Mit 96 Jahren
Maler Arnulf Rainer ist gestorben
21.12.2025Der weltbekannte österreichische Maler Arnulf Rainer ist tot. Er verstarb am Donnerstag zu Hause in Oberösterreich kurz nach seinem 96. Geburtstag, wie die Familie Rainers am Sonntagnachmittag der APA bestätigte.
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Rainer war einer der bedeutendsten Vertreter der heimischen Nachkriegskunst. Sein Werk ist umfangreich und vielschichtig. Nach Anfängen im Surrealismus und Informel gelangte er vor allem mit seinen Übermalungen zum Welterfolg.
Am 8. Dezember 1929 in Baden
Geboren wurde Arnulf Rainer am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien. Dort befindet sich seit 2009 ein eigens ihm gewidmetes Museum. Von 1940 bis 1944 besuchte er die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Traiskirchen und danach die Staatsgewerbeschule in Villach, wo er 1949 maturierte. In Folge wurde er sowohl an der Hochschule für angewandte Kunst als auch für bildende Kunst aufgenommen, die er aber beide schon nach wenigen Tagen wegen Kontroversen mit seinen Lehrern verließ. Gemeinsam mit Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hollegha und Josef Mikl gründete er 1950 die "Hundsgruppe" und begegnete 1953 dem Priester Otto Mauer. In dessen "Galerie nächst St. Stephan" war Rainer schließlich bald mit seinen ersten Einzelpräsentationen sowie mit Hollegha, Markus Prachensky und Mikl als Malergruppe "Galerie St. Stephan" zu Hause.
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Beginn mit Surrealismus und Informel
Mit Beginn der 50er-Jahre wandte sich Rainer nach erstem Interesse für Surrealismus und Informel seinen für ihn charakteristischen Übermalungen zu. Eigene und fremde Bilder, Selbstporträts und Fotos kamen ihm unter Farbe, Kohlestift und Kugelschreiber, 1961 wurde er in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines prämierten Bildes sogar gerichtlich verurteilt. Gerade wegen seiner radikalen Verhüllung von oft auch religiösen Symbolen war Rainer jahrelang umstritten - von kirchlicher Seite wurde seine Arbeit aber mit mehreren Auftragsarbeiten und Ehrendoktoraten sowohl der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität von Münster als auch der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz zunehmend gewürdigt. Zu Friktionen kam es jüngst im Zusammenhang mit 77 Kreuzarbeiten des Künstlers, die im Wiener Stephansdom zur Fastenzeit 2026 ausgestellt werden sollen. Rainer hatte erst im November über seinen Anwalt dagegen Protest eingelegt mit der Begründung, er habe diese Werke nie aus religiösen Motiven geschaffen und fühle sich kirchlich vereinnahmt.
"Da ist immer ein 'Ungenügend' da"
"Als Künstler bin ich immer unzufrieden. Ich sehe immer die schwachen Punkte, wenn ich auf meine Bilder schau. Da ist immer ein 'Ungenügend' da", erklärte Rainer einmal in einem Interview. Von Interpretationen des eigenen Werks sah er stets ab, zur Bedeutung seiner Übermalungen erklärte er allerdings einmal: "Bei mir ist es keine Negation, sondern ich versuche, etwas lebendiger zu machen. Etwas, was aus der Geschichte kommt, lebendig zu machen für die Gegenwart."
Berlin, München, Köln und schließlich Wien
Ab 1963 arbeitete Rainer in verschiedenen Studios in Berlin, München, Köln und schließlich Wien, wo 1968 im Museum des 20. Jahrhunderts auch seine erste Retrospektive stattfand. Als ihm 1974 der Kunstpreis der Stadt Wien verliehen werden sollte, verweigerte er die Teilnahme an der Übergabezeremonie - der Preis wurde ihm wieder aberkannt. 1977 nahm er an der documenta 6 teil, ein Jahr später vertrat er Österreich bei der Biennale von Venedig. 1978 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis und wurde im gleichen Jahr Mitglied des Österreichischen Kunstsenates. Der Auszeichnungsreigen sollte 2005 gekrönt werden, als Rainer als erster nicht spanischer Künstler den Aragon-Goya Preis für sein Lebenswerk erhielt. Zahlreiche österreichische Ehrungen folgten. Erst im heurigen April wurde er mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bedacht.