dating.21

Lieben im digitalen Zeitalter

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Neues Buch beleuchtet die Formen des Kennenlernens und Verabredens im Internet

Im 21. Jahrhundert angekommen, ist auch das Kennenlernen von Menschen über das Internet nichts Außergewöhnliches mehr - sei es über Internet-Plattformen oder gezielt auf Webseiten, welche der reinen Partnersuche dienen. Was hat sich an unserer Verabredungskultur und an der Art, wie wir unsere Liebe organisieren, verändert? Dieser Frage gehen die Autoren des Buches "dating.21" nach. Eine eindeutige Antwort gibt es keine, nur die, dass am Ende immer die Sehnsucht nach dem realen Kontakt steht.

Dating-Forschung
"dating.21" wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes der Fachhochschule Salzburg herausgegeben. In 14 Aufsätzen werden Themen wie Begegnung, Verabredungskulturen, Kommunikation unter Liebenden, Liebe an sich, Dating-Shows und schließlich sogar die Eigentumsfrage im Internet diskutiert, nämlich "Wem gehören die Beziehungen im Netz?". Die Beiträge bieten einen interessanten Einblick in die neuen Formen der Kommunikation, Wechselbeziehungen und Kontaktaufnahme im Internet. Von einer leichten Lektüre kann jedoch nicht die Rede sein, da die Aufsätze - geschrieben von Wissenschaftern - auch sehr wissenschaftlich gehalten sind.

"Werther würde heute nicht Selbstmord begehen, er würde im Internet nach einer anderen Frau suchen", so die im Buch häufig zitierte israelische Soziologin Eva Illouz über die Paarbeziehungen im Zeitalter des Internet. Auf so deutliche Aussagen lassen sich die Autoren selten ein, wie auch der Beitrag von Christian Eigner und Michaela Ritter mit dem selbstredenden Titel zeigt: "Doppelte Verführung. Über Formen der Liebe, Formen der Begegnung - und über die Unmöglichkeit, etwas über das Netz und die Liebe sagen zu können."

Etwas praxisnaher und konkreter ist der Beitrag von Wolfgang Kellner, welcher die digitale Liebessuche mit jener der Arbeitssuche vergleicht. Konkret untersucht er die Selbstbeschreibungen (Persönlichkeitsprofile) auf Dating-Plattformen in der Beziehungswelt und sogenannte e-Portfolios in der Arbeitswelt. Alleine das Lesen des Beitrages regt dazu an, die Funktion und den Prozess der Selbstbeschreibung zu überdenken.

Ein nicht unwesentlicher Teil der Internet-Nutzer mit dem Ziel des Kennenlernens sind Jugendliche. Diese Generation, welche mit dem Internet von Beginn an aufwächst, findet in diesem Buch leider keine Berücksichtigung. So ergab eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest zur Internetnutzung zwölf- bis 19-jähriger Jugendlicher in Deutschland, dass sich bereits 28 Prozent der jugendlichen Internetnutzer nach einem Chat mit einer Person auch persönlich getroffen hätten, 14 Prozent seien es bei den Zwölf- bis 13-Jährigen gewesen. Fragt sich nur, welche Form von Verabredungskultur hier dahinter steckt.

Konkrete Tipps für die erfolgreiche Partnersuche im Internet, wie es der Titel vorerst vermuten ließe, darf man sich nicht erwarten. Vielmehr werden die Themen oft sehr philosophisch und wissenschaftstheoretisch abgehandelt und Annäherungen versucht. Mitherausgeberin Karin Mairitsch betont im Vorwort bereits, dass "nicht zu erwarten war, dass wir einen Bestseller produzieren würden". "Dating.21" ist kein Buch für die breite Masse, aber dafür umso mehr wissenschaftlich interessierte Leser zu empfehlen.

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