Der österreichische Handel steht an einem Wendepunkt: Zwischen wirtschaftlichen Herausforderungen und neuen Chancen suchen Einzelhändler und große Unternehmen – vom kleinen Blumenladen bis zum Lebensmittelhandel – nach innovativen Wegen, um sich erfolgreich zu positionieren.
Mit rund 93.000 österreichischen Handelsunternehmen und mehr als 700.000 Beschäftigten ist der Handel nicht nur der zweitgrößte Arbeitgeber des Landes, sondern auch ein zentraler Pfeiler der Wirtschaft. Doch wie können Händler in Zeiten von Inflation, Fachkräftemangel und verändertem Konsumverhalten bestehen?
Zahlen und Fakten zum österreichischen Handel
Im Jahr 2024 erwirtschaftete der österreichische Einzelhandel (ohne Kfz und Tankstellen) einen Nettoumsatz von rund 77,2 Milliarden Euro, was einem nominalen Plus von 2,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Branche von Unsicherheiten geprägt: Die Sparquote stieg 2024 auf 12 %, was auf eine zurückhaltende Konsumstimmung hinweist.
Der Handelsverband bleibt optimistisch, dass durch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen das Comeback Österreichs gelingen kann. Es bräuchte dringend eine Entbürokratisierungsoffensive, eine Innovationsoffensive, eine Entlastungsoffensive und eine Anreizoffensive.
Besonders betroffen ist der Handel von Insolvenzen: 2024 wurden im Handel 1.003 Insolvenzen verzeichnet, ein Anstieg von 17 % gegenüber dem Vorjahr. Zudem sind aktuell über 9.000 Stellen im Einzelhandel unbesetzt, was den Fachkräftemangel weiter verschärft.
Der Handel im Wandel
Die Konsumgewohnheiten der Österreicherinnen und Österreicher verändern sich: Während der Lebensmitteleinzelhandel 2024 ein Umsatzwachstum von 4,3 % verzeichnete, mussten Bereiche wie der Möbelhandel Rückgänge hinnehmen. Der Onlinehandel legte um 2,4 % zu, wobei die Wachstumsraten seit dem Boom der Pandemiejahre rückläufig sind.
Innovation und Anpassungsfähigkeit
- Digitalisierung und Omnichannel-Strategien: Einzelhändler sollten verstärkt auf digitale Vertriebskanäle setzen. Ein nahtloses Einkaufserlebnis über verschiedene Plattformen hinweg kann die Kundenbindung stärken und neue Zielgruppen erschließen.
- Nachhaltigkeit und Regionalität: Produkte aus der Region und nachhaltige Geschäftsmodelle gewinnen an Bedeutung. Händler können sich durch umweltfreundliche Verpackungen, kurze Lieferketten und transparente Produktionsbedingungen positiv abheben.
- Mitarbeiterbindung und ‑gewinnung: Angesichts des Fachkräftemangels sind attraktive Arbeitsbedingungen entscheidend. Flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und ein positives Betriebsklima können helfen, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten.
Nahversorgung ist mehr als nur Lebensmitteleinkauf
Die Sicherstellung der Nahversorgung und die Förderung regionaler Produkte sind in Österreich zentrale Anliegen – sie tragen maßgeblich zur Lebensqualität bei. Einkaufsstraßen, Bauern- und Flohmärkte und Shopping-Center bieten mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Geschäften Einkaufsvergnügen für jeden Geschmack.
Dennoch stehen viele Gemeinden hierzulande vor der Herausforderung, dass die Nahversorger in den Ortskernen schließen und es zu immer mehr Geschäftsleerständen kommt. Daher ist es essenziell, dass gezielte Fördermaßnahmen die Versorgungssicherheit nachhaltig stärken.
Wie der heimische Handel Wandel zur Chance macht
Der österreichische Handel steht vor vielfältigen Herausforderungen, bietet jedoch auch zahlreiche Chancen. Durch gezielte Investitionen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Mitarbeiterbindung kann der Handel seine Wettbewerbsfähigkeit stärken und sich erfolgreich am Markt positionieren. Es gilt, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden stets im Blick zu behalten.