Eröffnung

21er Haus öffnet Pforten

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Das neue Museum wurde im Ramen der  "Vienna Art Week" eröffnet.

Die erste Ausstellung des umgebauten 21er Hauses in Wien zieht schon von weitem die Blicke auf sich: Marcus Geigers Intervention bespielt das Haus außen und innen gleichermaßen, hüllt das Gebäude sowie den vorgelagerten Büroturm mit roten Stoffbahnen einem Schal gleich ein und schützt scheinbar vor der vorwinterlichen Kälte. "Schöne Aussichten" auch für Museumsdirektorin Agnes Husslein-Arco, für die es "ein ganz großer Tag" ist, wie sie am Dienstag beim Pressegespräch betonte. "Der Mythos des 20er Hauses basierte auf einer unkonventionellen und interdisziplinären Programmatik, und diese wollen wir fortführen."

Dreieinhalb Jahren Bauzeit
Nachdem die adaptierten Räumlichkeiten nach dreieinhalb Jahren Bauzeit bereits im September vorgestellt wurden, wird das von Adolf Krischanitz transformierte "Architekturjuwel" (Husslein-Arco) nun von 15 künstlerischen Positionen bevölkert, die alle Sinne ansprechen wollen. Neben Geigers Persiflage auf Fahnen (außen) und rote Teppiche (innen) sticht etwa Lucio Fontanas Neonskultpur sofort ins Auge, die sich als Leuchtschlange an die Decke schmiegt. Akustische Reize setzt hingegen Florian Heckers Installation "Hecker-Leckey-Sound-Voice Chimera", die mittels dreier Lautsprecher den ganzen offen konzipierten Ausstellungsbereich mit pulsierend verstörenden Soundcollagen durchdringt.

21er Haus und Kunst
Videoarbeiten gibt es u.a. von Andrea Fraser ("Museums Highlights: A Gallery Talk"), Pierre Huyghe ("The Host and the Cloud") oder Josef Dabernig zu sehen, dessen für den Europäischen Kurzfilmpreis nominiertes "Hypercrisis" im Rahmen der Ausstellung ihre Österreichpremiere feiert. Porträts heimischer Künstler präsentiert wiederum Peter Kogler in Zusammenarbeit mit dem museum in progress, während Oswald Oberhuber mit der Rauminstallation "Museum im Museum" zentrale Tendenzen der Moderne in einem Holzpavillon zeigt. Ins Freie dringt Lois Weinberger mit einem "Wild Cube", ein knapp zwölf Meter langer und vier Meter hoher Stahlkäfig als Lebensraum für Pflanzen, vom Eingriff des Menschen abgeschirmt.

Stellenwert der zeitgenössischen Kunst
Laut Cosima Rainer, die gemeinsam mit Bettina Steinbrügge für die Kuratierung der Schau verantwortlich zeichnet, wird "mit dem 21er Haus der Stellenwert der zeitgenössischen Kunst im Belvedere wieder vergrößert". Die Herausforderung, die das "einmalige Gebäude mit seiner Einraumarchitektur" laut Husslein-Arco für Künstler wie Kuratoren schafft, nehmen Rainer und Steinbrügge gerne an, wie sie betonen. Als "Experimentierfeld, Labor und Diskursort" ist das 21er Haus "ein Ort für die österreichische Kunst, aber natürlich im internationalen Kontext", so Husslein-Arco, während Steinbrügge die "künstlerische Produktion, Rezeption und Reflexion" von aktuellen Positionen wie künftigen Entwicklungen hervor strich.

Videoarbeiten
Die Videoarbeiten werden im Blickle Kino gezeigt, das nach Ende der Ausstellung voraussichtlich bis April 2012 auf den neuesten technischen Stand gebracht werden soll. Neu ins Haus kommen wird im kommenden Jahr auch die Artothek des Bundes, während bereits jetzt eine Dauerausstellung sowie ein Archiv dem österreichischen Künstler Fritz Wotruba im Untergeschoß gewidmet sind. Für Wilfried Seipel, Vorsitzender der Wotruba-Privatstiftung, markiert der heutige Tag damit auch "die Heimkehr eines Künstlers in den großen Verbund der österreichischen Museumslandschaft" sowie "in das Bewusstsein einer hoffentlich breiten Öffentlichkeit".

Aufruf zu mehr Investitionen in Kunst
Trotz der vom Bund zusätzlich zur Verfügung gestellten Mittel von zwei Mio. Euro für das Haus appellierte Husslein-Arco in Richtung Politik, "viel mehr in die Kunst" zu investieren. Für den laufenden Betrieb werden insgesamt 4,5 Mio. Euro benötigt, die ausstehenden 2,5 Mio. werden im ersten Jahr "größtenteils aus den Reserven des Belvedere abgedeckt", so die Direktorin. Danach könne man sich auf diese Rücklagen aber nicht mehr verlassen.

"Retrospektiver Blick" auf Geschichte des Hauses
Einen "retrospektiven Blick" auf die Geschichte des Hauses, der damit verbundenen Künstler und gezeigten Ausstellungen wirft auch die aktuelle Publikation "Zurück in die Zukunft", im kommenden Frühjahr soll dann das Obergeschoß mit einer Dauerausstellung aus dem Sammlungsbestand bespielt werden. Eröffnet wird "Schöne Aussichten" heute Abend im Rahmen der "Vienna Art Week", zu sehen sind Arbeiten wie Franz Wests "Moonlight"-Leseecke oder Sofie Thorsens "Spielplastiken" bis zum 8. Jänner.

Infos
Alle Informatioen zum neuen 21er Haus finden sie auch unter http://www.21erhaus.at.
 

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