Fels in der Brandung

Rabl-Stadler: "Meine Rekord-Festspiele"

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Am Samstag starteten mit dem neuen „Jedermann“ die Salzburger Festspiele 2012.

Salzburgs Festspiel-Intendanten kommen und gehen. Die Präsidentin bleibt. Helga Rabl-Stadler ist der Fels in der Brandung. Heuer schafft sie es sogar – gemeinsam mit dem merkantil kongenialen neuen Festspiel-Zampano Alexander Pereira – das Festival in Richtung neuer Rekorde zu manövrieren.

Die Festspiele dauern eine Woche länger als bisher – und das in Zeiten schwindender Budgets! Es wurden 20 % mehr Karten aufgelegt als sonst – und schon 20 % mehr verkauft. Es gibt einen neuen Hauptsponsor – Rolex. Und viele Mäzene – für Puccinis La Bohème mit Anna Netrebko konnte sogar ein Gönner aus Shanghai an Bord geholt werden.

Sponsoren
„Wir werden 2013 erstmals mehr Gelder durch Mäzene und Sponsoren lukrieren als durch den Subventionsgeber. Worin ich keine Gefahr sehe“, sagt Rabl-Stadler. Den polemischen Einwand des ehemaligen Staatsoperndirektors Ioan Holender und des Münchner Opernchefs Nikolaus Bachler, Salzburg stünde seit heuer ganz besonders unter der Fuchtel der Sponsoren, wischt Rabl-Stadler vom Tisch: „ein verheerender Misstrauensvorschuss“ (siehe Interview).

Mozart-Fan
Apropos Puccini: Ihr Lieblings-Komponist ist das nicht. „Ich bin ein Mozart-Fan. Ich möchte den Figaro toujour und tour-retour hören“, betont die Präsidentin. Auf die beiden Superstars in La Bohème freut sie sich trotzdem besonders.

„Netrebko als Mimì und Piotr Beczala sind ein Traumpaar, und beide sind in einer Traumkondition! Was man sich ja in Salzburg kaum zu sagen traut: Denn das Wetter hier pendelt zwischen schwül und eisig kalt, und die Sänger sind auch wettermäßig gewissen Belastungen ausgesetzt … Ich hab die Anna gerade getroffen, sie war blendend aufgelegt und hat bildhübsch ausgeschaut.“

Dass La Bohème – ebenso wie Carmen oder Die Zauberflöte – längst ausverkauft ist, ärgert zwar Opernfans ohne Tickets. Die Festspiel-Präsidentin aber freut’s.

ÖSTERREICH: Welche Superlative gibt es heuer?
Helga Rabl-Stadler: Es gibt mehr Veranstaltungen (256), mehr Karten (260.000), mehr Spielstätten (16 ), mehr Jedermann-Vorstellungen (13). Wir haben 20 Prozent mehr Karten aufgelegt, und der Vorverkauf liegt 20 Prozent über dem Vorjahr. Außerdem verbuchen wir heuer mehr internationale Gäste als jemals zuvor.
ÖSTERREICH: Sie spielen heuer – kaum zu glauben – erstmals „La Bohème“.
Rabl-Stadler: Unser Ex-Intendant Gérard Mortier hat Puccini mit einem Bann belegt. Er sagte: So schlechte Musik will er nicht haben. Dieses Verbot hat Pereira angestachelt, es jetzt zu machen.
ÖSTERREICH: Sie haben einen neuen Sponsor – Rolex.
Rabl-Stadler: Dank Rolex können wir uns eine Opern-Eigenproduktion zu Pfingsten leisten.
ÖSTERREICH: Für „La Bohème“ haben Sie heuer sogar einen Mäzen aus Shanghai.
Rabl-Stadler: Die Mäzene spielen bei uns eine immer größere Rolle. Das Dach im Residenzhof ist rein durch Mäzene finanziert. Wir werden 2013 erstmals mehr Gelder durch Mäzene und Sponsoren lukrieren als durch den Subventionsgeber. Worin ich keine Gefahr sehe.
ÖSTERREICH: Ioan Holender und Nikolaus Bachler behaupten: Die Salzburger Festspiele stehen unter der Fuchtel der Sponsoren.
Rabl-Stadler: Mir ist diese Verdächtigung der privaten Geldgeber völlig fremd. Weder Pereira noch ich – und wir haben beide jahrelange Erfahrung als Sponsoren-Gewinner – waren jemals damit konfrontiert, dass ein Sponsor seinen programmatischen Willen durchsetzen wollte. Deshalb empfinde ich es als verheerenden Misstrauensvorschuss, wenn Holender und Bachler unseren Geldgebern unterstellen, sie wollten sich programmatischen Einfluss kaufen. So funktioniert das nicht.
ÖSTERREICH: Das Anfütterungsgesetz zeigt Wirkung – einige Politiker zahlen ihre Karten heuer selber.
Rabl-Stadler: Ich bin traurig, dass wir so weit gekommen sind, dass Anstand durch gesetzliche Reglementierung ersetzt werden muss. Denn dieser Generalverdacht bei jeder Einladung, dass damit Anfütterung verbunden sei, passt so gar nicht zur österreichischen Gastfreundschaft. Trotzdem habe ich mich dazu nicht mehr zu Wort gemeldet, weil ich mich nicht in die falsche Gesellschaft der schwarzen Schafe begeben möchte.

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