Lage in Syrien spitzt sich zu

Diktator Assad verliert seinen Premierminister

06.08.2012


Fahnenflucht: Riyad Hijab hat sich nach Jordanien abgesetzt.

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© EPA
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Ein Sprecher des syrischen Premierministers Riyad Hijab hat am Montag die Fahnenflucht des Regierungsoberhaupts bestätigt. Im Fernsehsender "Al-Jazeera" erklärte er, Hijab sei zur Opposition übergelaufen und befinde sich mit seiner Familie im Nachbarland Jordanien.

Er schließt sich den Rebellen an
Der Sprecher verlas auch ein Statement Hijabs: "Ich erkläre heute meine Desertion von diesem terroristischen und Regime, das für zahlreiche Morde verantwortlich ist, und erkläre, dass ich mich der Revolution für Freiheit und Würde angeschlossen habe. Ich erkläre, dass ich ab heute ein Soldat dieser seligen Revolution bin."
 

© EPA, Die Angelobung von Hijab (26.Juni 2012)

(c) EPA, Hijab war erst am 26. Juni 2012 angelobt worden

Um Bashar al-Assad wird es einsam: Der syrische Präsident hat am Montag auch seinen erst kürzlich eingesetzten Regierungschef verloren - er setzte sich wie viele andere ins Ausland ab und schloss sich der Opposition an.

  • REGIERUNG

Der im Juni ernannte Regierungschef Riyad Hijab ist das bisher ranghöchste, aber nicht das erste Regierungsmitglied, das Assad den Rücken gekehrt hat. Im März lief bereits Vize-Ölminister Abdo Hussameldin zur Opposition über und begründete dies mit der "Brutalität", mit der der Staatschef den ein Jahr zuvor begonnenen Aufstand niederschlagen lässt.

  • ARMEE

Rund 30 Generäle der Armee sind mittlerweile abtrünnig geworden. Besonders schmerzhaft für Assad dürfte Anfang Juli die Flucht von General Munaf Tlass gewesen sein: Er ist ein Jugendfreund des Präsidenten, sein Vater diente bereits Assads Vater als Verteidigungsminister. Deserteure gründeten im Juli 2011 auch die Freie Syrische Armee (FSA), die seitdem gegen Assad kämpft. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London sind inzwischen tausende Soldaten zur FSA übergelaufen.

Spektakulär war Ende Juni die Flucht eines Kampfpiloten, der sich samt seines Kampfjets nach Jordanien absetzte. Erst am Sonntag floh laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu der Luftwaffen-General und erste syrische Astronaut Mohammed Ahmed Faris in die Türkei.

  • GEHEIMDIENST

Ebenfalls am Sonntag setzten sich zudem laut Aufständischen drei Mitarbeiter des politischen Geheimdienstes nach Jordanien ab. Einer der Männer soll Chef der Informationsabteilung einer Geheimdiensteinheit in der Hauptstadt Damaskus gewesen sein.

  • DIPLOMATEN

In den vergangenen Wochen kehrten auch immer mehr Diplomaten dem Herrscher in Damaskus den Rücken: Als erstes sagte sich Mitte Juli Syriens Vertreter in der irakischen Hauptstadt Bagdad, Nawaf Fares, von Damaskus los und kündigte an, sich "den Reihen der Revolution anzuschließen". Kurz darauf folgten der Botschafter in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Geschäftsträgerin in Zypern, der ranghöchste syrische Diplomat in London und ein Konsul in Armenien.

  • PARLAMENT

Insgesamt vier Abgeordnete haben ihre Posten aufgegeben, um gegen das Vorgehen gegen die Opposition zu protestieren. Zuletzt flüchtete Ende Juli eine Abgeordnete der von den Assad-Truppen bedrängten Wirtschaftsmetropole Aleppo mit ihrer Familie in die Türkei. Ikhlas al-Badawi war dabei das erste Mitglied des am 7. Mai neu gewählten Parlaments, das abtrünnig wurde.

Video: Hinrichtung von Assad-Gegnern:

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