Flüchtlings-Hotspot Libyen

200.000 warten auf die Überfahrt

31.08.2016

Täglich neue Tragödien im ­Mittelmeer. Hunderttausende wollen von Libyen nach Italien.

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© REUTERS Reuters
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Die Fakten sind ­alarmierend: Rund 900.000 Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia, Gambia, Nigeria, dem Sudan und Mali sitzen im nordafrikanischen Libyen fest. Sie haben keine Jobs, kein Geld und nur ein Ziel – die Flucht nach Europa: „Etwa 200.000 können sich die Überfahrt nach Italien leisten, werden noch bis Oktober die gefährliche Route über das Mittelmeer wagen“, schätzen Militärexperten laut Geheimpapier, das ÖSTERREICH vorliegt. Zwischen 1.000 und 1.500 Dollar beträgt derzeit der Marktpreis für die riskante Überfahrt.

Hotspot Libyen: 900.000 Migranten sitzen hier fest

Seit dem Sturz und Tod von Diktator Muammar Gaddafi 2011 versinkt das nordafrikanische Land im Bürgerkrieg. Libyen wird von Dutzenden bewaffneten Milizen beherrscht, das nützt die Schlepper-Mafia aus. Sie machte nach Schließung der Balkanroute Libyen wieder zum Tor nach Europa. Die alten Horrorbilder der Mittelmeer-Flüchtlingstragödien kehren zurück. Beinahe stündlich verlassen Flüchtlingsboote die libysche Küste, die meisten starten von der westlibyschen Küste aus dem Raum Sabrath.

Am Montag wurden – wie berichtet – 6.500 Migranten aus 19 Holz- und Schlauchbooten gerettet. Darunter auch fünf Tage alte Zwillinge. Am Dienstag waren es weitere 3.000, die bei 30 Einsätzen der italienischen Küstenwache aus dem Meer geborgen und nach Italien gebracht wurden.

105.000 Migranten haben seit Jahresbeginn Italien erreicht. 99 Prozent der Flüchtlinge, die über die zentrale Mittelmeer-Route kommen, stammen aus Afrika. Ihre Fluchtrouten aus Ost- und Westafrika treffen in Libyen zusammen. Deshalb starten auch 87 Prozent aller Schlepperfahrten über das Mittelmeer im Ex-Gaddafi-Staat. Nur etwa 11 Prozent der Boote legen in West-Ägyten ab.

Türkei

Gleichzeitig mit dem „Comeback“ der Mittelmeer-Route sind auch die Flüchtlingszahlen von der Türkei nach Griechenland sprunghaft angestiegen. Genau ein Jahr nach Start der ersten großen Flüchtlingswelle im Spätsommer 2015 haben wieder Hunderte Syrer, Iraker und Afghanen von der türkischen Küste auf griechische Inseln übergesetzt. 12.200 sitzen in den Hotspot-Camps auf Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos fest.

Illegale Flüchtlinge in Österreich: 150 pro Tag

 

Die meisten Illegalen kommen aus Ungarn und Italien über die grüne Grenze. Allein in Tirol wurden seit Ende Mai 1.500 registriert. Im Burgenland 4.000. Rückweisungen nach Ungarn gibt es derzeit praktisch keine. Wer bereits im Land ist, beantragt Asyl.

Gleichzeitig lehnt Deutschland seit Wochen verstärkt Flüchtlinge ab. Etwa 300 Personen hat Bayern im August nach Salzburg zurückgewiesen.

 

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