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Schöttel kehrt in sein "Wohnzimmer" Hanappi zurück

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Seit seinem Abschied als Sportdirektor im November 2006 ist Peter Schöttel schon unzählige Male beim SK Rapid zu Gast gewesen. Der Besuch am Samstag steht aber unter ganz besonderen Vorzeichen, schließlich wird der Ex-ÖFB-Internationale als Trainer des SC Magna Wiener Neustadt und damit erstmals als Betreuer eines gegnerischen Bundesligisten in der Gästekabine des Hanappi-Stadions Platz nehmen.

Als Sportclub-Coach war Schöttel schon einmal ein Fremder im eigenen "Wohnzimmer", damals allerdings nur gegen die grün-weißen Amateure. Doch diesmal geht es gegen die Kampfmannschaft des Rekordmeisters, für den der ehemalige Verteidiger 524 Pflichtspiele - so viel wie kein anderer Kicker - absolvierte. Dennoch verzichtete der 43-Jährige im Vorfeld auf pathetische Worte. "Eine emotionale Rückkehr wird es hoffentlich sein, aber Rückkehr ist zu viel gesagt, denn ich war ja schon vorher oft da."

Schöttel nahm am Abend des 11. November 2006 als Sportdirektor seinen Hut. Damals wollte der Wiener unmittelbar nach dem 1:1 im Hanappi-Stadion gegen Pasching aufgebrachte Fans vor dem Eingang zum Spielertunnel besänftigen, erntete dafür aber wüste Beschimpfungen und entging nur knapp einer veritablen Bier-Dusche. Mit diesen Vorfällen hat Schöttel nach eigenen Angaben längst abgeschlossen, sein Abgang sei dadurch nicht provoziert, sondern lediglich beschleunigt worden.

Drei Meistertitel, zwei Cupsiege und ein Europacup-Finale erlebte der Spieler Schöttel mit Rapid, dazu kam der Meistertitel 2005 als Sportdirektor. Seine Rückennummer 5 wurde nach Karriereende im Herbst 2001 nicht mehr vergeben, und das soll zumindest bis 2011 auch so bleiben.

Bei einer dermaßen starken Bindung scheint eine Rückkehr nach Wien-Hütteldorf alles andere als ausgeschlossen, auch wenn Schöttel abwiegelte: "Rapid ist in meiner derzeitigen Lebensplanung noch nicht erkennbar. Ich möchte meine Arbeit mit Wiener Neustadt fortsetzen, das ist ein sehr interessantes Projekt."

Der 63-fache Teamspieler und WM-Teilnehmer 1990 und 1998 trifft mit den Niederösterreichern am kommenden Dienstag im Cup-Semifinale auswärts auf Schlusslicht Austria Kärnten, deshalb rückt die Partie gegen Rapid für Schöttel sogar etwas in den Hintergrund. "Wir wollen in der Liga Fünfter werden, aber der Cup ist für uns der wichtigere Bewerb", gab der frühere Abwehrspieler zu.

Seine Kicker sollten den Auftritt im Hanappi-Stadion genießen, forderte Schöttel. "Ich habe ihnen gesagt, das sind die Spiele, für die man Fußballer wird. Wir freuen uns auf die Atmosphäre in diesem Stadion." Die im Jahr 2010 eher negative Stimmung rund um Rapid kann der Wr.-Neustadt-Trainer nicht nachvollziehen. "Das ist zum Teil Jammern auf höchstem Niveau. Die Rapidler haben sich die Latte mit den Erfolgen im Herbst selbst hoch gelegt. Im Frühjahr gibt es Probleme, aber dennoch schaffen sie es, vorne dabei zu sein. Von der Punktezahl her ist Rapid auf einem guten Weg."

Nach dem Geschmack von Schöttel soll Rapid am Samstag von diesem Weg abkommen. Ein Sieg im Westen Wiens würde nicht nur den ersten vollen Erfolg einer Oberhaus-Mannschaft aus Wiener Neustadt über Rapid seit Herbst 1965, sondern auch die erste Niederlage der Hütteldorfer nach acht Liga-Matches bedeuten. Um das zu erreichen, werde es nicht genügen, nur Beton anzurühren. "Wir müssen auch nach vorne etwas tun."

Rapid-Trainer Peter Pacult, der im September 2006 von Schöttel zu den Grün-Weißen geholt wurde, freut sich für seinen Ex-Mitarbeiter. "So ein Match ist für Peter eine Riesensache. Er ist Rapid-Rekordspieler, da werden die Emotionen sicher groß sein. Er hat einen guten Weg eingeschlagen, aber für Samstag kann ich ihm nicht alles Gute wünschen."

Schöttels bisherige Bilanz beim Club von Frank Stronach steht bei vier Siegen, vier Remis und drei Niederlagen (Torverhältnis 12:11) und spricht daher für die Trainer-Qualitäten und einen längeren Bundesliga-Verbleib des Wieners, wie auch Pacult bemerkte. "Es freut mich für Peter, dass er den Fuß gut reingestellt hat."

Mit der Freundschaft ist es aber am Samstag vorbei, schließlich benötigt Rapid nach der enttäuschenden Nullnummer gegen den LASK dringend einen Sieg. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Titel aufgrund des Rückstands von acht Punkten auf Red Bull Salzburg passe sein dürfte. Offiziell abblasen wollte Pacult die Meisterhoffnungen noch nicht. "Nach 36 Runden schauen wir, was herausgekommen ist."

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