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Horror-Tat in Niederösterreich
14-Jähriger soll eigene Mutter erstochen haben
Der Jugendliche greift nach der Tat selber zum Telefon und ruft die Rettung zu Hilfe – zu spät.
NÖ. Am Montagvormittag klingelt das Telefon bei der Rettung in Kirchschlag in der Buckligen Welt (Bez. Wiener Neustadt-Land). Am Hörer ist der erst 14 Jahre alte Lukas Z. (Name geändert). Er gibt an, dass seine Mutter tot im Zimmer liegt. Sofort rückt eine Mannschaft aus.
Keine Rettung. Den Helfern bietet sich ein Bild des Grauens. Sie finden eine etwa 55 Jahre alte Frau mit Stich- und Schnittverletzungen inmitten einer Blutlache. Für das Opfer gibt es keine Rettung mehr. Später wird die Polizei feststellen, dass es sich bei ihm tatsächlich um die Mutter des 14-Jährigen handelt, die in der Gemeinde liebevoll Christl genannt wurde.
Streit mit Mutter. Immer mehr schockierendere Details dringen ans Tageslicht. „Der Jugendliche hat, was den Tathergang anbelangt, gegenüber der Polizei umfangreiche und klare Angaben gemacht“, sagt Markus Bauer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt zu ÖSTERREICH. Der Bluttat soll ein Streit vorangegangen sein, gibt Z. an. Damit ist klar, dass der 14-Jährige als Mordverdächtiger im Zentrum der Ermittlungen steht.
Jugendlicher machte sich selbst zu Vollwaise
Z. lebte alleine mit seiner Mutter in einer Dachgeschoßwohnung. Der Vater soll verstorben sein, heißt es in der Gemeinde. Jetzt soll sich der 14-Jährige selbst zur Vollwaisen gemacht haben.
Küchenmesser. Die Tatwaffe wird sichergestellt, es ist ein Küchenmesser. Der Tathergang wird derzeit von einer Tatortgruppe, der Mordabteilung des Landeskriminalamts sowie dem Kriminaldienst Sollenau rekonstruiert.
Viele Gemeindemitglieder sind sprachlos. „Ich bin bis auf das Äußerste schockiert. So was hat es bei uns noch nie gegeben“, ringt Bürgermeister Josef Freiler um Worte. Es herrscht große Trauer.
Nachbarin. Stefanie B. war langjährige Nachbarin der alleinerziehenden Mutter Christl und ihres Sohnes Lukas Z. Sie glaubt, dass der Mord seinen Ursprung in einem Unfall haben könnte, den das Opfer in der Vergangenheit erlitt und der sein Leben nachhaltig negativ beeinflussen sollte (siehe rechts oben). Für den Tatverdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.
Nachbarin erklärt: Drama begann nach Unfall
Der Ursprung der schrecklichen Tat dürfte schon einige Jahre zurückliegen.
Familie. Stefanie B. war langjährige Nachbarin der alleinerziehenden Mutter. Vor mehreren Jahren erlebte Christl, wie sie in ihrer Heimatgemeinde genannt wurde, einen schweren Unfall. „Von da stammt alles ab“, so Nachbarin B. Das Drama nahm seinen Lauf.
Anstatt Medikamente zu nehmen, soll die schwer belastete Frau zu trinken begonnen haben. Vor einigen Monaten dürfte sie ihre Anstellung in einem Schlachthof verloren haben und seither arbeitslos gewesen sein, erfuhr ÖSTERREICH in der Gemeinde. Das soll die Situation zwischen ihr und dem Sohn verschärft haben.
Der 14-Jährige soll sich seitdem in der Schule schwer¬getan haben und das Haus in letzter Zeit kaum verlassen haben. Von der Tat selbst bekam B. nichts mit.
Vorläufiges Obduktionsergebnis: Mutter starb an Herzdurchstich
Die etwa 55 Jahre alte Frau, die am Montag von ihrem 14-jährigen Sohn in Kirchschlag in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt-Land) getötet worden sein soll, starb an einem Herzdurchstich. Dies sei das vorläufige Ergebnis der Obduktion, sagte Markus Bauer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt am Mittwoch auf APA-Anfrage. Festgestellt wurden weiters Wunden am Nacken und am Hinterkopf.
Am Nacken wies das Opfer nach Angaben von Bauer eine Stichverletzung auf, am Hinterkopf eine etwa zwei Zentimeter lange Schnittwunde. Die genaue Anzahl der Stiche, die der Jugendliche mit dem Küchenmesser gesetzt haben soll, war vorerst nicht bekannt. Der Behördensprecher verwies in diesem Zusammenhang auf das schriftliche Obduktionsergebnis, das erst in einigen Wochen vorliegen werde.
Noch keine weiteren Gutachten in Auftrag gegeben
Weitere Gutachten wurden seitens der Staatsanwaltschaft noch nicht in Auftrag gegeben. Bauer zufolge wird dafür die Entscheidung über die Verhängung der Untersuchungshaft, die am (heutigen) Mittwoch fallen soll, abgewartet. Einvernommen wurde der Beschuldigte nach der Befragung durch die Staatsanwaltschaft am Dienstag vorerst nicht mehr.
Hinsichtlich der Verantwortung des 14-Jährigen hatte Bauer schon am Dienstag festgestellt, dass der Jugendliche einen Mordvorsatz bestritt, aber umfassende Angaben zum Geschehen machte. "Ein vollinhaltliches Geständnis liegt nicht vor", betonte der Staatsanwalt am Mittwoch.
"Lockere Kontakte" zu Kinder- und Jugendhilfe
Die Kinder- und Jugendhilfe des Landes Niederösterreich hat am Mittwoch angegeben, dass es zur am Dienstag in Kirchschlag in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt-Land) getöteten Mutter des 14-Jährigen in der Vergangenheit "lockere Kontakte" gegeben habe. Eine "intensive Betreuung" habe aber nicht vorgelegen, betonte Peter Rozsa, der stellvertretende Leiter der Fachabteilung, auf Anfrage.
Die angesprochenen Kontakte habe es zur Familie "hin und wieder gegeben" sagte Rozsa - "wie in so vielen Fällen, in denen eine Alleinerziehersituation vorliegt". Die Bluttat sei "völlig unvorhersehbar" gewesen, betonte er. "So etwas ist mir in meiner gesamten Berufslaufbahn noch nicht untergekommen." Auch für die Kinder- und Jugendhilfe stelle die gegenwärtige Lage eine "Ausnahmesituation" dar.
Traurige Statistik: Immer mehr Teenie-Straftäter
Die Polizeizahlen belegen es: Immer mehr Kinder begehen schwere Taten.
Wien. 2017 ersticht Leon W. (14) seinen Vater in Götzis (V.). Vor Kurzem verprügeln in der Wiener Seestadt zwei 13-Jährige einen 15-Jährigen. Davor versuchten sie, einen Hanfshop auszurauben.
Täter werden immer jünger. Im Vorjahr gab es 6.241 Verdächtige zwischen 12 und 14 Jahren – ein Plus von 6 %. Dazu kommen noch 990 Verdächtige unter 10 Jahren – das ist ein Plus von 30 %. Insgesamt gab es im Vorjahr 7.231 Täter unter 14 Jahren – sie sind alle nicht strafmündig.