Trauriger Rekord

Schon 400 Flüchtlinge 
täglich

28.07.2015

Unwürdige Verhältnisse: kaum Betten, medizinische Versorgung und Hygiene.

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Schockierende Zahlen: 201 Flüchtlinge in einem Nachtzug aus Ungarn am Wiener Hauptbahnhof aufgegriffen. 42 weitere völlig dehydriert nach achtstündiger Non-Stop-Fahrt aus einem Kleinlaster gerettet. 4.531 Asylwerber drängen sich Dienstag im überlasteten Erstaufnahme-Zentrum Traiskirchen. Die jüngsten Schlagzeilen unterstreichen den traurigen Höhepunkt des Flüchtlingsstroms nach Österreich: 410 Asylanträge am Montag markieren den absoluten Höchstwert.

Die Zahlen sind in einem Jahr um 800 % gestiegen
Nachdem 2014 lange Zeit rund 50 Asylanträge am Tag gestellt wurden, vervierfachte sich der Wert bis Mai 2015 auf rund 200. Jetzt stehen wir vor einer weiteren Verdoppelung: „300 bis 400 Anträge gibt es täglich. In einer solchen täglichen Kontinuität sind das Zahlen, die wir seit Beginn der Statistiken noch nicht gesehen haben“, sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, zu ÖSTERREICH. Immer mehr verlagere sich die Schlepper-Route nach Europa vom Mittelmeer auf den Westbalkan – via Ungarn nach Mitteleuropa. Ungarn baut derzeit einen 175 Kilometer langen Grenzzaun, doch auch der hält Menschen nicht von Flucht vor Krieg und Hunger ab.

 

GRAFIK: Zwischen Jänner 2014 und Juli 2015 haben sich die Asylanträge verachtfacht

Flüchtlingsstrom steigt stetig, Länder sind säumig
Der Grundaufgabe, den Asylwerbern Unterkunft zu bieten, bis ihr Schicksal entschieden ist, begegnet die Politik indes mit Ohnmacht. In Traiskirchen haben 2.000 Menschen kein Bett. Hunderte andere schlafen österreichweit bei jedem Wetter in Zelten.

SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim erinnert die Reaktion von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) „nahezu an professionelle Inkompetenz“. Traiskirchens Ortschef spricht von „Totalversagen“. NÖ-Landeschef Erwin Pröll nimmt Mikl in Schutz. Sie werde im Stich gelassen. Er will mit einer gesundheitsbehördlichen Untersuchung zumindest eine temporäre Sperre erreichen
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2000 Asylwerber leben auf der Straße

Kein Ende der dramatischen Ereignisse im Flüchtlingslager Traiskirchen. Seit Beginn der Woche sind 4.300 Menschen in das Lager gepfercht (ausgelegt für nur 1.800).

„Wie Hunde“. Lokalaugenschein von ÖSTERREICH direkt vor den Mauern des Lagers: 2.000 Asylsuchende müssen in den umliegenden Straßen und Parks wohnen. Überall liegt Müll. Hygiene-Einrichtungen gibt es nicht, die Menschen müssen sich in der Schwechat waschen. „In anderen Ländern wurden wir wie Hunde behandelt, wir hofften aber, es wäre in Österreich besser“, erzählt ein Flüchtling aus dem Irak.

Kaum Medizin vorhanden
Eine Dame berichtet über die spärlich vorhandene medizinische Betreuung: „Ich habe Diabetes, mein Insulin bekomme ich kaum mehr.“

Montagabend: Plötzlich zieht ein heftiges Gewitter auf. Hunderte Familien versuchen verzweifelt, Unterschlupf zu finden. Unter Bäumen, im überfüllten Lager. Etliche finden keinen trockenen Platz.

Kinder und Frauen müssen die ganze Nacht im Freien frieren, weiter am Boden schlafen. Wohl auch in den kommenden Tagen …

So können Sie helfen

Inzwischen gibt es einige Möglichkeiten für engagierte Österreicher, den Flüchtlingen, die im Freien, in Zelten oder in Lagern leben müssen, zu helfen:

  • Quartier. Das Innenministerium sucht auch Private, die eine Wohnung, eine Hütte oder Ähnliches vermieten wollen. Kontaktnummer 0800 230090.
  • Sachspenden. Auch wenn die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten versorgt werden, Dinge wie Spielzeug oder Malbücher und Stifte für Kinder oder Toiletteartikel werden immer gerne angenommen. Diese Dinge können direkt bei den Zeltstädten abgegeben werden oder bei den Caritas- und Diakonie-Zentralen in den Bundesländern.
  • Omni.Bus. Direkt vor Ort in Traiskirchen sammelt auch der Omni.Bus der Caritas Sachspenden. Jeden Dienstag und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 14 Uhr vor dem Erstaufnahmezentrum.
  • Briefe. Unter www.youarewelcome.at kann man Grußpostkarten schreiben.
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