er der kommende "Hausmeister" im "Haus Österreich" werden will. Schon beinahe traditionell verlief die FPÖ-Veranstaltung nicht ohne Gegendemonstration, zu der laut Polizei 500 Personen erschienen waren. Dem gegenüber standen laut Behörden 2.000 Strache-Fans, die FPÖ sprach sogar von 15.000.



Strache sprach in seiner Rede nochmals sämtliche Themen an, die er bereits seit mehr als einem Monat durch den Wahlkampf getragen hat. Von Pensionen und Gehältern über Frauen-Löhne, Pflegegeld, "EU-Zentralismus" und Bildungssystem war alles dabei, was Teil des freiheitlichen Wahlprogramms ist. Wirkliche Stimmung kam allerdings erst auf, als der FPÖ-Chef das Thema Asyl und Zuwanderung ansprach. "Wem es nicht passt, der soll besser heute als morgen das Land verlassen", lautete einer von vielen Sagern, der die Menge zum Jubeln brachte. Hin und wieder skandierten einige wenige Gegner im Publikum selbst "Nazi!", zu körperlichen Auseinandersetzungen kam es aber nicht.

Die Migranten-Karte zückte Strache auch, als er seinen selbst erklärten Hauptgegner im Wahlkampf, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), verbal attackierte. So seien die Sozialdemokraten eine "Islamismus-Partei" geworden. "Willst Du eine Wohnung haben, musst Du nur ein Kopftuch tragen", reimte der FPÖ-Obmann etwa zum Umgang der Wiener SPÖ mit dem Sozialen Wohnbau. Dennoch beteuerte er abermals, kein Ausländerfeind, sondern ein "Inländerfreund" zu sein, was von den Fans hingenommen wurde.

Auch die weitere Gegnerschaft im Wahlkampf ließ Strache in seiner Rede nicht aus. So könne einem ÖVP-Chef Michael Spindelegger nicht in die Augen schauen, die Grünen seien eine "Verbotspartei" und BZÖ-Chef Josef Bucher sei eigentlich "nicht wirklich unsympathisch", eine Stimme für ihn allerdings verschenkt. Und Frank Stronach werde am Tag nach der Wahl ohnehin schon wieder am Weg nach Kanada sein.

Bucher geht "stark und selbstbewusst" ins Finale
BZÖ-Klubobmann Josef Bucher zeigte sich zuversichtlich. "Wir sind selbstbewusst und stark und wissen, dass es am Sonntag um sehr viel geht", sagte er vor rund 200 Gästen im Ares-Tower in der Donaucity. Unter den Gästen befanden sich auch Stefan Petzner, Ursula Haubner, Herbert Scheibner und Ewald Stadler.



Bucher resümierte, er habe während des Wahlkampfes nicht in die unterste Schublade gegriffen und sich nicht ausgezogen, sondern mit guten Argumenten und Konzepten überzeugt. Er zeigte sich überzeugt, dass das BZÖ am Sonntag gute Chancen habe - auch weil viele andere Parteien die Konzepte übernommen hätten, so etwa die Forderung nach Steuersenkungen. Er teilte in Richtung aller Parteien aus. "Der Sonntag wird eine Strafaktion für die abgehobene ÖVP", sagte er etwa.

"Wenn Rot und Schwarz glauben, dass sie über 50 Prozent haben werden, dann haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht", meinte Bucher. Er bedankte sich bei den Wahlkämpfern und bei Wahlkampf-Manager Markus Fauland. Dieser revanchierte sich mit den Worten: "Du warst, bist und wirst der beste Spitzenkandidat sein, den das BZÖ jemals hatte."

NEOS-Wahlkampfabschluss als "Beginn einer großen Reise"
Die musikalische Umrahmung war passend gewählt: Mit "Pink" von der US-amerikanischen Rockband Aerosmith haben die NEOS ihren Wahlkampfabschluss auf der Wiener Mariahilfer Straße eingeleitet. "Pink ist die Farbe der Leidenschaft", spielte Spitzenkandidat Matthias Strolz dann auch auf die eigene Parteifarbe an. Er zeigte sich überzeugt davon, dass man diese Leidenschaft ins Parlament tragen könne. Denn die Nationalratswahl am Sonntag sei erst "der Beginn einer großen Reise für Österreich".



Er selbst sei "stolz, dieser Bewegung vorlaufen zu dürfen". Niemand habe geglaubt, dass das Wahlbündnis, an dem sich auch das Liberale Forum (LIF) beteiligt, es so weit bringen würde, erinnerte Strolz an diverse Unkenrufe im Laufe des Wahlkampfs. "Aber hinten raus sind wir explodiert wie ein Feuerwerk. Das Hohe Haus am Ring braucht frischen Wind, und wir werden dort die Fenster aufreißen."

Gemeinsam mit LIF-Chefin Angelika Mlinar und der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der NEOS, Beate Meinl-Reisinger, stimmte Strolz damit die Anhänger auf den Wahlsonntag ein. "Es ist das Ablaufdatum für den Stillstand." Und Unternehmer und Parteispender Hans-Peter Haselsteiner, der in pinker NEOS-Jacke auf dem Podium stand, beschwor "erstmals seit 1945" die Möglichkeit einer Veränderung. "Aber jede Veränderung braucht etwas. Deshalb lautet der Slogan auch: Habe Mut, wähle NEOS."

 

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