Hilfsbereitschaft

"So helfen wir den Flüchtlingen"

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Landesweit setzen sich Privatleute für die vielen notleidenden Flüchtlinge ein.

Österreich begegnet der aktuellen Flüchtlingswelle mit einer noch größeren Welle an Hilfsbereitschaft. „Jeden Tag rufen Leute an, um zu spenden und Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, berichtet etwa Caritas-Sprecher Martin Gantner. Unzählige private Initiativen unterstreichen das:

  • Klosterneuburg: Fotografin Sabine Gösker bietet mit der 80 Mann starken Initiative „Klosterneuburg hilft“ Sport und Deutschkurse an. „Die Wut hat mich gepackt, als ich gesehen habe, was für Hass-Botschaften die Leute im Internet verbreiten“, sagt sie.

Frau von Traiskirchener Ortschef organisiert Kurse

  • Traiskirchen: Karin Blum, Gattin des Ortschefs Andreas Babler, organisiert jeden Freitag ein buntes Programm für Kinder: „Wir bieten ihnen Deutschkurse, Fußball-Turniere und Musik.“
  • Puchenstuben: 50 der 317 Dorf-Einwohner sind Flüchtlinge: „Ein Nachbar bat sogar darum, dass die Asylwerber doch gratis baden dürfen“, erzählt Bürgermeister Christian Kogler.
  • Zwettl: Unter dem Motto „Willkommen Mensch in Zwettl“ werden Familien in Wohnungen untergebracht sowie von Freiwilligen-Teams bei Amtswegen und mit Sprachkursen betreut.
  • Wien: Heute (16–18 Uhr) sammeln die Journalisten Christoph Riedl-Daser und Thomas Rottenberg am Parkplatz vor dem Stadionbad Shirts, Schuhe und Ruck­säcke für Traiskirchen: „Wir sind schon jetzt von der Reaktion der Leute überwältigt.“
  • Auch ZiB-Moderator Roman Rafreider hat bereits für das Asyllager gesammelt. Im Internet kämpft er offensiv gegen den Ausländer-Hass.

(küe, mud)

Mikl-Leitner: "Untragbare Situation in Traiskirchen"

ÖSTERREICH: Die Lage rund um die Flüchtlinge eskaliert, zuletzt wurde ja sogar auf Asylwerber geschossen.
JOHANNA MIKL-LEITNER
: Diese Tat verurteile ich aufs Schärfste. Die Menschen flüchten vor Krieg zu uns – sie brauchen Schutz!

ÖSTERREICH: Wie viele Asylweber erwarten Sie heuer?
MIKL-LEITNER: Das hängt natürlich von der Situation in den Krisengebieten ab. Die aktuelle Schätzung liegt bei über 70.000.

ÖSTERREICH: Seit 20. Juli das neue System mit den Verteilerzentren in den Ländern. Wie funktioniert es denn?
MIKL-LEITNER: Seit 20. Juli ist die gesetzliche Grundlage in Kraft. Bis zum Herbst sollte die unfaire Verteilung Geschichte sein, damit es zur Entlastung von Traiskirchen kommt. Was damit nicht gelöst ist, ist die Quartierfrage durch die Länder.

ÖSTERREICH: Ihr Haus hat 800 Container bestellt – wo kommen die denn hin?
MIKL-LEITNER: Sie können von den Ländern abgerufen werden. Sie entscheiden, wo.

ÖSTERREICH: Jetzt gibt es Kritik, dass die Asylverfahren so lange dauern …
MIKL-LEITNER: Wir haben vier- oder fünfmal so viele Asylverfahren wie vor einen Jahr. Wir legen den Schwerpunkt auf die Dublin-Fälle – weil ja andere EU-Staaten für diese Flüchtlinge zuständig sind. Deswegen werden neue Anträge zwar angenommen, aber können nicht bearbeitet werden. Deshalb wird es künftig zu längeren Verfahren kommen wie in andern Ländern auch.

ÖSTERREICH: In Traiskirchen könnte es am Sonntag gleich zwei Demos geben. Wie sehen Sie die Situation im Lager?
MIKL-LEITNER: Die Situation ist untragbar. Es ist klar, dass die Lage dort, wo 3.000 Menschen sind, sehr sensibel ist. Umso wichtiger, dass die Länder jetzt rasch Quartiere schaffen. Mit den Verteilerzentren haben wir ­eine wirkliche Chance, das Lager zu entlasten.

(gü)

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