Wien

Streit um Sotschi-Reisen

02.01.2014

59 % sind für einen Sotschi-Boykott – ÖSV-Chef Schröcks­nadel ist indes klar dagegen.

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© TZ ÖSTERREICH / Kernmayer
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Sollen es Österreichs Politiker dem deutschen Präsidenten Joachim Gauck und EU-Kommissarin Vivia­ne Reding gleichtun und Sotschi boykottieren? Ja, sagen laut Profil-Umfrage 59 % der Bevölkerung. Steht doch Russlands Präsident Wladimir Putin wegen menschenrechts- und homosexuellenfeindlicher Politik in der Kritik. US-Präsident Obama machte gar Tennis-Altstar Billie Jean King – eine bekennende Lesbe – zum Mitglied des US-Teams.

ÖSV-Rückenwind für Kanzler
Österreich boykottiert nicht: Bundeskanzler Wernher Faymann will zu den Winterspielen fahren – wie auch Sportminister Gerald Klug, der sagt: „Ich war immer gegen einen Boykott.“

Vehement gegen Politproteste ist auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: Er findet, die Politiker ließen unsere Sportler im Stich, würden sie nicht zu den Spielen reisen.

Klug: »Will Missstände ansprechen«
ÖSTERREICH: Die Mehrheit will den Politboykott. Warum fahren Sie trotzdem hin?
Gerald Klug: Ich war von Anfang an gegen einen Boykott. Das Problem hat ja mehrere Ebenen: Ich fahre als Sportminister nach Sotschi aus Respekt vor den Leistungen unserer Sportlerinnen und Sportler, die sich lang vorbereitet haben und viele Entbehrungen in Kauf genommen haben.

ÖSTERREICH: Und die politische Ebene?
Gerald Klug: Ich habe immer klar gesagt, dass Rechte von Minderheiten und Menschenrechte generell zu achten sind. Wir werden das auch zum Ausdruck bringen.

ÖSTERREICH: Sie wollen also in Sotschi selbst die Missstände ansprechen?
Gerald Klug: Mein Ziel ist es, das zu tun. Natürlich immer in Absprache mit dem Außenministerium.

Schröcksnadel: »Mit Boykott lässt man Sportler im Stich«
ÖSTERREICH: Sollen Politiker Sotschi boykottieren?
Peter Schröcksnadel: Ich bin gegen einen Boykott. Das würde doch auch bedeuten, dass man dem Terror nachgibt. Ich habe den Eindruck, dass hier die Spiele von einigen für ihre Zwecke missbraucht werden.

ÖSTERREICH: Ist der Vorwurf an Putin und seine Menschenrechtspolitik zu richten?
Peter Schröcksnadel:  Warum hat man denn nicht damals die Bewerbung Russlands boykottiert? Das hat man sich nicht getraut. Mir geht es um die Sportler, die sich vorbereitet haben und die ihre Leistung bringen. Würden die Politiker nicht kommen, ließen sie doch die Sportler im Stich.

 

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