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Der Strick-Boom bricht wieder aus

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Nach dem Abwärtstrend in den 90er Jahren greifen junge Leute wieder zu den Stricknadeln und die Wollgeschäfte boomen wieder.

Es ist die Insel der Strick- und Häkelseligen, die "Woll-Insel" im 15. Wiener Gemeindebezirk. Unauffällig und unspektakulär ist das Geschäft von außen, ein paar verstaubte Muster hängen in der Auslage, umrandet von einem Sonnendach in Zuckerlrosa. Doch drinnen wird man von der Wucht der Wolle erschlagen. Schätzungsweise vier, fünf Meter hoch stapelt sich das Material zum Stricken, Häkeln oder Sticken. In engen Gängen lagert hier Natürliches oder Synthetisches mit so klingenden Namen wie "Merino blend", "Skyline", "Landhaus" oder "Adesso", die nur darauf warten, zum Pullover oder zum Socken verarbeitet zu werden.

Der Strick-Boom bricht wieder aus
Dass Stricken wieder einen Boom erlebt, daran hätte die Besitzerin der "Woll-Insel" Doris Braunsteiner nicht gedacht. Ende der 90er Jahre hat sie ihr Geschäft in der Hütteldorfer Straße eröffnet. Und dass, obwohl das Wollgeschäft, indem sie angestellt war, nicht mehr gut ging. "Ich dachte, ich könnte es besser", meint sie lächelnd. Doch immer weniger Leute wollten ihre Kleidung selber stricken oder häkeln. Die vielen Strickgeschäfte, die in den 80ern noch blühten, verwelkten. "Der Abwärtstrend war eigentlich schon da", sagte Braunsteiner. Doch sie und ihr Geschäft haben überlebt. "Ohne Onlineshop hätte ich das nicht geschafft."

Stricken mit Hilfe des Internet
Das Internetgeschäft ist Doris Braunsteiners liebste Beschäftigung. "Das Programmieren habe ich mir selbst beigebracht", verkündet sie stolz. Sogar einen sogenannten Strickrechner hat sie installiert, damit ihren Online-Kunden nie die Wolle ausgeht. Dieser fragt nach Schnitt und Größe des Pullovers sowie nach einer Maschenprobe. Mit einem Klick wird die Menge des benötigten Materials errechnet.

Stricken ist Meditation
Und wie sehen die typischen Kunden der "Woll-Insel" aus? "Das typische Klischee der strickenden Oma im Schaukelstuhl, das gibt's schon lange nicht mehr", meint Braunsteiner. "Und auch die Zeiten, in denen man strickt, weil man sich einen gekauften Pulli nicht leisten kann, sind vorbei." Stricken sei ein Hobby und beruhigt. Und das machen sich immer öfter jüngere Leute zunutze. Besonders das starke Geschlecht: "Ich beobachte, dass in letzter Zeit immer öfter junge Männer um die 30 mein Geschäft frequentieren."
Infos unter:http://www.woll-insel.at/

Foto:(c)www.sxu.hu

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