Chaos-Finish in Baku

Perez siegt dank Verstappen-Crash

06.06.2021

Was für ein Drama beim GP von Aserbaidschan! Verstappen crasht mit sicherem Sieg vor Augen - Perez triumphiert das erste Mal für Red Bull.

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Was für ein Drama in Baku! Ein Reifenschaden kostet Max Verstappen den sicher geglaubten Sieg beim Grand Prix von Aserbaidschan und Red Bull Racing den ersten Doppel-Erfolg seit 2016! Dem Niederländer platzt in Führung liegend fünf Runden vor dem Ende das linke Hinterrad bei über 300 km/h, sein Auto zerlegt sich an der Bande in Einzelteile. Teamkollege Sergio Perez feiert seinen zweiten Sieg nach Sakhir 2020, den ersten für Red Bull. Zweiter wurde sensationell Sebastian Vettel, Gasly wurde Dritter.

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Das Rennergebnis in der Übersicht:

 

Helmut Marko: "Herz in die Hose gefallen"

"Ende gut, alles gut. Es ist nur schade, weil wir die Führung drastisch ausgebaut hätten", meinte Helmut Marko, der Motorsportberater von Red Bull, im ORF mit Blick auf Verstappens verhängnisvollen Unfall, den der 23-Jährige immerhin unverletzt überstand. "Da ist uns allen das Herz in die Hose gefallen." Verstappen war einigermaßen fassungslos. "Es wäre eigentlich ein ganz einfacher Sieg gewesen." Perez gab sich als Teamplayer: "Es tut mir leid um Max, weil er ein tolles Rennen gefahren ist. Er hätte den Sieg heute verdient."

Wolff: "Frustration ist so überwältigend"

In der Konstrukteurswertung liegen die "Bullen" nun 27 Punkte vor Mercedes, weil beide Silberpfeile von Valtteri Bottas (12.) und Hamilton (15.) erstmals seit USA 2012 wieder ohne Punkte blieben. "Die Frustration ist so überwältigend", gestand Teamchef Toto Wolff. Der Wiener sprach von zwei "nicht akzeptablen" Wochenenden. In Monaco war Mercedes nicht über einen siebenten Rang von Hamilton hinausgekommen. "Wir können unsere Erwartungen nicht erfüllen, niemand von uns im Team.

Pole-Mann Charles Leclerc wurde Vierter. Der Ferrari konnte mit dem Tempo von Mercedes und Red Bull Racing wie erwartet nicht mithalten. Nach einer von Disziplin geprägten Startphase schnappten sich Hamilton (Runde 3), Verstappen (7) und Perez (8) Leclerc jeweils auf der langen Zielgeraden. Der Monegasse bog nach dem Realitäts-Check zum Reifenwechseln in die Box ab - und spielte fortan wie Teamkollege Carlos Sainz nur noch eine Nebenrolle.

Stroll mit erstem Reifen-Patzer

Hamilton verlor dann früh Zeit an der Box, weil Gasly in der Fast-Lane am stoppenden Mercedes vorbeifuhr. Die Red-Bull-Crew von Verstappen brillierte zunächst mit einem Blitzstopp von 1,9 Sekunden, patzte aber bei Perez (4,3). Das reichte trotzdem, um sich zwischen Verstappen und Hamilton zu schieben. Die Taktik der "Bullen" ging auf. Verstappen gab Gas, dahinter saß Hamilton hinter Perez fest und rutschte zeitweise aus dem wichtigen DRS-Fenster.

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Während die "Bullen" scheinbar unbeirrt auf den zweiten Doppelsieg in der Turbo-Hybrid-Ära (nach Malaysia 2016) zusteuerten, gab Lance Stroll ein erstes mahnendes Beispiel ab: Der Kanadier schlug nach einem Reifenschaden heftig in die Streckenbegrenzung ein, stieg unverletzt aus seinem Wagen, die erste Safety-Car-Phase war die Folge.

Verstappen, der zuvor eine komfortable Lücke herausgefahren hatte, war seinen Vorsprung los. Kaum war wieder Normalbetrieb, da donnerte Vettel los, schnappte sich Leclerc und Gasly und war plötzlich Vierter. An der Spitze kontrollierte Verstappen erneut souverän das Geschehen, doch dann gab bei Topspeed - wie bei Stroll links hinten - der Pirelli-Reifen nach.

Chaos-Finish: Hamilton schmeißt Rennen weg

Das Rennen wurde für Aufräumarbeiten lange unterbrochen, beim Neustart verbremste sich Hamilton bei seiner Attacke auf Perez in der ersten Kurve und rutschte weit zurück. Völlig konsterniert sprach der siebenfache Weltmeister noch im Auto sitzend von einem Bedienungsfehler.

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Vettel und Gasly sensationell am Podest

Sebastian Vettel überraschte erneut auf einem Stadtkurs, holte als Zweiter seinen ersten Podestplatz für Aston Martin. AlphaTauri-Mann Pierre Gasly krönte sein gelungenes Wochenende als Dritter. Trotz dem Sieg von Sergio Perez bei Red Bull Racing war natürlich getrübt. Fünf Runden vor dem Ende ereilte Verstappen der verhängnisvolle Unfall, den der 23-Jährige immerhin unverletzt überstand.

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Im fünften Baku-Rennen gab es den fünften unterschiedlichen Sieger. Perez beendete die kleine Mercedes-Serie von Hamilton (Sieger 2018) und Valtteri Bottas (2019) und sorgte nach Daniel Ricciardo (2017) für den zweiten Sieg von Red Bull Racing auf dem Stadtkurs. Das nächste Rennen steht in zwei Wochen mit dem Frankreich-Grand-Prix in Le Castellet auf dem Programm, ehe das Österreich-Doppel mit zwei Rennen (27. Juni/4. Juli) in Spielberg stattfindet.

Durch den Hamilton-Patzer bleibt Verstappen trotz des "Nullers" an der WM-Spitze. 

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