Kritik

Primadonna konnte nicht überzeugen

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Angela Gheorghiu debütierte an der Wiener Staatsoper als Charlotte.

Oper. Jules Massenets süßliche Veroperung von Goethes empfindsamem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers, einem Schlüsselwerk des Sturm und Drang, ist unter der emotionsgeladenen Leitung von Frédéric Chaslin in neuer Besetzung an der Staatsoper zu begutachten. „Der liebeskranke Tenor hat“, wie der irische Spötter George Bernard Shaw anmerkte, „nur zwei aktive Augenblicke: den einen, wenn er der erwählten Schönen einen Kuss zu rauben versucht, den anderen, wenn er sich selbst hinter der Szene erschießt“.

Primadonna. In Andrei Serbans stimmungsvoller, in den 1950er-Jahren angesiedelter Baum-Inszenierung ist der junge französische Tenor Jean-François Borras ein romantischer, stimmschöner Werther; für seine große Arie im 3. Akt, Pourquoi me reveiller, wird er mit Bravos belohnt. Die rumänische Primadonna Angela Gheorghiu vermag bei ihrem Debüt als Charlotte nicht zu überzeugen; die Partie liegt ihr zu tief, die Stimme klingt wenig durchschlagskräftig. Daniela Fally ist eine süße Sophie, Ludovic Tézier ein tadelloser, bedrohlicher Albert.

E. Hirschmann-Altzinger

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